„Ich bin Optimist“Rudi Völler hofft auf Fans beim Leverkusener Pokalfinale

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Rudi Völler

Völklingen – Direkt neben dem Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen steht eine Halle, ebenfalls benannt nach dem früheren Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (†1992) und  baufällig – eine erinnerungswürdige Kulisse für ein DFB-Pokal-Halbfinale. In dem kantigen Bau beantwortete Peter Bosz am späten Dienstagabend die Fragen der Journalisten zum 3:0-Sieg von Bayer 04 Leverkusen gegen den 1. FC Saarbrücken, dem souveränen Einzug ins Endspiel und die Chance auf den ersten Titel nach 27 Jahren. Die Szenerie in der tristen Halle war dabei ähnlich skurril wie die 90 einseitigen Spielminuten in der leeren Bezirkssportanlage im Saarland: Die maskierten Reporter nahmen an großen Einzeltischen Platz und blickten auf einen schwarzen Vorhang. Hinter dem Vorhang saß Trainer Bosz, mit dem Rücken zu den Journalisten gewandt und in eine Kamera sprechend. Wie eine dystopische „Herzblatt“-Version zu Corona-Zeiten.

Dreifach-Vorbereiter Demirbay

Rein sportlich gab es allerdings nicht viele Fragen zu beantworten. Leverkusen hatte gerade in der ersten Halbzeit hochkonzentriert gespielt und war fast fehlerfrei geblieben. Regionalligist Saarbrücken fand nach dreimonatiger Spielpause und ohne seine Fans im Rücken zu keinem Moment zu jener Stärke, die unter anderem dem 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf zum Verhängnis wurden. Moussa Diaby (11.), Lucas Alario (19.) und Karim Bellarabi (58.) sorgten, jeweils nach Vorbereitung des starken Kerem Demirbay, für die Tore. Das Ergebnis hätte noch deutlicher ausfallen müssen, dennoch klang der vom Vorhang verdeckte Trainer Bosz zufrieden – über seine Mimik konnte zunächst nur spekuliert werden. „Wir sind es seriös angegangen, wenn man zwei Tore in 30 Minuten schießt, ist das Spiel gelaufen. Vielleicht hätten wir das ein oder andere Tor mehr schießen können“, sagte der Niederländer. Für den FCS, den ersten Viertligisten in einem Halbfinale überhaupt, endete das furiose Pokal-Abenteuer unwürdig. Nach den vielen geführten und gewonnen Schlachten in Völklingen hätte das Team einen weniger tristen Rahmen für sein Ausscheiden verdient gehabt. Trainer Lukas Kwasniok haderte: „Wir wollten eklig sein“, doch das habe nicht funktioniert, „wir wollten alle Waffen ziehen und haben mit Wattebällchen geworfen.“

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In Leverkusen soll offiziell der Blick aufs Spiel am Sonntag beim FC Schalke 04 (18 Uhr/Sky) geworfen werden, die für die Champions-League-Qualifikation benötigten Punkte verlangen schließlich volle Konzentration für die verbleibenden vier Bundesliga-Spiele. Doch ein bisschen durfte schon vom 4. Juli und dem Finale im Berliner Olympiastadion geschwärmt werden, immerhin hatte sich die Werkself vorsorglich Pokal-T-Shirts drucken lassen und sie zur kleinen Feier auf dem Rasen auch angezogen. „Es ist ein Spiel, da geht es um alles. Das ist Krieg – nicht falsch verstehen – da gibt es nur Vollgas“, sagte Mittelfeldspieler Demirbay, auch im Halbfinale sei es nur um den „Kill“ gegangen. Weniger martialisch formulierte es  Sven Bender. „Es ist das erste Finale mit Leverkusen. Ich bin stolz darauf. Ich hoffe, dass der Weg noch nicht zu Ende ist“, sagte der Abwehrchef, zweimaliger Pokalsieger mit Borussia Dortmund. Keeper Lukas Hradecky bringt ebenfalls einiges an Erfahrung mit, der Finne wird sein drittes Pokalfinale binnen fünf Jahren spielen. 2017 verlor er das Endspiel mit Frankfurt gegen Borussia Dortmund, 2018 gelang der Coup gegen die Bayern. Hradecky hofft nun auf eine Wiederholung und seinen Ex-Klub als Gegner. „Da kann alles passieren“, sagte der Torhüter.

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Völler verbreitet Zuversicht

Rudi Völler liebäugelt mit der Vorstellung, pünktlich zum Pokalfinale einige Fans ins Stadion zu lassen. „Ich bin ein bisschen Optimist und habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben“, sagte Leverkusens Sport-Geschäftsführer, „vielleicht will man ja in diesem riesigen Stadion ein kleines Zeichen setzen.“

Die nach wie vor gültige Entscheidung des Berliner Senats sieht allerdings vor, dass es bis Oktober keine Sportveranstaltungen mit Zuschauern geben darf. Und DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius hatte zuletzt betont, dass der Verband „keine Sonderrechte beanspruchen“ will. Für Völlers Vorstellung sieht es also schlecht aus – nicht aber für Leverkusens Chance auf einen Titel und einen weiteren erinnerungswürdigen Abend im Pokal.

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