Der Südstadt-Klub spielt eine bisher hervorragende Regionalliga-West-Saison. Der Winter könnte über Meisterschaft und Aufstieg entscheiden.
Kommentar zu Fortuna KölnEin Meilenstein ist erreicht, aber die Prüfungen des Winters stehen noch an

Die Spieler des SC Fortuna Köln schwören sich vor dem Wuppertal-Spiel ein.
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Nach langer Wartezeit ist es tatsächlich so weit: Der SC Fortuna Köln hat sich erstmals seit 2013 wieder zum Herbstmeister der Regionalliga West aufgeschwungen – und verabschiedet sich nach dem 3:0 über den Wuppertaler SV als Tabellenführer in die Winterpause. Herbstmeister, Spitzenreiter im Westen, nur eine Niederlage, seit 18 Spielen ungeschlagen: Das liest sich nicht bloß gut, es ist der Beweis dafür, dass im Kölner Süden seit Monaten etwas wächst. Die Fortuna wirkt gefestigt, selbstbewusst und – für diese Liga fast unverschämt – stabil und souverän.
Grundgefühl der Skepsis
Und doch mischt sich in die Jubelbekundungen ein vertrautes Grundrauschen der Skepsis. In der Vergangenheit gibt es zahlreiche Beispiele, in denen auf goldene Herbstbilder ein bleigrauer Rückrundenhimmel folgte, die Fortuna ihre günstige Ausgangslage verspielte. Auch deshalb, weil die Trainingsbedingungen im Winter im Jean-Löring-Sportpark regelmäßig eine Zumutung sind und die Vorbereitung zur Lotterie gerät.
Das Trainingslager in der Türkei kann zwar den Sand aus dem Getriebe spülen, aber keine matschigen Kölner Plätze in tadellose Fußballfelder verwandeln. Entscheidend wird sein, ob die Mannschaft die kalten Monate unversehrt übersteht – die Erinnerung an jene Winter, in denen Verletzungen das Mannschaftsbild zerfaserten, ist noch frisch genug.
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Gerade deshalb verdient diese Fortuna-Mannschaft ein Kompliment: Sie wirkt anders als ihre Vorgänger. Die Kadertiefe, zuletzt noch steter Anlass für Debatten, ist beinahe luxuriös für Regionalliga-Verhältnisse. Spieler aus der vermeintlichen zweiten Reihe verursachen keinen Qualitätsabfall, sondern erweitern das Spektrum, verschärfen den Konkurrenzkampf auf fast jeder Position. Dem Trainerteam gebührt Respekt dafür, aus vielen neuen Gesichtern eine Einheit geformt zu haben, die nicht bloß mithält, sondern als Favorit für den Aufstieg gilt.
Kämpferisch, spielerisch, leidenschaftlich – die Fortuna ist in vielen Bereichen gewachsen. Gewiss, es gab Rückschläge, jene ärgerlichen Punktverluste gegen Bochum II oder Paderborn II etwa, die wie kleine Stolpersteine im ansonsten sauberen Hinrunden-Sprint wirken. Doch insgesamt sammelt diese Mannschaft ihre Zähler mit einer stoischen Beharrlichkeit.
Also ja: Optimismus ist erlaubt. Er sollte jedoch zurückhaltend sein. Die Fortuna macht den Eindruck, bereit zu sein für Größeres. Ob das tatsächlich stimmt, wird sich erst zeigen, wenn der Winter seine Prüfungen gestellt hat.

