Nach 0:2 in BelgradDer Kölner Offensive fehlen die Mittel

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FC-Stürmer Steffen Tigges hat gegen Partizan-Tothüter Popovic einmal mehr das Nachsehen.

Belgrad – Der Spuk hatte ein rasches Ende, nach dem Schlusspfiff im Stadion Partizana war bald Ruhe eingekehrt. Wo gerade noch heilloses Durcheinander geherrscht hatte und das Spiel zweimal unterbrochen worden war, lag die mehr als 70 Jahre alte Arena nun still im Dämmerlicht der vier gewaltigen Flutlichtmasten.

Während die Partizan-Fans zufrieden den Heimweg antraten, stand Timo Hübers in den Katakomben der Arena und ärgerte sich. „Ich leite das erste Ding ein. Und dann kommt alles zusammen: Das Stadion steht Kopf, das Spiel wird unterbrochen, ein paar Schiedsrichter-Entscheidungen. Jetzt fahren wir enttäuscht nach Hause“, sagte der Kölner Abwehrchef.

Vor 15 000 sagenhaft engagierten Zuschauern war Köln schon in der 15. Minute durch Diabaté in Rückstand geraten, weil Hübers einen Abschlag des Belgrader Torhüters in den Lauf des malischen Nationalspielers gelegt hatte.

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Diabaté (26) stand einmal bei Leicester City unter Vertrag, hat aber in den vergangenen Jahren nach zahlreichen Leihen für Klubs in der Türkei gespielt und wartet nach dem Wechsel zu Partizan noch auf sein erstes Ligator. Gegen Köln erwies sich der Rechtsaußen jedoch als nicht zu kontrollieren, was auch daran lag, dass Diabaté am Donnerstag auf Kristian Pedersen traf, der dem Tempo des Angreifers nicht gewachsen war.

Das zweite Tor in der 52. Minute kassierte der FC nach einem Standard, als die Zuordnung nicht eingehalten wurde und Gomes trotz Unterzahl im Kölner Strafraum einnicken konnte. „Das erste Gegentor – so etwas kann immer mal passieren, auch wenn es das Spiel in eine Richtung lenkt. Das zweite regt mich noch mehr auf. Da sind die Positionen nicht gehalten worden“, sagte Sportchef Christian Keller.

Fans außer Kontrolle

Zweimal hatte der Schiedsrichter die Partie unterbrochen und die Mannschaften nach einer halben Stunde sogar kurzzeitig in die Kabinen geschickt, weil die Fans auf den Tribünen es mit der Pyrotechnik sogar nach serbischen Maßstäben übertrieben.

Die Partie stand vor dem Abbruch, jedenfalls schickte der Schiedsrichter Partizans Kapitän in die Südkurve, um den Zuschauern diese Botschaft zu überbringen. Allerdings joggte Slobodan Urusevic unter dem Jubel des gesamten Stadions an den Zaun, applaudierte den Fans und ging wieder – was aber offenbar ausreichte. Für den Rest des Spiels brannte es nicht mehr, damit waren auch die Kölner Aussichten auf einen Abbruch-Sieg dahin.

Keller wunderte sich, dass der FC keinen Vorteil aus den Unterbrechungen gezogen hatten. „Die hätten eigentlich uns helfen können, denn wenn man zurückliegt und keine Lösungen findet, ist es gar nicht schlecht, wenn der Trainer mal alle zusammenholen kann“, fand der Geschäftsführer.

Doch es half nichts, Köln war zu schlecht. Zumindest beschrieb es der Trainer Steffen Baumgart so: „Wir tragen schon viel dazu bei, dass es der Gegner einfach hat. Das erste Tor, das kann man ja gar nicht beschreiben. Wenn du solche Fehler machst, wird das nichts. Und das ist ja nicht das erste Eigentor, das wir machen. Wir hatten viel Ballbesitz, viele Ecken, viele zweite Bälle. Das sollte eigentlich reichen, um Chancen zu haben und Tore zu erzielen. Aber wir machen es einfach nicht“, sagte der 50-Jährige.

In der Offensive bleibt Köln harmlos

Die Mittellosigkeit der Offensive fiel am Donnerstag gegen tief stehende und nervenstarke Serben besonders auf. Obwohl Köln im zweiten Durchgang mit der vermeintlichen stärksten Offensivgarnitur antrat, gelang nichts. „Wir waren relativ statisch, daher war es für Partizan einfach, sich gegen uns zu verteidigen. Fehlende Präzision und mangelndes Durchsetzungsvermögen führen dann eben nicht dazu, dass man gefährlich wird“, beschrieb Keller. Eine relativ vernichtende Bestandsaufnahme vor allem des Kölner Sturms.

Weil am späteren Abend jedoch Nizza das Geisterspiel gegen Slovacko verlor, können die Kölner nach wie vor aus eigener Kraft die nächste Runde überstehen. „Wir können noch sechs Punkte holen und können weiterkommen. Wir haben uns die Situation selbst eingebrockt und müssen da rauskommen“, beschrieb Hübers.

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Zuvor allerdings empfängt der FC am Sonntag (15.30 Uhr) im Rhein-Energie-Stadion den FC Augsburg und damit einen Gegner, der den Kölnern in den vergangenen Jahren größte Schwierigkeiten bereitet hat: Seit sieben Partien ist der FCA in Müngersdorf ungeschlagen.

Kölns Kapitän fordert Besserung: „Die, die in Belgrad auf dem Platz standen, können es besser. Das weiß auch jeder“, sagte Jonas Hector: „Wir müssen die einfachen Dinge wieder sauber machen.“

Köln: Schwäbe - Schmitz, Kilian, Hübers, Hector - Skhiri - Huseinbasic, Duda, Maina - Adamyan, Tigges; Augsburg: Koubek - Framberger, Gumny, Winther, Iago - Rexhbecaj, Gruezo - Vargas, Demirovic - Niederlechner, Berisha.

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