Bonner KonzernPost erklärt Streetscooter Verkauf – erfolgreiches Geschäftsjahr

DHL-Bote bei der Auslieferung
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Bonn – Das Aus für den Streetscooter, die Ausbreitung des Coronavirus: Obwohl die Deutsche Post im vergangenen Jahr mit 4,1 Milliarden Euro das höchste operative Ergebnis (Ebit) in der Unternehmensgeschichte erwirtschaftet hat, sind die Aussichten für das kommende Jahr herausfordernd. Ein Überblick über aktuelle Zahlen und drängende Fragen beim Bonner Konzern:
Der Ist-Zustand
Als Frank Appel im vergangenen Jahr die Geschäftszahlen für 2018 präsentierte, richtete der Post-Chef seinen Blick lieber in die Zukunft: Bedingt durch die Restrukturierung der Post- und Paket-Sparte war der Gewinn damals um fast ein Viertel geschrumpft. Dieses Mal hingegen verweilen Appel und Finanzvorständin Melanie Kreis bei der Vorstellung der Zahlen, die in Troisdorf stattfand, gerne ausführlich beim abgeschlossenen Geschäftsjahr: Der Umsatz stieg – wie bereits vorab bekanntgegeben – im Vergleich zu 2018 um knapp drei Prozent auf 63,3 Milliarden Euro. Das Ebit wuchs nach der teuren Restrukturierung gar um 30,6 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Rechnet man Einmaleffekte heraus, beträgt das Wachstum noch immer 7,6 Prozent.
„Wir sind in einer besseren Verfassung als jemals zuvor“, sagt Frank Appel. Die Zahlen bildeten eine „ausgezeichnete Basis, um nach vorne zu gucken“. Und, mit Anspielung auf die Ausbreitung des Coronavirus verkündet er dann noch: „Unser Immunsystem als Firma ist sehr gut intakt.“ Gute Nachricht für Aktionäre: Der Konzern will die Dividende um 10 Cent auf 1,25 Euro pro Aktie heben.
Coronavirus und der Blick nach vorn
Das Immunsystem der Deutschen Post ist also intakt – und das sollte es auch sein. Denn dass das Jahr 2020 im aktuellen weltwirtschaftlichen Kontext kein einfaches wird, ist klar. Eigentlich hatte der Konzern sich in diesem Geschäftsjahr erstmals einen operativen Gewinn von mehr als fünf Milliarden Euro vorgenommen.
Diese Vorgabe hatte er schon im Februar wieder unter Vorbehalt gestellt: Das Ziel gelte zwar noch – aber nur, wenn man die Folgen des Coronavirus und die Einstellung der Streetscooter-Produktion herausrechne. Allein für den Monat Februar beziffert Appel die Corona-Belastung auf das Ergebnis mit um die 60 Millionen Euro gegenüber dem ursprünglichen Planwert.
Anfang März habe sich die Situation in China bereits wieder ein wenig normalisiert. Auch mögliche Auswirkungen auf das Europa-Geschäft würden täglich überwacht. Es sei aber reine Spekulation, jetzt schon die Gesamtfolgen abschätzen zu wollen. Zum Umgang mit möglichen Coronafällen und -ängsten im Unternehmen wollte Appel sich nicht äußern.
Das Streetscooter-Aus
Seit Ende Februar steht fest: Die Deutsche Post wird die Produktion des Streetscooters einstellen und sich von da an nur noch auf den Betrieb der Bestandsflotte konzentrieren. Die Suche nach einem Partner endet damit ergebnislos. Insgesamt wird die Transformation die Deutsche Post nach eigenen Angaben bis zu 400 Millionen Euro kosten – die bislang ebenfalls nicht in der Prognose für das Jahr 2021 berücksichtigt sind.
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Die Entscheidung sei „keine leichte“ gewesen, sagte Thomas Ogilvie, Personalvorstand und auch für die Tochtergesellschaft verantwortlich. „Aber am Ende müssen wir darauf schauen: Was ist das, was der Kernfokus von Deutsche Post DHL ist?“ Es sei die Logistik. Konzernchef Frank Appel äußerte sich zur Ankündigung von Streetscooter-Gründer Günther Schuh, das Unternehmen zurückkaufen zu wollen: „Wir nehmen jedes seriöse Angebot ernst und werden jedes seriöse Angebot prüfen.“ Noch liege aber keines vor. Schuh hatte die Deutsche Post nach Bekanntwerden der Pläne scharf kritisiert.
Post und Pakete
Der Trend ist klar: Während Umsätze und Volumen im Briefversand sinken, steigen sie im Paketgeschäft. Da kamen schlechte Nachrichten aus dem Paketgeschäft zuletzt besonders ungelegen. Anfang des Jahres nahmen die Bonner die gerade erst eingeführte Portoerhöhung für die Pakete von Privatkunden zurück, weil die Bundesnetzagentur sie für zu hoch hielt. Dem Konzern entgeht dadurch laut Post& Pakete-Vorstand Tobias Meyer nun monatlich ein siebenstelliger Betrag. Das sei unschön, aber „in den Gesamtkosten verdaubar“. Ebenfalls schmerzhaft wird für die Deutsche Post, dass der Onlineversandhändler Amazon künftig deutlich mehr Pakete selbst zustellen will. Aktuell beschert Amazon dem Konzern zwei Prozent seines Gesamtumsatzes.