Viktoria KölnGrenzenlose Vorfreude aufs größte Spiel der jüngeren Klubgeschichte

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VIktoria Los

Vereinspräsident Günter Pütz (links) und Sportvorstand Franz Wunderlich (rechts) bei der Auslosung der ersten Pokalrunde

Köln – Das Gerücht, die Viktoria habe eigens für das Erstrundenduell im DFB-Pokal am Mittwoch (20.46 Uhr, Rhein-Energie-Stadion/ARD und Sky) gegen den FC Bayern München einen Antrag beim Deutschen Fußball-Bund eingereicht, mit zwei Torhütern spielen zu dürfen, ist natürlich blanker Hohn. Olaf Janßen kann der Idee ohnehin nicht viel abgewinnen; die Philosophie, den berüchtigten Reisebus vor dem eigenen Tor zu parken, entspricht ganz und gar nicht der modernen Fußball-Philosophie des Kölner Trainers.

Die Partie gegen den Rekordmeister ist das Größte, was dem FC Viktoria seit Jahrzehnten widerfahren ist und für den Verein aus dem Stadtteil Höhenberg eigentlich kaum in Worte zu fassen. Janßen, einst Profi beim 1.FC Köln, wirkt vor dem ungleichen und gefühlt aussichtslosen Kampf gegen den Spitzenreiter aus der Bundesliga trotzdem gewohnt entspannt: „Seit unserem letzten Meisterschaftsspiel gegen München 1860 laufen hier alle mit einem breiten Grinsen herum und sind einfach nur froh, dieses Match bestreiten zu dürfen“, sagt der 55-Jährige.

Olaf Janßens Bayern-Moment

Wobei Kölns erfahrener Coach durchaus seine Erlebnisse hat mit dem FC Bayern – zumindest als Spieler: Am 13. Oktober 1990 war der gebürtige Krefelder überragender Mann beim ebenso herausragenden 4:0-Erfolg des FC gegen ratlose Münchener, erzielte selbst ein Tor und wurde zur Belohnung am selben Abend noch ins „Aktuelle Sportstudio“ nach Mainz eingeladen.

 Janßen erinnert sich gerne an diesen Tag zurück: „Es war der pure Wahnsinn“, meint der ehemalige Mittelfeldspieler. „Und das beste war, dass unser Sportvorstand Franz Wunderlich damals noch für mich eingewechselt wurde.“

Tatsächlich durfte Wunderlich das Spektakel für einige Minuten ebenfalls noch auf dem Feld erleben, offenbar mit nachhaltiger Erinnerung: „Es war das Highlight meiner Karriere“, verriet der 58-Jährige vor einiger Zeit im Interview mit dieser Zeitung. „60 000 in Müngersdorf, ausverkauftes Haus, 4:0 gegen Bayern. Das war schon was.“ Mit dem feinen Unterschied, dass es sich bei jenem Spiel um ein Kräftemessen auf Augenhöhe handelte. Das ist am Mittwoch natürlich anders.

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Das weiß auch Christoph Greger, der kräftige Kölner Innenverteidiger und gebürtige Münchener: „Wir müssen sehr leidensfähig sein und gegen den Ball eine gute Ordnung und Struktur haben, um im Kollektiv die Einzelspieler von Bayern verteidigen zu können“, beschreibt der Vize-Kapitän einen möglichen Matchplan.

 Für den Tabellenachten der Dritten Liga, der mit drei Siegen und einem Remis gut in die Saison gestartet ist, spielt auch der finanzielle Aspekt des Pokalkrachers eine nicht unerhebliche Rolle: Im Juni entschied sich die Viktoria für den Umzug ins große Stadion, weil der Höhenberger Sportpark mit einer Kapazität von gut 8000 Zuschauern für ein Event gegen den FC Bayern einfach nicht ausreicht. Die Partie ist seit Wochen ausverkauft, 67,5 Prozent der Einnahmen geht an die Viktoria, weil der FC Bayern auf 50 Prozent seines Anteils der Ticketeinnahmen verzichtet. Dazu gibt es vom DFB für die erste Pokalrunde 209247 Euro Antrittsgeld.   „Es ist ein warmer Segen für uns“, sagt Franz Wunderlich, der als Spieler einst die Bayern bezwang, und der sich wie Janßen auf die Rückkehr  nach Müngersdorf freut.

Youssef Amyn vor Wechsel nach Rotterdam

Bayerns Trainer Julian Nageslann hat am Dienstag angekündigt, erstmals im größeren Stil rotieren zu wollen. „Im Normalfall“ werde der junge Stürmer Mathys Tel in Köln beginnen, sagte Nagelsmann. Gleiches gelte für die weiteren Neuzugänge Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui, die ebenfalls vor ihrem Startelf-Debüt stehen. Auch Josip Stanisic soll in der Abwehr beginnen. Nagelsmann kündigte bis zu fünf Wechsel gegenüber dem 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach an.

Parallel droht der Viktoria sportlich ein großer Verlust. Youssef Amyn, das 19 Jahre alte Sturm-Juwel der Höhenberger, steht vor einem Wechsel zu Feyenoord Rotterdam. Der DFB-Junioren-Nationalspieler absolvierte am Dienstag den Medizincheck beim niederländischen Traditionsverein.

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