KommentarEishockey-Nationalmannschaft hat Identität gefunden und gefestigt

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Enttäuschte Gesichter nach der Halbfinal-Niederlage gegen Finnland

Köln – Die Siegerliste der Eishockey-Weltmeister ist nicht besonders abwechslungsreich. In diesem Jahrtausend waren Russland, Kanada, Tschechien und Schweden je viermal Titelgewinner, zweimal triumphierten die Finnen – und einmal die Slowaken. Die deutsche Mannschaft hat sich in den vergangenen Jahren auf verschiedenen Ebenen an die großen Nationen herangearbeitet. Nicht nur in Sachen Spieltempo hat sie sich verbessert, sondern auch mental. Marco Sturm, der von 2015 bis 2018 Bundestrainer war, hat bewirkt, dass es sich die deutschen Profis zutrauen, Weltklasse-Gegner ernsthaft herauszufordern. Spätestens seit der olympischen Silbermedaille von 2018 gehen sie ohne Minderwertigkeitskomplexe in diese Duelle – zum Beispiel auch am Samstag in Riga ins WM-Halbfinale gegen Finnland.

Dass sie das Spiel 1:2 verloren haben, wird die deutschen Spieler noch für längere Zeit sehr wurmen. Die Chance, das WM-Endspiel zu erreichen, war greifbar.  Sie hätten es auch verdient gehabt, um den Titel zu spielen, vergaben jedoch viele gute Tormöglichkeiten, nachdem die Finnen, gnadenlos effizient, zwei Fehlern der Deutschen im ersten Drittel zu zwei Toren genutzt hatten. Es war eine Niederlage der Kategorie „sehr unglücklich gelaufen“. Trösten wird es die DEB-Profis kaum, dass sie ein würdiger Halbfinalist waren, der dem Titelverteidiger nicht nur auf Augenhöhe begegnete, sondern sogar spielbestimmend war. Sie wollten ein Eishockey-Wunder, Weltmeister werden. Der Traum ist geplatzt.

Kein Verlierer-Endspiel

In Erinnerung bleiben werden das 3:1 gegen Kanada im WM-Vorrundenspiel, der dramatische Penalty-Sieg gegen die Schweiz im Viertelfinale. Und der bedingungslose Einsatz, mit dem die deutschen Spieler für den Erfolg gekämpft, wie sie ohne Angst vor Schmerzen Schüsse blockten und nie die Köpfe hängen ließen. Der selbstbewusste und kämpferische Teamspirit, den Sturm geprägt hat, lebt auch unter der Regie seines Nachfolgers Toni Söderholm. Die deutsche Mannschaft hat eine Identität gefunden und gefestigt.

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Man kann deshalb sicher sein, dass die deutschen Spieler das kleine Finale um Platz drei gegen das US-Team am Sonntag nicht als Verlierer-Endspiel betrachten werden, sondern als die Chance, Bronze zu gewinnen. Es wäre zwar nicht der erträumte große Coup, aber auch ein historischer Erfolg. Die letzte WM-Medaille gewann eine DEB-Auswahl im Jahr 1953. Bei einem Turnier mit vier Teilnehmern.

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