Cologne Game HausKölner „Leuchturm“ für Spieleentwickler-Start-Ups

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Kulissen und Figuren für Harold Halibut werden von Hand modelliert und dann gescannt.

Kulissen und Figuren für Harold Halibut werden von Hand modelliert und dann gescannt.

Köln – Gegenüber der Kölnmesse in Deutz steht ein großes, graues Bürogebäude. Was ihm an Farbe und gestalterischer Raffinesse fehlt, macht es auf den Etagen vier und sieben voll und ganz wett – hier sitzt das Cologne Game Haus. Ist man einmal drin, findet man ein Umfeld, in dem der Kreativität kaum Grenzen gesetzt sind.

Ein Netzwerk „wie ein Leuchtturm“

„Die Spielebranche ist prädestiniert für Coworking-Spaces“, sagt Johannes Brauckmann, Mitgründer des Cologne Game Haus, „Zwischen unseren Firmen gibt es wenig Konkurrenz, man hilft sich gegenseitig.“ 18 Spiele-Entwickler-Firmen sind seit der Eröffnung vor vier Monaten in das Bürogebäude eingezogen. Insgesamt sind das etwa 80 Personen „und fünf Bürohunde – Wilma, Dragon, Schnuppe, Rakete und Sini.“ Brauckmann muss nur kurz überlegen, um alle Namen der Hunde aufzuzählen.

Immer mehr Menschen zahlen für digitale Spiele

Gamer sind immer häufiger bereit, für digitale Spiele Geld auszugeben. Das ist das Ergebnis einer Studie des Digitalverbands Bitkom, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Im Jahr 2015 waren erst 50 Prozent der Befragten dazu bereit. In diesem Jahr sind es bereits 57 Prozent.

Geld geben die Befragten teilweise für die Spiele selbst, aber auch für Käufe innerhalb von Games, für Abo-Gebühren oder Flatrate-Bezahlmodelle bei Online-Plattformen aus. Laut Branchenverband nutzen mehr als 4,2 Millionen Menschen in Deutschland solche Abo-Dienste. (dpa)

Einige bereits etablierte Firmen haben die Räume bezogen, aber zum Großteil sind es Start-Ups, die im Haus arbeiten. Darunter die Firma „Slow Bros“, die das Spiel „Harold Halibut“ entwickeln. Ein künstlerisches Spiel mit handbemalten Figuren und Kulissen. Nächstes Jahr soll es auf den Markt kommen.

Es ergibt sich ein Netzwerk „wie ein Leuchtturm“, so Brauckmann, bei dem man sich gegenseitig sowohl in inhaltlichen, technischen als auch organisatorischen Fragen unter die Arme greift. Genau so hatten Brauckmann und Thomas Rössig, ebenfalls Mitgründer, die Zusammenarbeit im Game House vorgestellt, als sie im letzten Jahr an die Stadt Köln herantraten, und auf Förderung hofften.

Stadt lehnte zunächst ab

Die Stadt lehnte zunächst ab. Auf einer Konferenz nutzten die beiden ihre Vernetzung in der Spiele-Branche und sprachen mit Firmen, die möglicherweise Interesse hätten, sich in dem Haus einzumieten.

Mit 25 Absichtserklärungen wurden sie erneut bei der Stadt Köln vorstellig. Diesmal mit mehr Erfolg. 200.000 Euro Anschubförderung standen zur Verfügung. Am 26. März erfolgte die offizielle Firmengründung. „Und am Tag danach konnte ich dann endlich mal in Urlaub fahren“, sagt Brauckmann und muss lachen. „Die Monate davor waren wirklich anstrengend für uns alle.“

50 Prozent des Umsatzes müssen mit Computerspielen erzielt werden

Unterstützt wurde das Cologne Game Haus nicht nur von der Stadt Köln. Auch die IHK förderte den Ausbau, außerdem die Kölnmesse und die Telekom. Sie verlegte zwölf Kilometer Kupferkabel in die neu eingerichteten Büros, außerdem 750 Meter Glasfaser. Klar, Spieleentwickler brauchen gutes Internet – 1 Gigabit pro Sekunde steht den Mietern zur Verfügung.

Besonders wichtig für kleinere, junge Entwicklerstudios. Bevor sie sich komplett durch den Verkauf ihrer Spiele finanzieren können, sind viele noch auf Auftragsarbeiten aus anderen Branchen angewiesen. Für die Automobilindustrie etwa erstellen einige der Start-ups Simulationen.

50 Prozent des Umsatzes muss mit Computerspielen erzielt werden

Bedingung für den Bezug eines Büro im Cologne Game Haus ist aber, dass 50 Prozent des Umsatzes mit Computerspielen erzielt werden. Genau überprüft wird das aber nicht. „Das funktioniert auf Vertrauensbasis. Man kennt sich ja.“ Viele Entwickler haben zusammen die Ausbildung beim Cologne Game Lab (siehe „Zentrum für digitale Unterhaltung“) absolviert.

Ein 21 Quadratmeter großes Büro kostet warm 400 Euro im Monat. „Die Miete reichen wir an die Kölnmesse durch“, sagt Brauckmann. Ab 2019 will sich das Game Haus selbst finanzieren, wenn die Anschubförderung der Stadt ausgelaufen ist. Über Seminare und Workshops soll das funktionieren.

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