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600 Jobs werden abgebautSo hoch sind die Abfindungen für RTL-Mitarbeiter

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Ein Übertragungswagen vom Fernsehsender RTL steht im Rheinpark, wo der Sender eine provisorische Übertragungsstation aufgebaut hat, nachdem eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe am Morgen bei Baggerarbeiten im Rhein gefunden wurde. Wegen der Entschärfung der Fliegerbombe musste die Zentrale des Fernsehsenders RTL evakuiert werden. +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Übertragungswagen vom Fernsehsender RTL steht im Deutzer Rheinpark.

Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegt das Angebot des Medienkonzerns vor. Rechnungen zeigen, dass attraktive Zahlungen möglich sind.

600 Vollzeitstellen werden bei RTL Deutschland im kommenden Jahr gestrichen. Rückläufige Werbeeinnahmen im linearen Fernsehen, gestiegene Produktionskosten, die schwierige konjunkturelle Lage – kurzum: Der Kölner Medienkonzern muss sparen.

Inzwischen ist klar, dass der am Dienstag verkündete Jobabbau für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wenig überraschend kam. Längst sei ein Kahlschlag erwartet worden, sagen RTL-Mitarbeitende dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ unisono. Dass vor einigen Wochen die RTL-Weihnachtsfeier gestrichen worden war, wurde in der Belegschaft schon als Alarmsignal gewertet. Im vergangenen Jahr wurde noch ausgelassen gefeiert – mit einem musikalischen Überraschungsauftritt von Stefan Raab im Elch-Outfit. Jetzt aber herrscht bei RTL Kater- statt Feierstimmung. Und doch, so ist zu hören, sind viele Mitarbeitende auch erleichtert. Denn der Sozialplan, auf den sich die Unternehmensführung unter Vorstandschef Stephan Schmitter mit den Betriebsräten geeinigt hat, sieht durchaus attraktive Abfindungen vor. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegt das Dokument vor.

So setzt sich die Abfindung zusammen

Das Abfindungsangebot setzt sich demnach aus vier Elementen zusammen. Erstens wird der Abfindungsbetrag ermittelt, in dem ein durchschnittliches Monatsgehalt der letzten zwölf Monate – maximal aber 10.000 Euro bei Vollzeit – mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit und einem Altersfaktor multipliziert wird. Der Altersfaktor greift allerdings erst bei Beschäftigten ab dem 40. Lebensjahr. Er beträgt mindestens 1,0 und höchstens 1,4.

Das zweite Element sind sogenannte soziale Sockelbeträge. So werden für jedes unterhaltspflichtige Kind 6200 Euro gezahlt. Schwerbehinderte erhalten je nach Grad der Behinderung zwischen 6000 und 12.000 Euro zusätzlich.

Drittes Element ist ein Unterzeichnungsbonus in Höhe von 12.500 Euro.

Zudem gibt es viertens einen sogenannten Booster, der von der Dauer der Betriebszugehörigkeit abhängig ist: Ab fünf Jahren bei RTL fließen 12.500 Euro, ab zehn Jahren 22.500 Euro und ab 15 Jahren 37.500.

246.000 Euro nach 15 Jahren

Drei nach Informationen dieser Zeitung realistische Rechenbeispiele zeigen, dass attraktive Abfindungen für die Angestellten von RTL drin sind: So kann ein kinderloser 29-jähriger Redakteur mit einem Grundgehalt von 3900 Euro brutto, monatlichen Feiertags- sowie Nachtzuschlägen in Höhe von 150 Euro und auf Basis von 13,5 Monatsgehältern nach zwei Jahren bei RTL mit einer Zahlung in Höhe von gut 21.800 Euro rechnen.

Ein 42 Jahre alter Mitarbeiter, der seit zehn Jahren für RTL Deutschland arbeitet, 6000 Euro brutto inklusive Zuschlägen verdient und ein Kind hat, erhält demnach knapp 106.000 Euro.

An einen Abteilungsleiter, der seit 15 Jahren im Kölner Unternehmen arbeitet, zwei Kinder hat und inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld im Schnitt 10.000 Euro monatlich verdient, zahlt RTL demnach insgesamt rund 246.000 Euro als Abfindung.

Zusätzlich zur Abfindungsleistung bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern den Wechsel in eine Transfergesellschaft an. Maximal ein Jahr können sie dort angestellt werden, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Dort verdienen Betroffene Transferkurzarbeitergeld, das RTL auf 80 Prozent des Nettogehalts aufstocken will. Zudem erhalten sie dort Unterstützung für Bewerbungsverfahren und die Möglichkeit, sich umzuorientieren oder zu qualifizieren. Pro Person steht ein Qualifizierungsbudget in Höhe von 3000 Euro zur Verfügung. Im Gegenzug verzichten Mitarbeitende auf zwei Monate ihrer Kündigungsfrist bei RTL.

Darüber hinaus gibt es auch die Option zur Nutzung einer Rentenbrücke in Form gesonderter Altersteilzeit oder Wertkontenvereinbarungen, die in dem Dokument nicht weiter konkretisiert werden. RTL berechnet die Rentenbrücke individuell für seine Angestellten. Sie soll für Mitarbeitenden sinnvoll sein, deren Eintritt in die gesetzliche Rente in naher Zukunft liegt.

Von dem Jobabbau sind alle Standorte von RTL Deutschland betroffen, also nicht nur der Fernsehsender RTL, sondern auch Vox und ntv, aber auch das Magazingeschäft mit Stern, Capital und Geo. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ kann das Angebot allerdings nicht jeder annehmen, der es attraktiv findet. RTL hat sich dazu entschieden, Mitarbeitende, die das Unternehmen für verzichtbar hält, ab dem 7. Januar aktiv anzusprechen. Es wird demnach Wert darauf gelegt, dass für den angestrebten Wandel zum Streaming-Riesen auch die richtigen Leute an Bord bleiben.