Bayer 04Trainer Peter Bosz hat mit Kai Havertz und Kevin Volland abgeschlossen

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Bayer-Trainer Peter Bosz

  • Der Werksklub ist in der Personalplanung derzeit die größte Baustelle der Bundesliga.
  • Der Niederländer rechnet nicht mehr mit der Rückkehr der beiden Offensivkräfte.
  • Mit über 100 Millionen Euro ist der Leverkusener Geldspeicher prall gefüllt.

Leverkusen – Peter Bosz hat schon viele erste Arbeitstage nach einem Sommerurlaub erlebt, aber noch keinen wie diesen. Der Niederländer hat genau zwei Wochen Zeit, um seine Spieler am Ende des Corona-Sommers auf das erste Pflichtspiel vorzubereiten. Er begrüßte am Montag eine bunte Schar von Profis in den unterschiedlichsten Gemütszuständen. Allein gemeinsam war die Unsicherheit. „Das Problem ist, dass niemand weiß, wie unser Kader aussehen wird“, sagt der Niederländer, dessen Mannschaft aktuell die größte Baustelle in der Fußball-Bundesliga ist. Auf ihr wird der teuerste Transfer eines deutschen Spielers in der Geschichte vollzogen, während sich der erfolgreichste Torschütze des Klubs auf dem Absprung befindet. Und noch ist nicht klar, wie dieser sportliche Verlust kompensiert werden soll, weil sich die entscheidenden Geschäfte in der Endphase befinden.

Auf die Frage, ob er Kai Havertz (21) noch einmal in seinem Kader zurück erwartet, antwortete Bosz am Montagmittag ehrlich: „Ich erwarte, dass er nicht zurückkommt. Das ist meine Erwartung. Es kann natürlich im Fußball immer so sein, dass es nicht klappt, aber weil man jetzt schon so lange verhandelt, muss ich als Trainer annehmen, dass die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass er geht als dass er doch noch bleibt.“ Die Verhandlungen mit dem FC Chelsea über den 100-Millionen-Euro Deal mit Havertz befinden sich im finalen Stadium. Der 21-Jährige war am Sonntag gar nicht mehr zum Fitness-Test in der BayArena erschienen.

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Bei Kevin Volland liegt der Fall ähnlich. „Ich rechne auch nicht mehr mit ihm“, sagte Bosz. Der Allgäuer scheint die Koffer nach vier Jahren Leverkusen schon gepackt zu haben, am Dienstag wird er zur medizinischen Untersuchung bei AS Monaco erwartet. Für den 28-Jährigen, dessen Vertrag im Sommer 2021 ausläuft, wird der Werksklub zwischen 15 und 20 Millionen Euro erlösen können. Von seinem Wechselwunsch ist der Trainer im Urlaub ein wenig überrascht worden: „Die Entwicklung bei Volland hat in den letzten zwei Wochen Fahrt aufgenommen, vorher habe ich davon nichts mitbekommen.

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Der Geldspeicher in Leverkusen wird bald prall gefüllt sein, allerdings hilft das Bosz erst einmal nicht weiter. Er muss auf neun Nationalspieler verzichten, die quer durchs coronaverseuchte Europa zu ihren Nationalmannschaften reisen. Und Leon Bailey sitzt in seiner jamaikanischen Heimat noch in Staatsquarantäne und weiß nicht, wann er nach Deutschland fliegen darf. Der Trainer hat Bayer 04 seine Vorstellungen von der Investition der zu erwartenden Einnahmen allerdings deutlich übermittelt. Immerhin wird von ihm von der Klubführung auch unter diesen verschärften Bedingungen am Ende der Saison mindestens Platz vier und damit die Qualifikation für die Champions League erwartet, die noch im Juni in der abgelaufenen Saison knapp verpasst wurde. „Ich habe ganz deutlich gesagt, wo meine Wünsche sind. Aber ich bin nur Trainer. Ich bin nicht derjenige, der das entscheidet. Aber sie haben mich danach gefragt und ich habe meine Sichtweise erklärt.“ Öffentlich wiederholen will Bosz sie nicht, aber er rechnet vor: „Wenn es so kommt, dass Kai und Kevin gehen, dann gehen mit ihnen mindestens 30 Tore und 30 Vorlagen weg, also insgesamt 60 Scorerpunkte. Es ist klar, dass wir in diesem Bereich etwas machen müssen. Man braucht einen Kader, der das Erreichen der Ziele möglich macht.“

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Kai Havertz (links) und Kevin Volland noch im Bayer-Trikot.

Die Dimension des Umbruchs wird bei Bayer 04 erst deutlich, wenn die Transfers vollzogen sind. Immerhin gelten Spieler wie Lucas Alario, der unbedingt weg will, und Leon Bailey, der für den englischen Markt attraktiv ist, als Verkaufskandidaten. Für Kevin Volland, das scheint inzwischen klar, wird Patrik Schick von AS Rom kommen. Der Ex-Klub von Rudi Völler ruft als Ablöse mindestens 25 Millionen Euro für den 24-jährigen Tschechen auf, der vergangene Saison nach Leipzig ausgeliehen war und dort mit zehn Bundesliga-Toren überzeugt hat. RB wollte ihn eigentlich behalten, war aber nur zur Leihe bereit. Die Römer dagegen brauchen dringend namhafte Geldsummen. Da schlug Bayer 04 zu. Es wird aber, selbst wenn der Transfer schnell besiegelt wird, länger dauern, ehe Peter Bosz diesen und andere neue Spieler zu Gesicht bekommt, denn die Guten spielen erst einmal für ihre Nationalmannschaften. In drei Wochen beginnt die Bundesliga-Saison für Bayer 04 dann mit einem anspruchsvollen Spiel beim VfL Wolfsburg.

Die Werkself dürfte nach einem turbulenten Sommer – DFB-Pokal-Finale, Zweiwochenpause, Europa-League-Endrunde, wieder Zweiwochenpause – noch nicht im besten Zustand sein können. Wie lange die noch nicht verpflichteten Neuen brauchen werden, um sein Offensivsystem zu verstehen, weiß Bosz nicht. „Bei manchen geht es schneller, bei anderen dauert länger. Das kann man nicht vorher sagen.“

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