Familienunternehmer in NRW und Köln wollen nicht mit der AfD kooperieren. Der Bundesverband hatte Kontaktverbot mit der Partei aufgehoben.
Wirtschafts-BrandmauerFamilienunternehmer in NRW lehnen AfD ab – trotz Kurswechsel im Bundesverband

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Wirtschaftsverbands „Die Familienunternehmer“, spricht bei einer Veranstaltung des Verbands.
Copyright: Kay Nietfeld/dpa
Die Deutsche Bank hat nach Informationen des „Handelsblatts“ auf die Einladung von AfD-Vertretern zu einem Treffen des Verbands der Familienunternehmer in ihren Räumlichkeiten reagiert und einen Vertrag für eine künftige Veranstaltung gekündigt. Das berichtete die Zeitung am Montag unter Verweis auf „mit dem Sachverhalt vertraute Personen“. Zum parlamentarischen Abend der Familienunternehmer im Oktober waren erstmals auch AfD-Abgeordnete eingeladen worden.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Familienunternehmer, Albrecht von den Hagen, hatte in der vergangenen Woche die sogenannte Brandmauer zur AfD für gescheitert erklärt. Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann sagte dem „Handelsblatt“ später, ein bislang geltendes „Kontaktverbot“ zu AfD-Bundestagsabgeordneten sei mit dem parlamentarischen Abend Anfang Oktober aufgehoben worden. Die Veranstaltung sollte im kommenden Jahr erneut in der Berliner Repräsentanz der Deutschen Bank stattfinden. Die Vertragskündigung bestätigte die Bank laut „Handelsblatt“ zunächst nicht offiziell.
Wir halten die AfD nicht für regierungsfähig.
Zu der Einladung von AfD-Abgeordneten erklärte ein Sprecher lediglich, dass die Deutsche Bank „keine Kenntnis von der Gästeliste und auch keinen Einfluss darauf“ gehabt habe. Im Oktober hatte der Verband der Familienunternehmer zu seinem Parlamentarischen Abend in Berlin erstmals AfD-Vertreter eingeladen. Dafür habe der Verband ein bis dahin auf Bundesebene geltendes „Kontaktverbot“ aufgehoben, sagte Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann dem „Handelsblatt“.
Alles zum Thema Deutscher Bundestag
- Wirtschafts-Brandmauer Familienunternehmer in NRW lehnen AfD ab – trotz Kurswechsel im Bundesverband
- Uli Hoeneß „Luisa Neubauer muss aufpassen, dass sie in zehn Jahren nicht im Schützengraben liegt“
- Ausbeutung von Paketboten Arbeitsschutz: Jeder fünfte Paketbote arbeitet zu lange
- Koalition Lösung des Rentenstreits bis Jahresende?
- Fall von 94-jähriger Kölnerin Petition gegen Mietkündigungen im Alter erreicht Berlin – 60.000 Unterschriften
- Ausgaben Viel für Soziales, wenig für Bildung – Deutschland setzt die falschen Prioritäten
- „Perfide und gefährlich“ K.o.-Tropfen-Einsatz: Justizministerin will härtere Strafen
Auch in NRW ist der Schritt in Richtung AfD ein Thema. „Wir haben das im Bundesverband kontrovers diskutiert. Ich finde den Begriff Brandmauer an dieser Stelle unpassend. Wir wollen mit denen weder regieren noch kooperieren. Deren Gesellschaftsbild passt nicht zu unserem und auch wirtschaftspolitisch liegen wir meilenweit auseinander“, sagte der Vorsitzende der Familienunternehmer NRW, David Zülow, dem „Kölner-Stadt-Anzeiger“.
Zur Begründung sagte er weiter: „Wegignorieren klappt nicht, wenn ein Fünftel der Wähler in der Waagschale liegen. Wir halten die AfD nicht für regierungsfähig. Ich erinnere gerne daran, dass uns Björn Höcke noch vor einem Jahr den Ruin gewünscht hat“, sagte Zülow weiter.
„Kein Anlass“ für Gespräche
Der AfD-Politiker Höcke hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung im September 2024 in Sömmerda eine Gruppe von Familienunternehmen scharf kritisiert, die eine Kampagne „Made in Germany - Made by Vielfalt“ gestartet hatte. Einschränkend zu den Beschlüssen des Bundesverbands fügte Zülow aber hinzu: „Bisher gab es in NRW keine Gespräche und ich sehe derzeit auch keinen Anlass hierzu.“
Frank Oelschläger, Regionalvorsitzender der Metropolregion Köln/Bonn, sagte dieser Zeitung auf Nachfrage, dass er sich den Ausführungen des NRW-Landesvorsitzenden zum Umgang mit der AfD ausdrücklich anschließe.
Der Verband „Die Familienunternehmer“ wurde 1949 als Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer (ASU) gegründet. Im Mai 2007 erfolgte die Umbenennung in „Die Familienunternehmer – ASU“. Seit September 2016 führt der Verband den Namen „Die Familienunternehmer“ ohne den Zusatz ASU. Laut eigenen Angaben hat die Organisation rund 6500 Mitglieder und nimmt für sich in Anspruch, 180.000 Unternehmen aller Branchen und Unternehmensgrößen zu repräsentieren. (mit afp)

