Leverkusens neuer TorwartAndrej Lunev mit Kampfansage an Lukas Hradecky

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Bayer-Keeper  Andrey Lunev

Kaprun/Wattens – Auf der Heimreise vom Trainingslager im Salzburger Land hat Andrey Lunev zum ersten Mal im Trikot von Bayer 04 Leverkusen getan, was ihn in seiner Heimat Russland zum Nationalspieler gemacht hat: Bälle gehalten und abgewehrt. In der zweiten Halbzeit des bisher einzigen Leverkusener Testspiels hat er in Wattens gegen den SC Freiburg (0:0) einen soliden Einstand gegeben, der ahnen lässt, warum ihn Bayer 04 in der Sommerpause so überraschend verpflichtet hat.

Der 29-Jährige ist ein Torhüter mit Ausstrahlung. Er hat 117 Spiele für den russischen Dauer-Meister Zenit St. Petersburg absolviert, mit dem er seit 2017 drei nationale Titel gewann. Siebenmal stand Lunev im Tor der russischen Nationalmannschaft. Zuletzt als Stamm-Torhüter in der Rückrunde der vergangenen Saison. Er war auch Teil des vorläufigen EM-Kaders der russischen Nationalmannschaft und dank eines auslaufenden Vertrages ablösefrei zu haben. Bayer 04 hat zugegriffen.

Zwei verlässliche Torhüter im Kader

Solch ein Torhüter kommt nicht zum Bundesliga-Sechsten, um sich auf die Bank zu setzen. „Natürlich will ich spielen“, sagt Lunev, der dank intensiven Englisch-Büffelns keinen russischen Übersetzer braucht, „ich bin nicht nach Deutschland gekommen, um die Nummer zwei zu werden.“ Welche Art Torhüter-Problem Bayer 04 vergangene Saison hatte, wurde deutlich, als sich im Frühjahr Stamm-Keeper Lukas Hradecky verletzte. Der damalige Trainer Peter Bosz traute U-21-Nationaltorhüter Lennart Grill wenig zu und ließ den im Team anerkannten, in der Praxis jedoch unerprobten Niklas Lomb spielen. Das kostete wichtige Punkte in der Liga und gegen Young Boys Bern die Titelträume in der Europa League. Auch dank Niklas Lombs Patzer siegten die Schweizer unter dem jetzigen Bayer-Trainer Gerardo Seoane ziemlich deutlich.

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Der Lunev-Transfer garantiert, dass Bayer 04 fortan auf zwei erfahrene, verlässliche Torhüter zählen kann. Dass er in Deutschland nahezu unbekannt ist, ficht den stämmigen Russen nicht an. Nach seinen Stärken befragt, sagt er: „Eigentlich von allem etwas. Ich bin ein kompletter Torhüter.“ Die 45 Minuten gegen Freiburg zeigten, dass der Neue möglicherweise richtig liegt mit seiner Selbsteinschätzung. Natürliche Torpräsenz, Lufthoheit und Strafraumbeherrschung waren erkennbar. Trotz mehrerer brenzliger Szenen konnte er ein Gegentor verhindern. Weiteres werden die nächsten Wochen zeigen. Lunevs positive Ausstrahlung und sein Humor waren vom ersten Tag in Leverkusen aufgefallen. Der Wechsel in die Bundesliga bietet für den gebürtigen Moskauer nicht nur eine sportliche Perspektive. „Seit ich klein bin, habe ich davon geträumt, einmal in einer der richtig großen Ligen zu spielen“, sagt er, „die Bundesliga ist so eine Power-Liga. Und es ist eine neue Kultur.“

Hradecky wird nicht freiwillig gehen

Natürlich weiß Andrey Lunev, dass der beliebte Lukas Hradecky in Leverkusen die Nummer 1 auf dem Rücken hat und nicht freiwillig hergeben wird. Und Hradecky weiß, dass sein Arbeitgeber die Verpflichtung eines so renommierten Torhüters mit der Absicht verbindet, den Konkurrenzkampf im Tor anzuheizen. Die Gefahr, dass daraus ein unkontrollierbarer emotionaler Konkurrenzkampf wird, der am Ende beide schlechter macht, scheint erst einmal nicht zu bestehen. „Lukas ist ein guter Typ“, sagt Andrey Lunev, „aber es ist Fußball. Da weiß man nie. Dinge passieren schnell. Gute Dinge und schlechte Dinge. Lukas ist ein guter Torhüter. Aber ich bin auch einer.“

Und dann ruft er den deutschen Journalisten nach seiner ersten Gesprächsrunde in fremder Sprache beim Abschied noch zu: „Jungs, das nächste Interview führen wir auf Deutsch.“

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