1. FC KölnStille vor dem Stadion

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Leere vor dem Rhein-Energie-Stadion in Köln an dem Tag, an dem der FC eigentlich gegen Mainz 05 spielen sollte.

Köln – Samstag, 14.30 Uhr. Ich steige am Müngersdorfer Rhein-Energie-Stadion aus der KVB-Linie 1. In einer Stunde würde der 1. FC Köln hier sein Heimspiel gegen Mainz 05 austragen, hieß es noch vor wenigen Tagen.

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Nichts los vor Kasse 31 am Samstag.

Wer um diese Uhrzeit die Bahn am Stadion verlässt, tut das normalerweise gemeinsam mit hunderten rot-weiß gekleideten Fans, die sich über die mittlerweile bekanntgegebene Aufstellung beschweren, den letzten Schluck aus der Kölsch-Flasche trinken und noch einmal auf ihren Effzeh anstoßen, bevor es ins Stadion geht, um zu jubeln oder  zu leiden.

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Im Stadion wird zur Bundesliga-Anstoßzeit um 15.30 Uhr nicht gespielt, dafür allerdings davor.

Mit mir stiegen fünf Menschen aus, keiner von ihnen bewegt sich in Richtung Stadion. Dieser   Ort, der an jedem zweiten Wochenende Zehntausende zusammenbringt, könnte aktuell auch ein Ort für Meditationen in der Stille sein. „Es fehlt schon was“, meint Nicolas. Er ist FC-Fan, spaziert mit Freundin Lea gegen 15 Uhr am Stadion vorbei. Für die Spielabsage in Zeiten des Coronavirus  haben beide Verständnis: „Ich mache mir zwar überhaupt keine Gedanken um meine Gesundheit. Aber es wäre trotzdem falsch, sich keine Sorgen zu machen“, findet er.

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Ticketschalter waren am Samstag alle geschlossen in Köln.

Wer genau hinsieht, stellt fest, dass trotz der Bundesliga-Unterbrechung in Müngersdorf Fußball gespielt wird. Dutzende Hobbysportler treffen sich am Samstagnachmittag auf den Jahnwiesen vor dem Müngersdorfer Sportpark. In einer weitestgehend leeren Stadt wirkt ihre Lebendigkeit fast ein wenig befremdlich.

Mal beim FC vorbeischauen

Einige wenige Passanten schlendern am Stadion vorbei, alle verstehen gut, dass keine Fußballspiele mehr stattfinden. Die Suche nach Fans, die sich der Absage zum Trotz versammeln, bleibt ergebnislos. Zumindest fast: Gregor, eingefleischter FC-Fan und Dauerkarteninhaber, wollte heute eigentlich seinen Junggesellenabschied in Antwerpen verbringen – „aber in Belgien ist jetzt ja alles dicht.“

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 Jetzt schaut er mit seinen knapp 20 Freunden halt mal beim FC vorbei, trinkt ein Bier drauf. „Mittwoch war der Horror“, meint sein Kumpel Jan. „Wir hätten das Geisterspiel fast nach 15 Minuten wieder aus gemacht. Schrecklich. Zum Glück wurde das Spiel heute abgesagt.“

Am Rhein-Energie-Stadion zeichnet sich an diesem Samstagnachmittag ein Konsens ab, der auch gesamtgesellschaftlich zu beobachten ist: Das Coronavirus ist eine ernstzunehmende Gefahr. Es liegt an jedem, diese einzudämmen. Auch auf Kosten des Fußballs, sogar in Köln.

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