2:0 in WolfsburgLeverkusen feiert ersten Liga-Sieg seit Ende September

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Torschütze Karim Bellarabi (M.)

Wolfsburg – An einem schönen Herbsttag ist auch Wolfsburg schön. Majestätisch ragen die vier Schlote des Volkswagen-Stammwerks in den blauen Himmel, die Sonne spiegelt sich im schnurgeraden Allerkanal, der ruhig an Outlet-Centern, künstlichen Grünflächen, der imposanten Autostadt und der VW-Arena vorbeizieht. In ihr ist viel Platz an diesem Sonntagnachmittag.

Das Werksduell des VfL mit Bayer 04 Leverkusen hat lange Tradition, bewegt die Massen aber nicht sonderlich. Offiziell 24 000 Zuschauer, darunter vermutlich viele abwesende Dauerkartenbesitzer, verfolgten die Partie eher stoisch. Als ihr Wolfsburger Team kurz vor halb sechs 0:2 verloren hatte, gingen sie ohne große emotionale Regungen nach Hause. In der sich leerenden Arena freuten sich erschöpfte Leverkusener Profis mit rund 600 mitgereisten Fans.

Erster Erfolg nach vier sieglosen Spielen

Nach vier Spielen ohne Sieg verhinderte dieser schmucklose, aber extrem wichtige Sieg ein weiteres Abrutschen in der Tabelle. Zwar verbesserte sich der Werksklub nur unwesentlich unter die ersten Zehn, aber Hoffenheim auf Platz vier ist nur zwei Punkte entfernt.

Trainer Peter Bosz hatte keine Veranlassung gesehen, seine Mannschaft nach dem 2:1-Sieg über Atlético Madrid zu verändern. Dennoch entwickelte sich ein Spiel, das nicht vergleichbar war mit dem von Mittwoch. Der Gegner stand nach drei herben Niederlagen mit 14 Gegentoren innerhalb einer Woche unter Druck und versuchte, die Ballbesitzmaschine von Bayer 04 früh und weit in deren Hälfte zu stören. Daraus schien sich das bekannte Geduldsspiel nach dem Willen des Bayer-Trainers zu entwickeln. Leverkusens Ziel war gegen einen sehr hoch stehenden und aggressiv in die Zweikämpfe fliegenden Gegner erst einmal nur der Ballbesitz. Steile Vorwärtsbewegungen oder gar Torchancen blieben die Ausnahme.

Bellarabi erzwingt die Leverkusener Führung

Symptomatisch für dieses uneitle Spiel war die Entstehung des 1:0. Karim Bellarabi rauschte in seiner typischen Art mit dem Ball am Fuß die rechte Seite hinab. Im Strafraum war er umzingelt von drei Gegenspielern, was seinen Ehrgeiz, mit dem Kopf durch die Wand zu brechen, aber nur antrieb. Mit ein wenig Glück und zurückspringendem Ball kam er aus drei Metern zum Abschluss und jubelte. Die Wolfsburger regten sich über einen Schubser des Schützen an Tisserand in der Entstehung des Tores auf. Schiedsrichter Manuel Gräfe ließ sich nicht beeindrucken.

Danach verwandelte sich die Partie in puren Kampf, bei dem das Spielgerät  nur zu stören schien. Dass Jungstar Kai Havertz kurz vor der Halbzeit mit einer Oberschenkelzerrung in die Kabine musste und Karim Bellarabi, ebenfalls angeschlagen, zur Pause in derselben blieb, machte die Sache nicht besser. An die Stelle des Könnens trat  das Wollen. Bayer 04 verzichtete auf den geliebten Ballbesitz und brachte kaum Konter zustande, Wolfsburg verdaddelte Chancen in der Entstehung oder wurde von der guten Bayer-Defensive  gestoppt.

In der 81. Minute standen die Wolfsburger vor dem Ausgleich. Guilavogui war unbedrängt an die rechte Strafraumkante durchgelaufen und hatte Weghorst mit einem Zuspiel gefunden, doch der Niederländer verfehlte das Tor, bedrängt von Weiser, um wenige Zentimeter. Es blieb die einzige große Chance der Gastgeber bis zum Schluss.

Paulinho sorgt für die Entscheidung

So kam Paulinho zu seinem großen Auftritt. In der 90. Minute wurde der 19-Jährige Brasilianer eingewechselt. In der vierten Minute der Nachspielzeit lief er dann beim allerletzten Konter alleine auf Wolfsburgs Torhüter Pervan zu und schoss das 2:0. Trainer Peter Bosz war „unglaublich zufrieden mit dem Ergebnis nach einer erfolgreichen Woche“. Er präzisierte: „Mit Fußball hatte das heute wenig zu tun, nur mit Kampf. Aber ich wusste, dass meine Mannschaft gut Fußball spielen kann. Jetzt weiß ich auch, wie gut sie kämpfen kann. Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft.“

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