Marcel Risse im Interview„Ich hoffe, dass ich bei Viktoria Köln mein Glück finde"

Lesezeit 5 Minuten
RisseSteegmann

Marcel Risse (l.) mit Viktoria-Sportdirektor Marcus Steegmann

  • Der vom 1. FC Köln ausgeliehene Profi erklärt, warum er zum Drittligisten nach Höhenberg gewechselt ist.
  • Der 30-Jährige spricht über seine sieben Jahre beim FC und die daraus resultierende Verbundenheit zum Klub.
  • Der Mittelfeldspieler redet im Interview über seine Ambitionen mit den Rechtsrheinischen.

Köln – Herr Risse, warum sind Sie zum FC Viktoria Köln in die Dritte Liga gewechselt? Zum einen hat natürlich der Standort eine wichtige Rolle bei meiner Entscheidung gespielt. Andererseits wäre ich aber auch nicht hierhin gekommen, wenn ich nicht von der Qualität der Mannschaft überzeugt gewesen wäre. Ich hatte noch ein, zwei andere Optionen, bin aber nun froh, bei der Viktoria zu sein. Sie hätten auch in die Zweite Liga wechseln können.

Hat Ihr ehemaliger Klub 1.FC Nürnberg nicht auch einen Reiz auf Sie ausgeübt? Ja, durchaus. Die Entscheidung, nicht nach Nürnberg zu wechseln, ist mir auch nicht ganz leicht gefallen. An den Verein habe ich sehr gute Erinnerungen. Ich hoffe, dass sie eine gute Rolle nächste Saison spielen werden.

Ist es für Sie ein emotionaler Wechsel? Immerhin sind Sie auf der rechten Rheinseite geboren und aufgewachsen. Absolut. Zum einen sehr emotional, weil ich sieben Jahre beim FC war. Das ist ja schon eine ziemlich lange Zeit und heutzutage tatsächlich auch eher ungewöhnlich. Andererseits kenne ich mich auf dieser Rheinseite noch besser aus als auf der anderen. Schon als kleiner Junge habe ich mir Spiele hier angeschaut, wobei ich zugeben muss, dass ich schon sehr lange nicht mehr hier gewesen bin.

Marcel Risse (30), geboren in Köln, kam bereits als 3-Jähriger Junge zum TuS Höhenhaus, wurde drei Jahre später von Scouts von Bayer 04 Leverkusen entdeckt, die ihn in die Bayer-Jugend holten. Im Mai 2008 feierte Risse im Spiel gegen Hertha BSC Berlin für Leverkusen sein Bundesliga-Debüt. In der Winterpause der Saison 2008/2009 wurde er an den 1.FC Nürnberg ausgeliehen, 2010 wechselte der Rechtsaußen zum FSV Mainz 05, 2013 zum 1.FC Köln in die Zweite Bundesliga. Im Januar 2017 wurde sein Vertrag beim FC bis Sommer 2022 verlängert. Vor einer Woche wurde der Standard-Spezialist an den Drittligisten FC Viktoria Köln verliehen. Bislang absolvierte Marcel Risse 176 Partien in der Bundesliga und 64 Spiele in der Zweiten Liga. (ol)

Sie sind für ein Jahr an Viktoria Köln ausgeliehen. Wie viel FC steckt noch in Ihnen und welche Auswirkungen hat Ihr Wechsel auf das Verhältnis zu den FC-Verantwortlichen? Die Gespräche mit dem FC waren alle offen und ehrlich, und dafür bin ich den Verantwortlichen sehr dankbar. Im Profifußball geschehen eben immer wieder Dinge, mit denen nicht alle Seiten zufrieden sein können. Jetzt hoffe ich, dass ich mein Glück bei der Viktoria finde.

Sie waren Publikumsliebling bei den FC-Fans. Fällt Ihnen der Abschied auch deshalb ein wenig schwer? Erst einmal bin ich ja nur für ein Jahr an Viktoria Köln ausgeliehen. Was dann kommt, werden wir im nächsten Sommer sehen. Dennoch bedeutet dieser Wechsel natürlich eine große Umstellung für mich, weil ich den FC schon in meinem Herzen trage. Ich hatte eine schöne Zeit dort.

