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Bonner KonzernDeutsche Post mit Rekordergebnis – Ukraine-Krieg lässt Preise steigen

Lesezeit 3 Minuten

DHL-Maschine am Flughafen

Bonn – Die Sperrung des russischen Luftraums für Flugzeuge aus dem Westen hat spürbare Auswirkungen auf das Frachtgeschäft der Deutschen Post DHL. Ihre Flieger müssen auf dem Weg nach Asien derzeit deutliche Umwege nehmen. „Das führt dazu, dass mehr Kerosin in die Flugzeuge getankt werden muss – und das führt dazu, dass weniger Fracht eingeladen werden kann“, sagte Finanzchefin Melanie Kreis bei der Vorstellung der Jahreszahlen am Mittwoch. In der Folge werde „alles sehr viel teurer“. Gleichzeitig sieht sich die Logistikbranche mit einer Verknappung der Kapazitäten konfrontiert. Flieger stecken teilweise in Russland fest, außerdem fällt Frachtraum in Passagiermaschinen weg.

Schon die Corona-Pandemie hatte in den vergangenen Monaten zu Problemen in der weltweiten Logistik geführt. „Die Frachtraten waren schon vorher hoch“, sagte Kreis. Die derzeitige Situation würde sich nun in weiteren „signifikanten Preissteigerungen widerspiegeln“. Inwiefern sich das letztlich auf die Bilanz der Deutschen Post DHL auswirken wird, ist noch nicht absehbar. Zusätzliche Kosten für Treibstoff werden im Frachtgeschäft üblicherweise an die Kunden weitergegeben.

Nur wenig Geschäft in Russland

Infolge des Krieges hat die Deutsche Post außerdem den überwiegenden Teil ihrer Geschäfte in Russland, Belarus und der Ukraine eingestellt. Ausnahmen gelten für Sendungen, die das Unternehmen laut Weltpostverein zustellen muss und zum Beispiel für Medikamente. Wirtschaftlich ist das für die Bonner verschmerzbar: Vergangenes Jahr machte das Geschäft in allen drei Ländern zusammen weniger als einen Prozent des Konzernumsatzes aus. „Die direkten Auswirkungen sind sehr begrenzt“, so Konzernchef Frank Appel. Wichtiger ist für die Bonner die Frage, wie sich die Weltwirtschaft in diesen Krisenzeiten entwickelt. Bei einer Rezession seien die derzeitigen Geschäftsprognosen nicht mehr haltbar, sagte Appel, gab sich aber optimistisch. Die Entwicklung sei zwar nicht vorhersehbar. „Wir glauben aber, dass wir unsere Guidance trotzdem so geben können.“

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Die Krise trifft die Deutsche Post in einer wirtschaftlich komfortablen Situation. Das abgelaufene Geschäftsjahr war geprägt von Rekorden. Nachdem die Bonner 2021 insgesamt viermal die Prognose erhöhten, stand am Ende ein Umsatzplus von 22,5 Prozent auf 81,7 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis wuchs sogar um 65 Prozent von 4,8 auf acht Milliarden Euro. Der operative Cashflow lag bei vier Milliarden Euro. Er habe sich seit 2019 „fast verfünffacht“, sagte Frank Appel. Außerdem seien seitdem rund 40.000 neue Beschäftigte eingestellt worden. Man sehe, dass „der Konzern in der Tat auf einem neuen Niveau angekommen ist“. Dabei profitierten die Bonner von rasanten Wachstumsraten im Onlinehandel sowie der Erholung der Weltwirtschaft nach dem ersten Corona-Jahr 2020.

Neues Aktienrückkaufprogramm

„Wir haben mit diesen Zahlen eine neue Flughöhe erreicht“, sagte auch Finanzchefin Melanie Kreis. Die Deutsche Post DHL will daher ihre Dividende von 1,35 Euro auf 1,80 Euro je Aktie erhöhen, insgesamt würden dann 2,2 Milliarden Euro ausgeschüttet. Außerdem startet das Unternehmen ein weiteres Aktienrückkaufprogramm von bis zu zwei Milliarden Euro.

Die Prognose für das laufende Jahr fällt dennoch – auch ohne Berücksichtigung des Ukraine-Krieges – eher verhalten aus. Schon im vierten Quartal 2021 waren die Umsätze im deutschen Paketgeschäft leicht zurückgegangen; ein Zeichen dafür, dass das rasante Wachstum im Onlinehandel sich nun wie erwartet abflacht. Der Konzern drückt das so aus: Man rechne damit, dass sich die E-Commerce-Wachstumsraten nach der „aktuellen Normalisierungsphase“ (sprich: den leichten Rückgängen) wieder zu den Wachstumsraten aus Vor-Pandemie-Jahren zurückkehren – das aber von einem deutlich erhöhten Niveau aus. Für 2022 erwartet der Konzern ein stagnierendes operatives Ergebnis (EBIT) sowie leichte Rückgänge im Geschäftsbereich Post und Pakete. Bis 2024 soll das EBIT auf 8,5 Milliarden Euro steigen.