Dank „wir helfen“Ein rollendes Jugendzentrum

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Die "Mittwochsmaler" beim Verschönern des Trucks,

Die "Mittwochsmaler" beim Verschönern des Trucks,

Köln – Die Sprühdosen zischen über das blaue Blech des Lastwagens. Bunte Farbstriche vereinigen sich nach und nach zu einem großen, kunstvoll gesprayten Slogan: "Respect and connect" ("Respektiere und verbinde"). Die Graffiti-Gruppe "Mittwochsmaler" des Sozialdiensts Katholischer Männer (SKM) gestalten auf dem Parkplatz des Krebelshofs den neuen Truck des Vereins. Jugendliche aus Worringen und Roggendorf/Thenhoven helfen ihnen dabei.

Mit dem Fahrzeug wollen die Sozialarbeiter und Pädagogen Orte anfahren, wo Jugendliche keine Anlaufstellen haben. Orte wie neuerdings Worringen, seit der Trägerverein der dortigen Jugendeinrichtung im Krebelshof Insolvenz anmelden und schließen musste.

Das rollende Jugendzentrum wurde mit "wir helfen"-Spenden finanziert

Das rollende Jugendzentrum wurde mit "wir helfen"-Spenden finanziert. Die Stadt trägt die Betriebskosten. Der etwa 15 Meter lange Mercedes-Truck wird üppig ausgestattet. Der Auflieger soll ein Tonstudio bekommen, um Musik aufzunehmen, eine kleine Küche wurde eingerichtet, es gibt Sitzbänke und Tische. Im Bauch des Busses sind zudem sechs Podeste verstaut, die zu einer großen Bühne zusammengebaut werden können. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter wird den Bus fahren, zwei SKM-Pädagogen sind Ansprechpartner für die Jugendlichen.

Wenn in einem Stadtteil kein Jugendzentrum oder ein anderer Fixpunkt für Jugendliche vorhanden ist, ist der SKM-Truck zur Stelle. Oder aber, wenn die Jugendeinrichtung gerade geschlossen hat. So wie in Worringen, wo zu Jahresbeginn der Krebelshof pleiteging. "Als wir vom Aus des Krebelshofs erfahren haben, haben wir uns gleich ans Jugendamt gewandt", sagt Margret Hees, beim SKM Fachbereichsleiterin soziale Brennpunkte. Schnelle Hilfe sei nötig gewesen, und so hat der SKM alle Hebel in Bewegung gesetzt, rasch zumindest ein mobiles Angebot für die Jugendlichen aus Worringen und dem benachbarten Roggendorf/Thenhoven zu organisieren - den Truck.

"Die Schließung ist sehr doof"

Die Schließung des Krebelshofs hat die Stadtteile schwer getroffen. Er war eine der ganz wenigen Anlaufstellen für Jugendliche im äußersten Kölner Norden. Hier gab es Computer- und Proberäume, ein Bistro mit Biergarten, eine Ballettschule, einen Spielplatz für die kleineren Kinder. Auch Ferienspielaktionen fanden hier statt. Sozialpädagogen des Trägervereins Krebelshof e. V., der das Gehöft von der Stadt gepachtet hatte, haben sich um Kinder und Jugendliche gekümmert. Bands wie Bläck Fööss und Brings lockten bei Open-Air-Konzerten im Innenhof Tausende Menschen an. Die denkmalgeschützte Anlage war für die Worringer nicht nur Jugend- und Kulturzentrum, sie war ein Stück Identifikation mit dem Veedel. "Es tut mir in der Seele weh, dass es so ist, wie es ist", sagte Jugendamtsleiterin Carolin Krause bei einer Informationsveranstaltung für Bürger zur Schließung des Hofs.

Das sieht Jens Hühnerfuß genauso. "Ich wohne quasi gegenüber vom Krebelshof und war fast jeden Tag da. Die Schließung ist sehr doof", sagt der 17-Jährige. "Wir sind oft hergekommen, um am Computer zu sitzen, und manchmal auch um runterzukommen, wenn es zu Hause Streit gab." Jetzt hat Jens zumindest den Truck. "Den finde ich cool. Ich werde auf jeden Fall meinen Freunden davon erzählen."

Diese Aussage passt zur Einschätzung des SKM über die Zukunft des Trucks. "Unsere jugendlichen Mitarbeiter waren begeistert und sagen ihm voraus, dass er super ankommen wird", sagt Hees. Nach der plötzlichen Schließung des Krebelshofs macht das rollende Jugendzentrum an zunächst zwei Tagen pro Woche auf dem Parkplatz des ehemaligen Kulturzentrums halt. An den übrigen Wochentagen wird es zu verschiedenen Plätzen in Köln gefahren. "Jugendliche, die kein Jugendzentrum besuchen, treffen sich an S-Bahnhöfen, Spielplätzen oder an Bänken in Wohnbereichen", sagt Hees. "Von dort werden sie dann häufig von den Anwohnern vertrieben." Mit dem Truck könnten die SKM-Mitarbeiter die Jugendlichen überall erreichen - und einen ganzen Lkw voller interessanter Angebote haben sie gleich mit dabei.

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