Feldversuch der Uni AachenWie verhalten sich Fahrer an einem NRW-Autobahnkreuz?

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Elf dieser Kamerastandorte erfassen das Fahrverhalten der Autofahrer am Kreuz Jackerath.

Jackerath/Aachen – Wie verhalten sich Autofahrer, wenn sie an einem komplexen Autobahnkreuz abfahren, einfädeln oder die Fahrbahn wechseln müssen?

Das erforschen Wissenschaftler der RWTH Aachen am Dreieck Jackerath, das die A 61 (Koblenz-Venlo) und die A 44 (Aachen-Düsseldorf) verbindet. Auf 1000 Metern sind in den 27 Monaten im Abstand von 100 Metern elf Kamera-Standorte eingerichtet worden, die in einer Richtung jedes Fahrzeug mit seinem Fahrweg erfassen.

„Wir brauchen diese Daten, um das automatisierte Fahren sicherer zu machen“, sagt Projektleiter Laurent Klöker vom Institut für Kraftfahrzeuge. Jackerath sei mit drei Fahrstreifen, verschiedenen Auffahrsituationen und einem hohen Lkw-Anteil der ideale Standort.

„Wir werden hier über sehr lange Zeit hinweg naturalistische Fahrdaten sammeln, zu verschiedenen Jahreszeiten, bei unterschiedlichen Wetterlagen, Tag und Nacht.“ Erst große Datenmengen könnten einen realistischen Einblick in die Interaktion verschiedener Verkehrsteilnehmer geben.

Nur Zahlenwerte werden erfasst

Jeder Mensch reagiere in einer bestimmten Situation anders. Man könne in Zukunft automatisierte Fahrfunktionen nur absichern, „wenn wir jedes Szenario im realen Verkehr erfassen“, erklärt Klöker.

Man müsse über lange Zeiträume Unmengen an Daten erheben. Die Kameras produzieren ausschließlich Videobilder, die an jedem der elf Masten sofort ausgewertet und direkt wieder verworfen werden. „Es werden nur Zahlenwerte ausgegeben wie die Länge und Breite des Fahrzeugs, die Höhe und die Position, aus der wir dann Geschwindigkeit und Beschleunigung ableiten können. Nummernschilder werden nicht erfasst.“

Den Forschern geht es ausschließlich um Fragen des Verkehrsflusses. Welche Abstände werden bei welchem Tempo gewählt? Wann wechselt jemand die Spur und was hat das für Auswirkungen auf andere Verkehrsteilnehmer?

Forschungsprojekt kostet 11,1 Millionen Euro

11,1 Millionen Euro haben der Bund und ein paar kleinere Partner in das Forschungsprojekt gesteckt, das durch die Folgen der Corona-Pandemie deutlich später an den Start geht als geplant. „Wir wollten eigentlich schon vor einem Jahr mit der Datensammlung beginnen“, sagt Klöker. „Aber Lieferprobleme bei allen möglichen Komponenten haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

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Laurent Klöker und Dirk Kemper (r.) von der RWTH Aachen

Mit frustrierenden Folgen für die Wissenschaftler: Weil das Forschungsprojekt Ende März ausläuft und die Grundfinanzierung für den Dauerbetrieb noch nicht gesichert ist, wird sich das massenhafte Sammeln der Daten wohl verzögern. Zwei weitere Testfelder gibt es an einer Bundesstraße in Aldenhoven und auf einem Testfeld in Aachen.

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„Die Daten fließen auch in andere Forschungsprojekte ein“, ergänzt Dirk Kemper, Leiter des Instituts für Straßenwesen. Automobilhersteller hätten bei der Entwicklung automatisierter Fahrzeuge ein Interesse daran, auf realistische Fahrdaten in einem vielbefahrenen Autobahn-Dreieck zurückgreifen zu können.

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