Vater von Supertalent erklärtDarum wechselte Florian Wirtz zu Bayer 04 Leverkusen

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Florian Wirtz

  • Der Wechsel von Florian Wirtz vom 1. FC Köln zu Bayer 04 sorgte für Irritationen.
  • Fernando Carro stichelte in Richtung FC, Horst Heldt in Richtung des Bayer-Bosses.
  • Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte nun Hans Wirtz, Vater des Nachwuchsfußballers, die Hintergründe des Wechsels.

Köln – Im Kampf um die großen Talente der Region gingen am Freitag die verbalen Scharmützel zwischen dem 1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen in die nächste Runde. Horst Heldt, Kölns Sportchef, sah sich zu einer Replik auf die Spitze des Leverkusenern Klubchefs Fernando Carro veranlasst.

Carro hatte bei der Branchen-Messe Spobis in Düsseldorf einen Seitenhieb in Richtung FC verteilt, der in Köln gar nicht gut ankam: „Es gibt Vereine wie Atlético Madrid, die kommen in der Champions League zu uns und wissen gar nicht, dass in Köln auch Fußball gespielt wird.“ Heldt konterte daraufhin süffisant und schlagfertig  in Richtung von Carro: „Den kenn ich nicht. Ich glaube, den kennt außerhalb von Leverkusen niemand. Ich kenne Rudi Völler, ich kenne den Trainer. Aber einen Herrn Carro? Den kennt man nicht.“

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Entbrannt hatte sich der Schlagabtausch am Wechsel von Ausnahmetalent Florian Wirtz (16) vom FC zu Bayer 04, der hohe Wellen schlug. Die Kölner bezichtigten den Rivalen, ein Agreement zwischen den rheinischen Spitzenklubs bei der Nichtabwerbung von Talenten gebrochen zu haben. Immerhin einigten sich die Vereine doch noch kurz vor Ende der Transferperiode; der Junioren-Auswahlspieler wechselt nicht erst im Sommer, sondern direkt zur Werkself. Nach Informationen dieser Zeitung unterschrieb Wirtz einen Dreijahresvertrag, allerdings keinen Lizenzspielerkontrakt. Inklusive der Ausbildungsentschädigung erhält der FC offenbar eine Ablöse in Höhe von 200.000 Euro.

Auch Mönchengladbach an Wirtz interessiert

Heldt bemühte sich aber, dass die Atmosphäre nicht weiter vergiftet wird. „Wir wünschen Florian alles Gute. Er hätte uns im Sommer verlassen und in der Jugendmannschaft einen Platz blockiert“, begründete der 50-Jährige den vorgezogenen Transfer. Heldt erklärte aber auch: „Jeder, ich betone jeder, hat versucht, Florian zu bekommen. Das sind auch Vereine in unmittelbarer Nähe gewesen.“ Und damit offenbar auch Borussia Mönchengladbach. Für Heldt sei es dennoch sinnvoll, dieses Agreement in „gewissen Altersbereichen“ weiter zu führen.

Die letzten Tage, das sagt Hans Wirtz, der Vater des Junioren-Nationalspielers, seien nicht spurlos an seinem Sohn vorbeigegangen, der die elfte Klasse eines Gymnasiums besucht. Familie Wirtz war überrascht vom großen medialen Echo und  den Misstönen zwischen den Klubs. „So, wie die letzten Tage verlaufen sind, sind wir froh, dass sich die Vereine am Ende vernünftig ausgetauscht haben und zu einer Einigung gekommen sind“, sagt Hans Wirtz dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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Jubelt künftig für Bayer 04: Florian Wirtz

Am Freitagvormittag habe er Matthias Heidrich angerufen, den Leiter des FC-Nachwuchsleistungszentrums: „Ich habe ihm  gesagt, dass wir alle die Zeit beim FC genossen haben. Im Sommer wäre Florian zehn Jahre beim FC gewesen, er hätte diese Saison auch noch zu Ende gespielt. Wir wollen dem Klub danken und wünschen ihm alles Gute. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis und hoffen, dass es so bleiben kann. Die Entscheidung zum Wechsel ist uns wahrlich nicht leicht gefallen.“

Schwester spielt ebenfalls in Leverkusen

Die Gründe erklärt der Lehrer allerdings auch. „Aus unserer Sicht waren die Perspektiven, die uns Bayer 04 für Florian aufgezeigt hat, und die Ausbildungsideen besser als die des FC. Florian soll erst einmal anderthalb Jahre bei der U 19 spielen, aber phasenweise bei den Profis mittrainieren. Die Vorschläge, die uns Sportdirektor Simon Rolfes und Cheftrainer Peter Bosz dazu gemacht haben, haben uns  überzeugt.“ Das Talent aus Brauweiler trifft in Leverkusen auch auf seine Schwester: Juliane Wirtz (18) spielt bei den Fußballerinnen von Bayer 04. Auch die Abwehrspielerin lief von 2011 bis Sommer 2018 für den FC auf.

Entgeistert ist Familie Wirtz allerdings von den kolportierten Summen, die das Talent bei Bayer 04 im Monat angeblich erhalten soll. Hans Wirtz stellt klar: „Der Geldaspekt war nicht der entscheidende für den Wechsel. Die Summen, die öffentlich kursieren, entsprechen nicht im Entferntesten der Wahrheit.“ Diese Meldungen sorgten allerdings dafür, dass die Familie darauf angesprochen wurde und sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte. Hans Wirtz’ Hoffnung: „Wir wünschen uns alle, dass jetzt wieder mehr Ruhe einkehrt.“

Erstes Training bei Bayer 04 Leverkusen

Florian Wirtz nahm unterdessen am Freitagnachmittag das Training bei Bayer 04 auf. In der nächsten Woche weilt der Mittelfeldspieler bei einem Lehrgang der deutschen U-17-Nationalmannschaft. Nationaltrainer Christian Wück berief Wirtz in den Kader für den Algarve Cup in Portugal vom 4. bis 13. Februar. Und dort, fernab der Heimat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch um andere Themen als um einen Wechsel eines Teenagers vom Links- ins Rechtsrheinische geht.

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