Der 1. FC Köln überzeugt in seiner Generalprobe gegen Bergamo (4:0) – Trainer Lukas Kwasniok ist zufrieden und zieht Vergleiche.
Überzeugende GeneralprobeVon neuen Kölner Helden und Schurken beim FC

Konnte zufrieden sein: FC-Trainer Lukas Kwasniok ballt während des Testspiels gegen Bergamo die Faust.
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Dass er nicht nur gute Sprüche auf den Lippen hat, sondern bei ihm auch einiges dahintersteckt, bewies Lukas Kwasniok alleine in seinen vergangenen vier Jahren beim SC Paderborn. Und auch nach den ersten Wochen unter dem neuen Cheftrainer läuft beim 1. FC Köln einiges vielversprechend an.
Am späten Samstagnachmittag, nach dem überzeugenden Auftritt seiner Mannschaft in der Generalprobe gegen Atalanta Bergamo (4:0), war mal wieder Zeit für einen guten Spruch. Kwasniok wirkte zufrieden mit seiner Mannschaft und war spürbar locker drauf. Als der Coach auf den überzeugenden Zugang Sebastian Sebulonsen, der auf der rechten Seite mit viel Wucht nach vorne gespielt hatte, angesprochen wurde, zog er einen ganz eigenen Vergleich. „Er ist der Ivan Drago des Fußballs“, sagte Kwasniok und schob sofort die Begründung nach: „Eine Maschine. Bei ihm sieht man Muskeln im Gesicht.“
Als Schurke Ivan Drago das erste Mal im Boxring auf den Helden Rocky Balboa traf, 1985 im vierten Teil der „Rocky“-Filmreihe, war Kwasniok vier Jahre alt. Aber den Film mit Muskelpaket Dolph Lundgren in der Rolle des finsteren Sowjet-Kämpfers hat er offenbar gesehen.
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Er ist der Ivan Drago des Fußballs. Eine Maschine. Bei ihm sieht man Muskeln im Gesicht.“
Am Samstag bekam der Coach viel Gutes von seiner Mannschaft zu Gesicht. Wieder einmal in der Vorbereitung. Die lauffreudigen, aggressiven Kölner spielten den Champions-League-Teilnehmer aus Bergamo teilweise schwindelig. Wobei es zu erwähnen gilt, dass die lustlosen Lombarden das Wort Pomadigkeit neu definierten. Dennoch: Vier Tore muss man erst einmal gegen einen solchen Gegner erzielen, es hätten bei den vielen Chancen sogar mehr sein können.
Doch Kwasniok hatte nach dem überzeugenden Auftritt keine Lust, das Haar in der Suppe zu suchen und den hohen Sieg nur mit dem unwürdigen Auftritt der Norditaliener zu begründen. Mehr noch: Er verbat sich das sogar. „Das ist der Klassiker in Deutschland, da wird erst mal beim Gegner gesucht“, sagte Kwasniok und lieferte sich ein kleines Wortgefecht mit Magenta-Moderator Thomas Wagner. Als der FC-Trainer, ein Freund der klaren Worte, danach in etwas größerer Runde erneut mit der schwachen Leistung der Lombarden konfrontiert wurde, fuhr er fort: „Die Kollegen draußen haben von mir schon Lack bekommen und Sie bekommen auch direkt Lack. Das ist so typisch deutsch: ‚Oh, der Gegner, der war nichts.‘“
Die Kollegen draußen haben von mir schon Lack bekommen und Sie bekommen auch direkt Lack. Das ist so typisch deutsch: ‚Oh, der Gegner, der war nichts.‘
Eine Woche zuvor hätte der Dritte der Serie A RB Leipzig „an die Wand genagelt, die wussten nicht, wo vorne und hinten war – bei allem Respekt“, versuchte Kwasniok das Leistungsvermögen der Italiener richtig einzuordnen, die Leipzig durch ein Tor in der 90. Minute 2:1 bezwungen hatten.
