Der Zusammenschluss der aktiven Fanklubs des 1. FC Köln sieht vor der Vorstandswahl die Unterstützung von Promis für Kandidaten kritisch.
Brisante Stellungnahme„FC-Südkurve“ sieht Wahlunterstützung von Promis kritisch

Die Südkurve des 1. FC Köln im Kölner Rhein-Energie-Stadion
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Jetzt hat es ein nicht von dem Mitgliederrat unterstütztes Team amtlich: Für die Vorstandswahl des 1. FC Köln bei der Mitgliederversammlung ist das „Team Stroman“ zugelassen. Wilke Stroman als Präsidentschaftskandidat sowie Tugba Tekkal und Carsten Wettich haben 4589 Unterstützerunterschriften von FC-Mitgliedern eingereicht und damit die erforderliche Drei-Prozent-Hürde (drei Prozent der Mitglieder) übertroffen. Das steht zwar bereits seit einigen Tagen fest, doch jetzt gab auch die Wahlkommission nach Abzug von ungültigen Stimmen Grünes Licht.
„Schon jetzt ist es eine Ehre und eine große Freude, dass wir uns zur Wahl stellen dürfen. Das Sammeln der Stimmen war toll, denn wir sind mit so vielen FC-Fans in den Dialog gekommen. Und genau das wollen wir fortsetzen und ausbauen. Wir sind bereit, dem 1. FC Köln zu dienen. Und freuen uns sehr auf maximal viele Mitglieder am 27. September“, sagt Stroman, dessen Team eine Premiere gelang, denn noch nie zuvor hatte ein Trio die Hürde nehmen können.
1. FC Köln: Nach „Team Stroman“ auch „Team Adenauer“ so gut wie durch
Fast sicher ist, dass sogar drei Bewerber-Teams um die Gunst der Mitglieder ringen und sich am 27. September (Samstag, 11 Uhr) im Rhein-Energie-Stadion zur Wahl stellen. Diesen Termin hatte der FC am Donnerstag verkündet. Denn auch das „Team Adenauer“, so war zu erfahren, wird auf die benötigten Unterschriften kommen. Stichtag ist der 31. Juli. „Wir sind auf der Zielgeraden und absolut zuversichtlich, dass wir die Hürde in Kürze meistern werden. Wir freuen uns sehr darauf, mit drei Vorstandskandidatenteams in einen demokratischen Wettbewerb zu treten“, sagt Sven-Georg Adenauer, der mit Thorsten Kieswetter und Martin Hollweck kandidiert.
Der Mitgliederrat, der laut Satzung das Vorstandsvorschlagsrecht hat, nominierte Jörn Stobbe, Ulf Sobek und Jörg Alvermann. Das Trio ist daher gesetzt und muss nicht auf Stimmenfang gehen.
Kurz nachdem der Wahl-Termin bekannt gegeben wurde und zudem festgestanden hatte, dass das „Team Stroman“ zugelassen wird, reagierte der Fan-Dachverband Südkurve e.V. mit einer bemerkenswerten Stellungnahme zur aktuellen Lage.
Zwar begrüßt der Zusammenschluss der aktiven Fanklubs zwar die Auswahl aus drei Bewerber-Teams als Beweis, „dass unsere demokratischen Strukturen funktionieren“. Das Vorschlagsrecht des Gremiums wird verteidigt, es sei „sinnvoll und wichtig, da es dem Mitgliederrat als gewähltem Gremium die Möglichkeit gibt, geeignete Kandidaten vorzuschlagen, die fachlich und persönlich für das Amt geeignet erscheinen.“ Auch die hohe Drei-Prozent-Hürde sei „kein Widerspruch zur Demokratie“, sondern sorge „für ein Mindestmaß an Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit“.
Bis zur Wahl wolle man alle Teams intensiv prüfen und sich ein genaues Bild der Pläne machen. Die „Südkurve“ versprach zudem, „jedes Team ergebnisoffen und unvoreingenommen zu betrachten, bevor wir uns ein abschließendes Urteil bilden“.
Wir sehen mit Skepsis, dass sich gerade prominente Fans und Mitglieder in die Vereinspolitik einmischen, wenn dabei nicht ausgeschlossen werden kann, dass persönliche Interessen oder kurzfristige Ziele im Vordergrund stehen.
Doch im FC-Umfeld geht man klar davon aus, dass die „Südkurve“ in der Mehrheit das vom Mitgliederrat vorgeschlagene Team um Stobbe unterstützen wird. Ihre Stellungnahme erhält zudem eine Beanstandung, die vor allem als Kritik am „Team Stroman“ zu werten sein dürfte. Im Statement heißt es: „Wir sehen mit Skepsis, dass sich gerade prominente Fans und Mitglieder in die Vereinspolitik einmischen, wenn dabei nicht ausgeschlossen werden kann, dass persönliche Interessen oder kurzfristige Ziele im Vordergrund stehen.“ Dem Werben für vereinspolitisches Engagement stehe die Gruppe zwar „grundsätzlich offen gegenüber“, heißt es, aber es komme es auf ein wichtiges Detail an: „Entscheidend wird hierbei sein, ob dieses Engagement tatsächlich dem 1. FC Köln dient – oder nur Einzelnen.“
Der Hintergrund: Klub-Legende Lukas Podolski hatte ebenso wie Star-Musiker Henning May oder Komikerin Carolin Kebekus klare Sympathien für das „Team Stroman“ geäußert. Der langjährige Bundesliga-Manager Reiner Calmund wiederum, der bekanntlich weder FC-Fan noch -Mitglied ist, hatte im „Express“ lobende Worte für Adenauer übrig. Zudem greift die „Südkurve“ in die Wahlkampf-Führung ein. Themen wie die Zukunft des Geißbockheims seien elementar für den FC und sollten nicht für kurzfristige Wahlkampfzwecke „instrumentalisiert“ werden, heißt es. Dementsprechend erwarte man von allen Kandidaten zu sämtlichen Inhalten eine „verantwortungsvolle und sachorientierte Herangehensweise im Sinne des 1. FC Köln.“
Die kommenden elf Wochen bis zur Wahl Ende dürften spannend werden. Erstmals werden die Mitglieder des 1. FC Köln eine echte Wahl haben. Ein Team benötigt zum Sieg die absolute Mehrheit. Die kann, aber muss nicht nach dem ersten Wahlgang erreicht werden. Wird sie im ersten Wahlgang verfehlt, würde es zu einem Showdown um die FC-Macht kommen.