Topspiel gegen BVBDie weltrekordverdächtige Rückholaktion des Bayer-Profis Palacios

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Exequiel Palacios im Trikot von Bayer 04 Leverkusen

Leverkusen – Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Nie hat der alte Spruch vor Sepp Herberger die Extremsituation eines Fußballers besser beschrieben als im Fall von Exequiel Palacios, dem es womöglich gelingen wird, innerhalb von 36 Stunden Teil von zwei Spielen auf zwei Kontinenten mit einer Entfernung von etwa 11 500 km von Stadion zu Stadion zu sein.

Am Freitag gegen 3.30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit stand der Argentinier in der südamerikanischen WM-Qualifikation auf dem Platz, als der Schlusspfiff im Spiel gegen Bolivien ertönte. Die letzten zehn Minuten hatte der Profi von Bayer 04 Leverkusen zum 3:0-Sieg seiner Mannschaft über Bolivien im Estadio Monumental zu Buenos Aires beigetragen. Danach begann umgehend eine rekordverdächtige logistische Rückholaktion.

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Freitagnachmittag Ortszeit landete der Interkontinentalflug in Madrid, von dort aus sollte es nach Leverkusen weitergehen. Und Bayer-04-Trainer Gerardo Seoane wird kurz vor dem Spiel entscheiden, ob der 23-Jährige, der in drei Einsätzen für sein Heimatland weniger als eine halbe Stunde eingesetzt wurde, im Top-Spiel gegen Borussia Dortmund in der Startaufstellung steht. „Er ist physisch sicherlich bereit, zu spielen. Mal sehen, wie die Nacht im Flugzeug war und wie er geschlafen hat. Dann werden wir abwägen, ob er dabei ist und zum Einsatz kommen kann oder nicht“, sagt Seoane. Falls es gelingt, wäre das weltrekordverdächtig.

Das aufwendige Bemühen um den defensiven Mittelfeldspieler hat seinen Grund. Kollege Charles Aranguiz, der in der Nacht zu Freitag mit Chile eine Halbzeit lang in Bogota gegen Kolumbien spielte, obwohl er zuvor leicht angeschlagen war, wird wie der Ecuadorianer Piero Hincapie weder zeitlich (Ankunft spät am Samstag) noch körperlich in der Lage sein, gegen den BVB aufzulaufen. Nach der Verletzung von Julian Baumgartlinger, der nach einer Knie-OP für den Rest des Jahres ausfällt, bliebe nur Robert Andrich als gelernter defensiver Mittelfeldspieler. Gegen die spektakuläre Offensiv-Power des BVB ist ein Erfolg ohne eine stabile Mitte nicht möglich. Also wird alles versucht, um die bestmögliche Doppel-Sechs aufzubieten.

In allen anderen Mannschaftsteilen hat Gerardo Seoane keine Sorgen. Alle anderen Nationalspieler sind gesund von ihren internationalen Verpflichtungen gekommen. In ihrer Abwesenheit sind Kollegen, die angeschlagen waren, gesundet. Lucas Alario und Karim Bellarabi werden auch wieder im Kader stehen. „Das ist sehr erfreulich“, sagt Seoane, den die Dortmunder Offensive um Erling Haaland und Marco Reus sehr beeindruckt hat. „Sie haben viel Speed“, sagt der Schweizer. Den hat seine Mannschaft aber auch. Und sie hat jetzt einen Nationalspieler mehr: Florian Wirtz. „Wir freuen uns, dass er sein Debüt für Deutschland gemacht hat“, sagt der Trainer, den auch die Rückreise mit Zwischenlandung und unplanmäßigem Aufenthalt in Schottland nicht irritierte. „Flo ist ein guter Schläfer, er konnte im Flugzeug gut schlafen“, berichtet er, „wir freuen uns, einen ausgeruhten, voll motivierten Florian Wirtz zur Verfügung zu haben.“

Einem spektakulären Top-Spiel vor maximal zugelassener Kulisse von gut 17 000 Zuschauern steht trotz der extremen Reisetätigkeit in den Stunden davor nichts im Weg.

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