Flughafen Köln/BonnViele reisten gar nicht erst an

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Am Donnerstag streikt das Sicherheitspersonal in Köln-Bonn wie bereits in der Woche zuvor.

Am Donnerstag streikt das Sicherheitspersonal in Köln-Bonn wie bereits in der Woche zuvor.

Köln – Vor dem Eingang zu den Sicherheitsschleusen im Terminal 1 prallen die Meinungen aufeinander. „Sie tragen ihre Probleme auf dem Rücken der Fluggäste aus“, schimpft Fluggast Dieter Meyer. Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim wirbt mit dem Hinweis auf das „legitime Streikrecht“ der Beschäftigten um Verständnis: „Außerdem haben wir den Ausstand einen Tag vorher angekündigt, um den Schaden zu minimieren.“ Die „extreme Verärgerung“ des kaufmännischen Angestellten aus der Eifel kann Tarim damit allerdings nicht lindern. Dessen Flug nach London, der um 9.55 Uhr starten sollte, habe „mindestens zwei Stunden Verspätung“, so Meyer. „Möglich, dass er ganz gestrichen wird.“

Zum wiederholten Male streikte am Freitag am Flughafen Köln/Bonn das private Sicherheitspersonal und legte den Flugbetrieb zum großen Teil lahm. Die Fluggesellschaften strichen 107 der insgesamt 194 geplanten Starts und Landungen; viele Flüge gingen mit Verspätung raus. Rund 10 000 Passagiere waren betroffen. Am Morgen war lediglich eine Kontrollspur geöffnet, „sonst sind es um diese Zeit etwa zwölf“, so Flughafen-Sprecher Walter Römer. Später wurden bis zu drei Schleusen geöffnet.

Die Lage am Airport war allerdings deutlich entspannter als beim ersten Ausstand Ende Januar: Weil Verdi den Streik angekündigt hatte, waren viele Fluggäste gar nicht erst angereist. Die Gewerkschaft fordert für die gesamte Sicherheitsbranche in Nordrhein-Westfalen Lohnerhöhungen von bis zu 30 Prozent. „Wir wollen die Branche aus dem Niedriglohnsektor herausholen“, sagt Tarim. „Und wir werden so lange streiken, bis sich die Arbeitgeber bewegen.“

„Verständnislos“ steht Damir Kosovic einer derartigen Gehaltsforderung gegenüber. Der Leverkusener ist guter Hoffnung, dass sein Flug nach Zagreb abhebt. „Ich habe die Bordkarte schon in der Hand“, sagt er. „Das ist hoffentlich ein gutes Omen.“ Auch Tatjana Makhortova ist zuversichtlich, dass sie mit ihrem Sohn die Maschine nach Moskau besteigen kann. Alex und Max dagegen müssen auf ihrem Weg ins portugiesische Lissabon einen Umweg in Kauf nehmen: „Ein Bus bringt uns nach Dortmund, von dort fliegen wir weiter“, sagen die jungen Leute. Das haben sie allerdings nicht von ihrer Fluggesellschaft Germanwings erfahren, sondern von der Flughafen-Hotline. „Bei Germanwings war kein Durchkommen.“

Kölns Flughafen-Chef Michael Garvens weist darauf hin, dass die Flughäfen nicht Tarifpartner der Gewerkschaft seien, „sondern lediglich die Arbeitsstätte, an der dieser Arbeitskampf ausgetragen wird“. Noch nicht mal jeder 30. Mitarbeiter des Sicherheitsgewerbes in NRW arbeite an einem Flughafen. „Aber nur die Flughäfen werden bestreikt. Leidtragende sind die Passagiere, auf deren Rücken dieser Arbeitskampf ausgetragen wird. Es wird deshalb höchste Zeit, dass die Tarifpartner an den Verhandlungstisch zurückkehren.“ Verdi kündigte am Freitag an, dass es am Wochenende keine Streiks geben werde.

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