FC in der AnalyseBaumgart schimpft – Frust nach Pleite gegen „beste Mannschaft“

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Baumgart und Schiri

Steffen Baumgart wird wegen Meckerns an der Seitenlinie verwarnt.

Köln – Mit dem Schlusspfiff stapfte Steffen Baumgart an den Schiedsrichtern vorbei und schnurstracks auf den Rasen, was für alle Beteiligten eine gute Entscheidung bedeutete. Der Trainer des 1. FC Köln war zu aufgebracht, um nach der 0:1 (0:1)-Niederlage seiner Mannschaft gegen Union Berlin noch konstruktiv zu streiten. „Ich will die Leistung der Schiedsrichter nicht mehr akzeptieren“, schimpfte er später. Zwar seien die Unparteiischen nicht schuld gewesen am Ausgang der Partie, erklärte Baumgart und versuchte, seine Kritik allgemein klingen zu lassen.

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Doch ganz gelang ihm das nicht, denn zu sehr erinnerte seine Beschreibung an die extrem körperliche Spielweise der Gäste: „Ich wusste nicht, dass man erst in den Mann springt und dann gegen den Ball arbeitet“, sagte der 50-Jährige: „Ich bin früher in den Ball gesprungen, der Innenverteidiger ist in den Ball gesprungen. Mittlerweile fliegen alle nur noch durch die Gegend. Das nervt mich, hat aber nichts mit Union zu tun. Union war die beste Mannschaft, die wir bislang hier gesehen haben. Wir haben keinen Stich gehabt.“

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Berliner Mittelfeld hat das Kölner Spiel erstickt

Das physische Berliner Auftreten hatte die Kölner ebenso zermürbt wie ihren Trainer am Spielfeldrand. Das Fünfer-Mittelfeld des neuen Tabellenführers hatte das Kölner Spiel erstickt, über die Flügel hatte der FC keinen Weg gefunden. Obwohl Berlin klar besser war, erzielte der Kölner Abwehrchef den Treffer des Tages: Zwei Minuten waren gespielt, der FC hatte kaum den Ball berührt, da nahm Jordan Siebatcheu einen langen Schlag seines Torhüters mit, schob Luca Kilian den Ball durch die Beine und passte zu Sheraldo Becker, der sofort abschloss und das Tor verfehlt hätte, hätte Timo Hübers nicht den Fuß in den Ball gehalten und unhaltbar ins kurze Eck abgefälscht. Schon beim 1:1 am vergangenen Donnerstag in Nizza hatte Hübers mit einem Handspiel einen Elfmeter verursacht. Gegen Union unterlief ihm das nächste Missgeschick. „Das gehört zum Verteidigerleben. Es ist unglücklich, dass es heute das einzige Tor geblieben ist“, kommentierte Hübers.

Hübers gegen Becker

Hübers im Zweikampf mit Becker

In der zehnten Minute köpfte Knoche eine Ecke von der linken Seite auf das Kölner Tor und traf Luca Kilians Oberarm. Der Verteidiger stand mit dem Rücken zum Gegner und zeigte weder eine Bewegung zum Ball noch eine unnatürliche Armhaltung. Dennoch gab Schiedsrichter Cortus Handelfmeter. „Das ist nicht die Regel, zur Regel gehört Absicht“, kommentierte Baumgart.

Allerdings erlebte die Partie eine unerwartete Pointe, denn Marvin Schwäbe hielt Siebatcheus schwach geschossenen Versuch vom Punkt. Das Stadion tobte, Baumgart tobte mit und zeigte wilde Gesten in Richtung des Vierten Offiziellen. Der Verein hat fordernde Tage hinter sich, die Stimmung war aufgebracht. Das Spiel hätte in diesen Momenten eine hübsche Wendung zugunsten der Heimelf nehmen können. Doch Union Berlin ist nicht die Mannschaft, die an derartigen Drehbüchern mitschreibt.

Union jubelt

Marvin Schwäbe hält einen Elfmeter gegen Union Berlin.

Stattdessen spielten die Hauptstädter weiter mit aller Entschlossenheit. Nach einer Viertelstunde traf Sheraldo Becker zum vermeintlichen 2:0, doch der Treffer wurde wegen einer Abseitsstellung annulliert. Fünf Minuten später musste Schwäbe eine Fußbabwehr gegen Becker zeigen. Köln war ziemlich gut bedient in dieser Phase. „Wir müssen ehrlich sein: Wir waren nicht gut genug, um dieser Mannschaft Paroli zu bieten“, befand Baumgart.

FC startet besser in den zweiten Durchgang

Zur zweiten Halbzeit wurden die Kölner ein wenig besser. Linton Maina hatte eine Möglichkeit aus dem Tempo, vergab aber. „Es ist immer schwer gegen Union. Wir hatten gleich nach der ersten Halbzeit eine riesige Chance, dann noch ein paar Standards“, beschrieb Florian Kainz: „Die erste Halbzeit war einfach nicht gut von uns. Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen, waren nicht giftig genug in den Zweikämpfen. Wir sind dem Druck erlegen. Beide haben unter der Woche gespielt, das kann keine Ausrede sein. Wir haben die ersten Minuten ganz verschlafen und die ganze Halbzeit nicht gut gespielt. Es war ein sehr enttäuschender Tag.“

Kilian und Baumgart

FC-Trainer Baumgart spricht mit Luca Kilian nach dessen Platzverweis.

Die zweite Hälfte wurde zu einem zunehmend hilflosen Anrennen der Kölner gegen eine grimmig verteidigende Berliner Mannschaft, die das Spiel auf die Zielgerade brachte, ohne in Schwierigkeiten zu geraten. Baumgart wechselte, stellte mehrfach um. Seine Mannschaft mühte sich. Doch bevor die Kölner sich zur letzten Offensive aufbäumen konnte, gerieten sie in Unterzahl: Luca Kilian entschied sich unnötigerweise dazu, einen Konter per Foul zu unterbinden, obwohl noch genügen Kollegen hätten eingreifen können. „Muss er nicht machen, wird er draus lernen“, kommentierte Kainz. Die Gelbe Karte war berechtigt, allerdings wurde sie zum Platzverweis, weil Kilian beim unberechtigten Strafstoß in der ersten Halbzeit Gelb gesehen hatte. „Das wird dann Verarsche, das kotzt mich an“, sagte Baumgart, der nach der ersten Kölner Niederlage der Saison nicht mehr mit den Schiedsrichtern sprechen mochte: „Sie waren nicht ursächlich für die Niederlage. Aber ich habe keinen Bock mehr auf die Erklärungen.“

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