Die Lehren aus dem 2:0-Sieg1. FC Köln sendet Bayer Leverkusen ein Warnsignal

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Amine Adli im Zweikampf um den Ball mit Faride Alidou

Amine Adli im Zweikampf um den Ball mit Faride Alidou

Leverkusen gewinnt das Rheinische Duell mit 2:0. Bayer-Trainer Xabi Alonso hat viele neue Erkenntnisse aus dem Spiel gewinnen können. 

Durch den 2:0-Erfolg der Leverkusener gegen Köln konnte die Werkself den Patzer der Bayern in Freiburg ausnutzen (2:2-Unentschieden) und den Vorsprung auf zehn Punkte ausbauen. Der Tabellenführer zeigte jedoch keine überzeugende Leistung und hatte Glück, dass der FC seine Möglichkeiten nicht besser nutzte.

Bayer-Trainer Xabi Alonso konnte einige Erkenntnisse aus dem Rheinischen Duell gewinnen, positive und negative. Denn das Spiel gegen den Rivalen zeigte auf, wo noch Problemzonen der Werkself sind, die dem Weiterführen der aktuellen Serie von 34 ungeschlagenen Partien im Wege stehen könnten.

Schwäche in der Konterabsicherung

Im Spiel gegen Köln offenbarte die Werkself keine gute Absicherung gegenüber den Kölner Kontern. Die Schnelligkeit der FC-Angreifer Linton Maina und Faride Alidou stellte die Defensive vor Probleme. Josip Stanisic verlor viele seiner Laufduelle gegen Maina, der dadurch ungehindert Flanken in den Sechzehner schlagen konnte. Glück für Bayer 04, dass die schlechteste Offensive der Liga ihre Statistik erneut bestätigte. 

Die Leverkusener boten dem FC zu viel Platz, besonders die Abstände zwischen Defensive und Offensive waren zu groß. Teilweise waren alle zehn Leverkusen Feldspieler in der Hälfte der Kölner, um den FC einzukesseln. Daher ergaben sich einige Konterchancen für den FC: In der elften Minute hatte Ljubicic per Kopfball die Chance auf das 1:0, in der 35. Minute Sargis Adamyan, doch sein Schuss wurde geblockt. Auch nach dem zwischenzeitlichen 0:1-Rückstand boten sich immer wieder Chancen: In der Nachspielzeit der ersten Hälfte köpfte Alidou eine Flanke daneben. In der 51. Minute bot sich Adamyan erneut die Riesenchance, doch der Armenier traf aus sieben Metern nur den Pfosten. Auch Abwehrchef Jonathan Tah kritisierte das Verhalten: „Wir wollten zu viel zu schnell, dann sind diese Kontersituationen entstanden, wo wir es einfach nicht gut verteidigen.“

Ein Grund dafür ist die ohnehin schon offensive Ausrichtung der beiden Außenverteidiger Jeremie Frimpong und Alejandro Grimaldo. Bei Ballverlusten im eigenen Spielaufbau sind die Außenpositionen nicht schnell genug besetzt. Dies machte sich Köln zu Nutze, am Ende jedoch ohne Ertrag. Effizientere Teams könnten die Möglichkeiten besser ausnutzen. Tah nahm das nach dem Spiel eher gelassen zur Kenntnis und scherzte über beide: „Ja, ab und zu arbeiten sie auch mal nach hinten mit. Nein Spaß! Beide arbeiten natürlich immer nach hinten mit.“

Hofmann und Schick kommen nicht in Fahrt 

Der Begriff „Formtief“ wäre bei Jonas Hofmann und Patrik Schick vielleicht etwas zu harsch in der Bewertung, schließlich ist Leverkusen seit 34 Spielen ungeschlagen, Schick und Hofmann sind Teil der Stammmannschaft, die diese unglaubliche Serie erreichte. Dennoch läuft es bei beiden aktuell nicht so, wie es sollte. Jonas Hofmann war in der Hinrunde noch Leistungsträger: In 24 Einsätzen der Bundesliga verbuchte der 31-Jährige fünf Tore und acht Vorlagen.

Eine solide Statistik. Zur Wahrheit gehört aber eben auch dazu, dass der Mittelfeldmann seit Anfang Dezember in der Bundesliga nur einen Scorerpunkt vorweisen kann. Der Nationalspieler wirkt unglücklich und träge in vielen seiner Aktionen. Gegen Mainz vergab der erfahrene Spieler drei Großchancen, im Spiel gegen Köln traf der Angreifer falsche Entscheidungen in der Offensive und zeigte sich einmal mehr nicht effizient im Abschluss. Dementsprechend reagierte Trainer Alonso, wechselte den Stammspieler in beiden Spielen jeweils Mitte der zweiten Hälfte aus. Währenddessen drängt sich Konkurrent Amine Adli auf. Der Marokkaner überzeugte seit seiner Afrika-Cup-Rückkehr, wirkt als belebendes Moment in der Offensive: Zwei Vorlagen und zwei Tore stehen für ihn zu Buche.

Auch Teamkollege Patrik Schick läuft den Erwartungen hinterher. Nach seinem starken Comeback im Dezember ging die Mehrheit davon aus, dass der Stürmer erneut an seine Form aus der Saison 2020/2021 anknüpfen kann. Schick fehlte quasi ein ganzes Jahr. Im Interview mit dieser Zeitung erklärte Schick, wie schwer diese Zeit für ihn war und wie kompliziert die Integration in den Spielbetrieb war.

Der Tscheche kommt nur auf einen Scorerpunkt seit zwei Monaten. Im Spiel gegen Köln leitete der 28-Jährige unabsichtlich eine Hereingabe von Grimaldo an Frimpong weiter, der den Ball locker über die Linie schob. Dennoch dient Schick als eine Art von „Brecher“, der mehrere Verteidiger auf sich lenken kann und somit Räume für andere Spieler schaffen kann.

Leistungsschwankungen gehören dazu

Neben dem Hinweis auf diese Schwierigkeiten sollte man aber auch die Leistung der Kölner nicht kleinreden: Mit zehn Mann bot der FC einem der besten Teams in Europa lange Zeit Paroli und machte dem Rheinischen Rivalen das Leben schwer. Das Spiel in Köln sollte ein Warnsignal sein, dass es trotz der beeindruckenden Dominanz der Leverkusener in der laufenden Saison dennoch Mittel gibt, die Werkself zu ärgern und damit zu besiegen.

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