RisseWunderlich

Marcel Risse (links) mit Viktoria-Kapitän Mike Wunderlich

Wären Sie gerne dort geblieben und hätten weiter Bundesliga gespielt? Zunächst gibt es doch so gut wie immer unterschiedliche Auffassungen von Trainern, Sportdirektoren und Spielern. Als Spieler ist man eigentlich stets davon überzeugt, dass man einer Mannschaft weiterhelfen kann – egal, wo du spielst. Wie gesagt: Wir hatten wirklich gute Gespräche, trotzdem habe ich recht schnell bemerkt, dass ich keine Rolle in der neuen Saison spielen werde. Dann stellt man sich schon die Frage, was man macht und ob man sich verändern sollte. Entsprechend hat sich die Entscheidung, zum FC Viktoria zu gehen, auch etwas hingezogen.

Sie haben 163 Pflichtspiele für den FC in der Bundesliga und Liga zwei absolviert. Bedeutet ein Engagement in der Dritten Liga einen Abstieg für Sie? Als Fußballer musst du immer wieder bedeutende Entscheidungen treffen. Ich habe mich zu dieser Variante ganz bewusst entschlossen und hoffe, dass ich der Mannschaft, mit meiner Art Fußball zu spielen, weiterhelfen kann. Aber natürlich möchte ich auch den Spaß an diesem Sport ein Stück weit wiederfinden.

Wie gut kennen Sie diese Liga bereits und was bedeutet die Viktoria für Sie? Eigentlich kenne ich die Liga nur vom Zuschauen, und ich selbst habe ja auch keine Partie in der Dritten Liga bestritten. Wenn man wie ich aus Köln kommt, hat man natürlich in der letzten Saison auf die Viktoria geachtet. Ich habe mich informiert, wie es hier vorangeht und wie die letzten Spiele der Mannschaft gelaufen sind.

Das könnte Sie auch interessieren:

Welche persönlichen Ziele haben Sie sich für die neue Saison gesteckt? Ich fange nun nicht damit an, mir den Druck aufzuerlegen, der mir von den Medien bereits aufgebürdet wird. Entscheidend für mich ist es, eine vernünftige Vorbereitung zu absolvieren und fit zu sein. Ich möchte mich wohl fühlen auf dem Platz und wieder den Spaß erfahren, den das Spiel ausmachen kann. Aber Spaß macht es natürlich nur dann, wenn wir erfolgreich sind.

Die Viktoria hat bislang sieben Neuverpflichtungen getätigt, zum Teil ziemlich namhafte für die Dritte Liga. Was ist in der kommenden Saison möglich für den Klub? Das bleibt abzuwarten. Der Verein spielt erst im zweiten Jahr in der Liga, die Strukturen und auch die Mannschaft entwickeln sich noch. Ich freue mich darauf, weiterhelfen zu können und an der Entwicklung teilnehmen zu dürfen. Dann schauen wir mal, was in der kommenden Spielzeit herausspringen wird.

Sie haben mit Kapitän Mike Wunderlich gemeinsam im Jugendbereich von Bayer 04 Leverkusen gespielt und auch mit Albert Bunjaku in Nürnberg unter Vertrag gestanden. Kennen Sie weitere Kölner Spieler und wie ist Ihr erster Eindruck von der Mannschaft? Mit Lucas Cueto habe ich ja auch noch beim 1.FC Köln zusammen gespielt, als er damals von den Junioren nach oben kam. Aber natürlich habe ich mir vorher den Kader angesehen und auch einige bekannte Jungs ausmachen können. Ich habe mich über den Klub und auch den Trainer informiert – vor allem, wie er mit den Spielern umgeht. Das hat am Ende den Ausschlag für Viktoria Köln ergeben.

KStA abonnieren