0:0 in BochumBayer 04 Leverkusen stolpert im Ruhrstadion

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Leverkusens Trainer Gerardo Seoane stolpert über eine Luke, die in die Katakomben des Bochumer Stadions führt.

Bochum – Der Sonntagnachmittag im wunderbar stimmungsvollen Bochumer Ruhrstadion stand ganz im Zeichen des Wegrutschen und Stolperns. Der Champions-League-Aspirant Bayer 04 Leverkusen war auf dem Weg in die Königsklasse über den Aufsteiger VfL Bochum gestolpert und nicht über ein 0:0 hinausgekommen. Auf dem seifigen Rasen wurden Profis auf beiden Seiten in aussichtsreichen Positionen immer wieder von Ausrutschern gestoppt. Der Untergrund nahm sogar spielentscheidend Einfluss auf die Partie: Moussa Diaby brachte in der 65. Minute einen Strafstoß im Bochumer Tor unter, war bei der Ausführung aber weggerutscht und hatte sein Standbein angeschossen – nach der Doppel-Berührung verweigerte Schiedsrichter Felix Zwayer dem Treffer folgerichtig die Anerkennung.

„Schade, dass wir etwas ungefährlich blieben in der Offensive. Wir waren nach meinem Geschmack zu wenig effektiv. Wir haben es versucht, die Verteidigungslinie von Bochum hat es auch gut gemacht. Aus unserer Perspektive ist es etwas zu wenig“, sagte Torhüter Lukas Hradecky. Robert Andrich ergänzte: „In den gefährlichen Räumen waren wir nicht zielstrebig genug, hatten nicht den Killerinstinkt.“

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Gerardo Seoane hatte die Werkself beim Aufsteiger wieder defensiv eingestellt. Vor der Viererkette aus vier Innenverteidigern (Kossounou, Tah, Tapsoba, Hincapie) agierte ein defensiv ausgerichtetes Mittelfeldzentrum (Andrich, Aránguiz, Demirbay). Offensiv sollten es vor allem Diaby, Paulinho und Startelf-Rückkehrer Schick richten.

Doch entwickelte sich die Partie, wie man es sich beim Blick auf die Formationen hätte denken können. Der Fokus beider Mannschaften lag auf einer stabilen Defensive. Überraschende Kombinationen oder geniale Einzelaktionen gab es kaum. Durch den Verzicht auf offensiv ausgerichtete Außenverteidiger lag Leverkusens Flügelspiel fast brach. Patrik Schick wurde zwar immer wieder gesucht, doch konnte der Tscheche ohne Unterstützung nicht viel ausrichten. Die beste Chance des ersten Abschnittes hatte Bochum in der 42. Minute: Linksverteidiger Danilo Soares hatte sich den Ball auf seinen rechten Fuß gelegt, aus 25 Metern abgezogen und die Latte getroffen.

Moussa Diaby verwandelt Elfmeter, Tor zählt aber nicht

Der VfL wurde nach der Pause etwas aktiver, die Aussicht auf ein weiteres Jahr in der Bundesliga sorgte für Rückenwind. Doch bis hinein in den Strafraum führte kaum eine Aktion. Schon früh im Spiel schien viel für ein torloses Remis zu sprechen. Dementsprechend war der Elfmeterpfiff ein Wachrüttler. Paulinho und Schick hatten einen schnellen Doppelpass gespielt, eine Rarität an diesem Nachmittag. Und Eduard Löwen foulte Leverkusens Brasilianer im Strafraum. Diaby schnappte sich den Ball wildentschlossen und hielt ihn fest, obwohl auch Schick Ambitionen äußerte.

Wenige Augenblicke später jubelte Bayer 04, der Ball war im Tor. Doch Schiedsrichter Zwayer hatte beim Schuss des Franzosen genau hingeschaut und die irreguläre zweite Berührung nach dem Wegrutschen erkannt. Trainer Seoane deutete an, dass er eine andere Rollenverteilung festgelegt hatte: „Die Absprachen sind da, aber sie sind intern. Und sie werden auch intern verarbeitet.“

Zuletzt hatte auch Florian Kainz vom 1. FC Köln beim Pokal-Aus gegen den Hamburger SV auf die gleiche Art und Weise einen Elfmeter verwandelt, sich aber zu früh gefreut. Nach Diabys Fauxpas war Bochum wieder näher dran am Siegtreffer, konnte Leverkusens Abwehrblock aber nicht mehr überwinden.

Jonathan Tah und Karim Bellarabi verletzt raus

Aus Leverkusener Sicht waren zwei Verletzungen noch schmerzhafter als das im Kampf um die Champions League zu verkraftende Unentschieden. Abwehrchef Jonathan Tah musste nach 30 Minuten mit einer Hüftverletzung ausgewechselt werden. Karim Bellarabi, frisch von einem Muskelfaserriss genesen, verletzte sich nur zehn Minuten nach seiner Einwechslung am Oberschenkel und musste wieder vom Feld.

Immerhin blieb Trainer Seoane unverletzt. Der Schweizer war zu Boden gegangen, als er sich nach dem ausgewechselten Tah erkunden wollte. Eine Ordnungskraft hatte ihn offenbar übersehen und die Bodenluke zu den Katakomben des Ruhrstadions voreilig geöffnet – Seoane stolperte und fiel.

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