Kommentar zum Wechsel von Kai HavertzEin teures Geschenk des Himmels

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Leverkusens Jung-Star Kai Havertz

  • Kai Havertz steht unmittelbar vor einem Wechsel zum FC Chelsea. Die Dimension des Transfers beträgt nicht weniger als knapp 100 Millionen Euro.
  • Das macht Havertz zum teuersten deutschen Fußballer aller Zeiten. Und Bayer 04 Leverkusen darf sich über eine historische wirtschaftliche Leistung freuen.
  • Was der Verein richtig gemacht hat und warum Bundestrainer Joachim Löw ebenfalls vom Wechsel profitiert.

Köln – Es hat in der Geschichte des deutschen Fußballs selten einen Transfer gegeben, der von so langer Hand vorbereitet wurde wie der Wechsel des Leverkuseners Kai Havertz zum FC Chelsea. Bereits vor zwei Jahren ließen sich die Verantwortlichen des Werksklubs mit dem Satz zitieren, dieser junge Spieler werde eines Tages 100 Millionen Euro wert sein. Es sind schon Top-Talente sportlich an viel kleineren Vorschusslorbeeren erstickt. Dass er unter dem Druck nicht zerbrochen ist, der Beste sein und gleichzeitig immer besser werden zu müssen, spricht für die Klasse dieses 21-Jährigen, der vom großen Publikum trotz seiner konstanten Spitzenleistungen immer noch unterschätzt wird.

Nachdem die Tinte unter dem Vertrag in London am Freitagabend trocken war, war nicht nur der teuerste Transfer, sondern auch das beste Einzelinvestment in der Geschichte des deutschen Fußballs perfekt. Zu einem bedeutenden Teil war es ein Geschenk des Himmels, denn Kai Havertz’ Ballgenie kannten die Späher der Bundesliga schon, als er im Alter von acht Jahren im Trikot des SV Mariadorf die gegnerischen Mannschaften im Dreiländereck schwindlig spielte. Die große Leistung von Bayer 04 bestand darin, Havertz 2010 nach Leverkusen zu lotsen, ihm danach den nötigen Freiraum zu geben, ihn mit 17 Jahren als vollwertigen Profi in der Bundesliga spielen zu lassen und ihn mit einem wasserdichten Vertrag bis 2022 auszustatten, der ihn jetzt so teuer gemacht hat.

Kai Havertz ist anders

Die meisten hochgradig talentierten jungen Spieler brauchen Verständnis und eine schonende Heranführung an das beinharte Geschäft Bundesliga. Bei den ganz Außergewöhnlichen wie Kai Havertz ist das anders. Ihnen darf man nicht weniger zumuten, als sie zu leisten imstande sind. Bayer 04 ist das gelungen. Der Transfer kann als wirtschaftliche Erfolgsgeschichte in die Klubchronik eingehen. Allerdings hat sie einen Nachsatz: Der Spieler ist weg. Einer wie er wird so schnell nicht wieder kommen.

Bundestrainer Joachim Löw wird von diesem Wechsel profitieren. Vieles spricht dafür, dass sich Kai Havertz in Chelsea weiter verbessert: Die Fantasie des Trainers Frank Lampard, der um ihn herum eine Top-Mannschaft aufbauen will; die Qualität der Gegner in der Premier League, die auch den Besten alles abverlangt; das Flair der Weltstadt London. Möglicherweise passt das alles besser zum Charakter eines introvertierten Fußball-Genies als die Welt des FC Bayern, in der einem Stillen im Rudel der Alphatiere schon mal die verdiente Wertschätzung versagt bleibt. 

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