ChancengleichheitJe gebildeter die Eltern, desto gesünder das Kind

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Ein kleines Mädchen mit großer runder Brille, Jeanskleid und einem Stift in der Hand, lacht mit offenem Mund.

Wer hierzulande Zugang zu guter Bildung hat, ist meist gesünder und zufriedener.

Eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung belegt sozioökonomische Nachteile vieler Kinder.

Es ist längst keine Binsenweisheit mehr, sondern x-fach wissenschaftlich belegt: Charakteristisch für unser Schulsystem ist leider nach wie vor, dass die Bildungschancen der jungen Generation vom Elternhaus abhängen. Jetzt hat eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) den Nachweis erbracht, dass nicht nur die Bildungschancen, sondern auch die Gesundheit wesentlich vom Elternhaus geprägt wird – mit lebenslangen Folgen für das Wohlbefinden der Kinder.

Demnach sind Menschen mit weniger gebildeten Eltern noch im Erwachsenenalter häufiger übergewichtig und schätzen ihre eigene Gesundheit schlechter ein als Kinder, deren Eltern einen höheren Schulabschluss haben.

Zu viele übergewichtige Kinder

Fast die Hälfte der Befragten zwischen 18 und 50 Jahren, deren Eltern kein Abitur hat, hat einen Body-Mass-Index von über 25 und gilt damit als übergewichtig. Bei Personen, deren Eltern beide das Abitur haben, liegt der Anteil der Übergewichtigen bei nur knapp einem Drittel. Wenn nur ein Elternteil (Fach-)Abitur hat, sind 40 Prozent übergewichtig.

Unsere Analysen belegen eine deutlich schlechtere Gesundheit bei Menschen mit niedrig gebildeten Eltern. Langfristig wird sich die schlechtere Gesundheit in einer geringeren Lebenserwartung ausdrücken
Mathias Huebner, Studienleiter

„Unsere Analysen belegen eine deutlich schlechtere Gesundheit bei Menschen mit niedrig gebildeten Eltern. Langfristig wird sich die schlechtere Gesundheit in einer geringeren Lebenserwartung ausdrücken“, sagt Forschungsleiter Mathias Huebner. Er mahnt an, dass diesen bestehenden Nachteilen der betroffenen Kinder schon früh im Leben entgegengewirkt werden sollte.

Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt soll nach Vorschlägen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft eingeschränkt werden. Diese Diskussion wird vor dem Hintergrund geführt, dass sich eine erhebliche Anzahl von Kindern ungesund ernährt, was sich wiederum in hohen Raten von Übergewicht und Adipositas widerspiegelt.

Berechnungen des Robert Koch Instituts (RKI) legen nahe, dass in Deutschland etwa 15 Prozent der Kinder zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig sind, wobei sechs Prozent sogar als adipös, also stark übergewichtig, gelten.

Betroffene Kinder sind auch als Erwachsene häufiger übergewichtig. Insgesamt ist der Anteil übergewichtiger Personen in Deutschland stetig angestiegen: 2021 waren rund 37 Prozent der Frauen und 53 Prozent der Männer zwischen 18 und 50 Jahren übergewichtig, 15 Prozent gar adipös. Übergewicht ist eng mit dem allgemeinen Gesundheitszustand und Wohlbefinden verbunden – und ursächlich für viele Folgeerkrankungen wie etwa Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Gesunde Jobs, mehr Bewegung

66 Prozent der Personen mit Eltern ohne (Fach-)Abitur betrachten ihre Gesundheit als gut oder sehr gut. Wenn ein Elternteil (Fach-)Abitur hat, sind es 72 Prozent. Wenn beide Eltern (Fach-)Abitur haben, steigt der Anteil auf 77 Prozent. Für die ausgeprägten gesundheitlichen Unterschiede, die abhängig sind vom Bildungsniveau der Eltern, gibt es mehrere Erklärungen: Kinder aus gebildeteren Familien haben häufiger bessere Bildungsergebnisse und höhere Einkommen in körperlich weniger beanspruchenden Tätigkeiten, was zu einer besseren Gesundheit beitragen kann.

Unfaire Bildungsdefizite müssen rechtzeitig vermieden werden, das verbessert auch die Chancen nachfolgender Generationen
Mathias Huebner

Demografischer Wandel im Blick

Deshalb sei es, so Huebner, unabdingbar, Bildungsdefizite rechtzeitig zu vermeiden und Kindern unabhängig vom elterlichen Hintergrund den Zugang zu qualitativ guter Bildung zu ermöglichen. „Derartige Investitionen begünstigen nicht nur deren eigenen Lebensverlauf, sondern verbessern auch die Chancen nachfolgender Generationen und sie nutzen das Potenzial der Menschen unserer Gesellschaft besser, worauf es beim demografischen Wandel immer mehr ankommen wird.“

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