Noch mehr ging es dem Kölner Trainer aber um etwas anderes: Er wollte die Leistung seines Teams in den Vordergrund stellen: „Was die Mannschaft heute abgeliefert hat, war schon à la bonne heure. Ab der 60., 70. Minute wird es für den Gegner irgendwann schwer, wenn es 3:0 steht. Aber die Jungs haben Atalanta einfach ausgehebelt mit läuferischer Intensität und der Bereitschaft, proaktiv in den Rücken zu spielen. Ich glaube, Atalanta hat kein Gegenmittel gefunden. Sie waren nicht schlecht, sondern sie mussten hinterherlaufen.“
Zufrieden zeigte sich auch Sportdirektor Thomas Kessler, der zwar auch gut reden kann, aber für gewöhnlich keine Sprüche raushaut: „Die Intensität war gut. Die Jungs waren unglaublich fleißig. Wenn wir den Ball hatten, haben wir gute und vernünftige Entscheidungen getroffen. Es war insgesamt eine sehr gute Leistung. Unser Trainerteam hat sich einen guten Plan zurechtgelegt. Da spielen auch die beiden Schienenspieler in Ballbesitz eine große Rolle, da haben die beiden sehr gute Situationen gehabt.“ Kessler meinte damit nicht nur Sebulonsen, sondern auch Kristoffer Lund, der die linke Seite beackerte und ein gutes FC-Debüt gab. „Sie marschieren unermüdlich. Es ist wichtig, dass wir Wingbacks verpflichten konnten, die das 90 Minuten gehen können“, lobte Kwasniok seine neue Flügelzange aus Skandinavien.
Und einen flotten Spruch hatte der Coach auch für den Dänen mit US-Pass parat: „Er bringt eine physische Komponente mit – nicht, was die körperliche Größe angeht. Da ist er einer der wenigen in der Mannschaft, denen ich in die Augen schauen kann“, scherzte der 1,78 Meter große Kwasniok über den fünf Zentimeter größeren 23-Jährigen, der ebenfalls eine Bereicherung für das FC-Spiel werden könnte.
Es war einiges an diesem Tag aus Kölner Sicht gut verlaufen. Zugang Jakub Kaminski konnte erneut überzeugen und hat in der Form nur noch wenig gemein mit dem Mitläufer aus Wolfsburger Zeiten. Auch die Reinkarnation von Jan Thielmann dürfte dem FC-Coach gefallen haben. Der 23-Jährige, der vor einer Woche seinen Vertrag beim FC verlängert hatte, war kaum zu bremsen. „Wir sind jetzt bereit, nächste Woche unser erstes Pflichtspiel zu bestreiten. Es macht Spaß, zu kicken. Trotzdem wissen wir, dass nicht alles perfekt war, und dass das heute kein Pflichtspiel war“, sagte Thielmann, dessen Mannschaft am Sonntag in der ersten Pokalrunde beim Zweitliga-Absteiger Regensburg gefragt ist. Marius Bülter, der als Spitze aufgeboten wurde und sogar die Kapitänsbinde trug, war nicht ganz so auffällig, gibt mit seinem Tempo und seinen Haken dem Kölner Spiel allerdings auch eine neue Note. „Das gibt uns eine Menge Selbstvertrauen für den Start nächste Woche. Der Trainer wird aber dafür sorgen, dass wir das nicht überbewerten, am Ende war es nur ein Testspiel. Im Pokal wartet ein ganz anderes Spiel“, sagte Bülter.
Einige Arrivierte anfangs auf der Bank
Der Zugang hatte übrigens eine andere Neuverpflichtung für den Sturm erst einmal auf die Bank verdrängt. Ragnar Ache saß ebenso zu Beginn draußen wie Luca Waldschmidt, Florian Kainz, Linton Maina, Denis Huseinbasic, Dominique Heintz, Said El Mala oder Leart Pacarada. Man solle aufgrund der gewählten Aufstellung gegen Bergamo aber nicht so viel Rückschlüsse auf die Startelf ziehen, mit der der FC in die Saison starten wird, sagte Kwasniok: „Es wird dauerhaft keine Stammelf geben, sondern immer nur eine Startelf, die sich einfach verändert nach Bedarf und der persönlichen Verfassung der Spieler.“ Er wolle den ganzen Kader nutzen.
„Ivan Drago“ Sebulonsen ist ein Teil davon. Das etwas Dünne an der Geschichte ist indes, dass Dragos Erfolg nicht von Dauer war. Nach seinem Sieg gegen Apollo Creed, der sogar im Ring verstarb, ging der eigentlich Unbesiegbare aus Sibirien dann gegen den Helden Rocky K.o.. Konsequenz: Drago wurde von der russischen Elite ausgeschlossen, von seiner Frau Ludmilla verlassen und zog in die Ukraine. Dieses Schicksal bleibt Sebulonsen hoffentlich erspart.
1. FC Köln: Schwäbe – Schmied (79. Heintz), Hübers, Krauß (63. Pacarada) – Sebulonsen (78. Gazibegovic), Johannesson (78. Kainz), Martel (78. Huseinbasic), Lund (63. Maina) – Thielmann (63. Waldschmidt), Kaminski (78. S. El Mala) – Bülter (63. Ache). – Tore: 1:0 Thielmann (26.), 2:0 Kaminski (32.), 3:0 Thielmann (58.), 4:0 Waldschmidt (66.). - Zuschauer: 40.100.