Bürgschaft für Kölner AutobauerFord beantragt 500 Millionen Euro Staatshilfe

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  • Bund und Länder sollen dem Kölner Autobauer Ford mit Bürgschaften in Höhe 500 Millionen Euro unter die Arme greifen.
  • Das Unternehmen hält sich bedeckt, im Bundesfinanzministerium gibt es offenbar eine grundsätzliche Sorge, wenn die Konzernmutter im Ausland sitzt.
  • Autorin Corinna Schulz beleuchtet die schwierige Lage des größten Kölner Arbeitgebers.

Köln – Der Kölner Autobauer Ford hat beim Bund und bei den Ländern Staatshilfen beantragt. Dabei handelt es sich um reine Bürgschaften der öffentlichen Hand in Höhe von 500 Millionen Euro. Eine Kapitalspritze aus Steuerzahlermitteln ist nicht vorgesehen. Das bestätigten Unternehmenskreise dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Dem Vernehmen nach soll ein großer Teil der Summe auf den Bund entfallen, ein kleinerer Anteil auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und das Saarland, wo die beiden deutschen Werke des US-Konzerns angesiedelt sind.

Schwerste Krise der Branche

Das Unternehmen selbst wollte sich zu den Vorgängen nicht äußern. Auch das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin wollte die Anfrage ebenso wenig kommentieren wie das NRW-Wirtschaftsministerium.

Wie die gesamte Automobilindustrie durchlebt auch die deutsche Tochter des US-Konzerns eine der schwersten Krisen in der Geschichte der Branche. Durch den coronabedingten Lockdown, die temporäre Stilllegung der gesamten Produktion sowie die Schließung aller Händlerbetriebe sind die Verkäufe drastisch eingebrochen. Im August betrug das Minus rund 26 Prozent, in den ersten acht Monaten insgesamt 37,6 Prozent. Dabei ging es zuvor eigentlich gerade wieder bergauf.

Tiefgreifender Wandel

Aber bereits vor Corona war der Wandel tiefgreifend. Die Suche nach neuen klimafreundlicheren Antriebsarten, Digitalisierung und autonomes Fahren sowie die strengeren Klimavorgaben in der EU setzen die Branche enorm unter Druck und machen Milliardeninvestitionen erforderlich. Hinzu kommt, dass sich Ford in Europa bereits vor dem Pandemie in einem tiefgreifenden Restrukturierungsprogramm befand.

Mitte 2018 hatte der US-Konzern den Umbau des gesamten Europageschäfts angekündigt, nachdem Ford hier tief in die roten Zahlen gerutscht war. Bis Ende 2020 trennt sich der Autobauer von insgesamt sechs der ursprünglich 24 Fabriken und streicht europaweit 12.000 von gut 50.000 Stellen. In Deutschland fallen bis Ende des Jahres 5400 Stellen weg, darunter 3800 in Köln, der Rest am Standort in Saarlouis, wo der Focus noch gebaut, die Produktion des Vans C-Max bereits eingestellt wurde.

Ford bekommt neuen Chef am 1. Oktober

Ob es bei den geplanten Einschnitten bleibt, ist derzeit noch unklar. Erst Anfang August hatte Fords seit Mai 2017 amtierender Vorstandschef Jim Hackett seinen Rücktritt erklärt. Ihm soll zum 1. Oktober Jim Farley nachfolgen. Der frühere Europa-Chef des Autobauers, der von 2015 bis 2017 in Köln gearbeitet hat, soll den Konzern durch einen tiefgreifenden Umbau führen und abwägen, ob und wie das Europa-Geschäft nachhaltig restrukturiert werden kann.

Keiner wisse, wie sich die gesamte global angespannt Lage entwickelt, heißt es aus dem Unternehmen. Vor diesem Hintergrund seien die nun beantragten Bürgschaften wesentlich, um sich einen ausreichenden Kreditrahmen zu sichern. Mit einer Garantie der öffentlichen Hand verbessern sich die Darlehenskonditionen deutlich.

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Allerdings besteht offenbar im Bundesfinanzministerium unabhängig von Ford die grundsätzliche Sorge, dass Corona-Rettungsgelder ins Ausland fließen können, wenn die Mutter eines hilfesuchenden Unternehmens nicht in Deutschland sitzt. Dass dies nicht geschieht, werde in jedem Einzelfall vertraglich geregelt, heißt es aus dem Umfeld des Ministeriums. Nun müsse erstmal ein Bürgschaftsausschuss beraten und wie in solchen Fällen üblich prüfen, ob das Risiko für den Steuerzahler vertretbar ist.

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