1:1 gegen Union BerlinHannes Wolf kann keine Eigenwerbung betreiben

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Bayer-Trainer Hannes Wolf

Leverkusen – Das Minimalziel ist erreicht, mit minimalistischem Fußball und einem Minimum an Attraktivität. Bayer 04 beendet die Bundesliga-Saison 2020/21 als Tabellensechster und somit auf einem Europa-League-Platz, das steht nach dem schwachen 1:1 am Samstag im Heimspiel gegen Union Berlin fest. Weitere wichtige Fragen sind hingegen noch nicht beantwortet.

Wie jene nach dem Trainer. Hannes Wolf hat seinen Auftrag, Bayers Saison mit der Europapokal-Qualifikation vor einem Desaster zu bewahren, erfüllt. Der vom DFB ausgeliehene Coach holte in sieben Spielen zwölf Punkte. Doch waren die Auftritte der Werkself unter der Leitung des 40-Jährigen – mit Ausnahme des 3:1 gegen Frankfurt – schwere Kost und nur mit Abstrichen Werbung in eigener Sache.

Trainer-Frage weiter offen

Geschäftsführer Fernando Carro sieht Bayer 04 mit den finanziellen Möglichkeiten des Klubs und dem fußballerischen Talent der Mannschaft als natürliches Top-Vier-Team der Bundesliga. Die sportliche Handschrift müsse eine offensive und ansehnliche sein. In den vergangenen Monaten war von diesem Wunsch-Bayer-04 jedoch nur in Ausnahmefällen etwas zu sehen. Da Leverkusen seine Ansprüche nicht runterschrauben möchte, das hatte Carro immer wieder betont, bedarf es bei der praktischen Umsetzung der Ziele einen Leistungssprung. Ob der Werksklub Hannes Wolf diesen zutraut, ist unklar.

Sportdirektor Simon Rolfes hatte den Coach nach dem Union-Spiel für seine tägliche Arbeit auf dem Trainingsplatz gelobt und erklärt, Wolf sei Teil der Kandidaten-Liste. Eine Entscheidung soll erst nach dem Saisonfinale am nächsten Samstag in Dortmund fallen. Die Rückendeckung der Mannschaft hat der Trainer offenbar. „Ich hätte Lust drauf“, antwortete Jonathan Tah auf die Frage, ob er mit Wolf weitermachen wolle: „Es hat gut funktioniert. Wir haben es zum Ende gut gemacht und haben viel Kompaktheit reinbekommen. Aber es liegt nicht in meiner Hand.“

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Von dieser Kompaktheit war gegen Union jedoch nur selten etwas zu sehen. Die Berliner kontrollierten weite Phasen der Partie und hätten, angeführt vom überragenden Max Kruse, in der ersten Halbzeit in Führung gehen können. Doch nutzte Bayer 04 seine erste Chance, Florian Wirtz traf in der 27. Minute zum überraschenden 1:0. Erst in der zweiten Hälfte belohnte Joel Pohjanpalo Unions Mühen, die Leverkusener Leihgabe erzielte in der 72. Minute den überfälligen Ausgleich. „Wir können uns darüber freuen, wie es ausgegangen ist“, sagte Tah. „Aber nicht über die Art und Weise. Da erwarte ich mehr von uns.“

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Lars Bender (links) und Bruder Sven (2. v. rechts) werden vor dem Spiel gegen Union verabschiedet.

Leverkusens zweite große Baustelle ist der Kader. Dem ohnehin offensivlastigen Team gehen in Lars und Sven Bender im Sommer zwei defensive Anker und Leitfiguren verloren. Diesen Verlust zu ersetzen, ist die wohl größte Herausforderung der sportlichen Leitung. Der Abschied der Zwillinge beim letzten Heimspiel gestaltete sich ohne Zuschauer und mit einem Zwei-Minuten-Einsatz für Sven Bender traurig und wurde den Verdiensten der beiden Vorzeige-Profis nicht im Ansatz gerecht. Daran änderten auch viele warme Worte nichts. Die Brüder seien „unglaubliche Menschen“ (Wolf), „besondere Persönlichkeiten“ (Rolfes) und „zwei coole Jungs, die ich ins Herz geschlossen habe“ (Tah).

Lars Bender neuer Ehrenspielführer der Werkself

Ob Sven Bender am Samstag bei seinem Ex-Klub Dortmund einen längeren Einsatz erhält, ließ Wolf zunächst offen. Lars Benders aktive Karriere ist nach seine Meniskusverletzung bereits seit seinem letzten Spiel am 23. Januar gegen Wolfsburg beendet. Ein kleiner Trost könnte seine Berufung zum Ehrenspielführer der Werkself sein. Lars Bender reiht sich damit bei den Klub-Ikonen Rüdiger Vollborn, Carsten Ramelow, Ulf Kirsten, Bernd Schneider, Simon Rolfes und Stefan Kießling ein. Den Fans kündigte Bender zudem einen würdigen Abschied zu einem späteren Zeitpunkt an: „Ab sofort ist das Bierchen am Wochenende erlaubt, ohne dass sich jemand beschwert. Ich hoffe, dass wir dann zusammenkommen und einen heben.“   

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