Klimaneutralität bis 2045NRW-Flughäfen wollen Anschluss nicht verpassen

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Flughafen Köln Bonn HEINEKAMP

Flughafen Köln/Bonn (Symbolbild)

Düsseldorf – Die gute Laune ist den Chefs der sechs NRW-Flughäfen anzumerken und Thomas Schnalke vom Platzhirsch Düsseldorf weiß auch warum: Nach zwei Corona-Jahren kehrt die Reiselust in NRW zurück. „Wir erwarten für Ostern ein nennenswertes Anziehen des Passagieraufkommens." Im Sommer rechne man mit Zahlen wie 2019. „Das zu meistern wird wegen der Personalknappheit bei den Dienstleistern eine Riesenherausforderung“, sagt Schnalke.

Doch das ist nicht der Grund, warum sich die Bosse der Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund, Münster/Osnabrück, Paderborn/Lippstadt und Weeze am Donnerstag mit Verkehrspolitikern des Landtags getroffen haben. Knapp sechs Wochen vor der NRW-Wahl präsentieren sie ein gemeinsames Papier, das zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz im gesamten Luftverkehrssektor führen soll.

Sechs Airports legen eine Aviation-Strategie vor

Sie nennen das ihre Aviation-Strategie und erwarten von der neuen Landesregierung, dass sie in den Koalitionsvertrag aufgenommen wird. Im Kern geht es um drei Bereiche.

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Erstens um den Aufbau einer Ladeinfrastruktur und Bodenstromversorgung für die NRW-Flughäfen, die sich aus erneuerbaren Energien speist und die Umstellung der Fuhrparks auf emissionsfreie Antriebe. Zweitens um die energetische Sanierung der Betriebsgebäude und drittens um den Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe.

Land soll sich an Investitionen in den Klimaschutz beteiligen

Nur so sei das Ziel zu erreichen, bis 2035 am Boden 65 Prozent weniger CO₂ auszustoßen und ab 2045 komplett klimaneutral zu arbeiten. Das alles kostet viel Geld und deshalb müsse das Land ins Boot. Allein könne die Branche das nicht stemmen.

Doch ob 2035 überhaupt noch alle sechs Flughäfen existieren, ist angesichts der staatlichen Betriebsbeihilfen, die von der EU-Kommission nur noch bis Ende 2024 gestattet sind, fraglich. Die vier kleinen Flughäfen in NRW gehen davon aus, dass die EU wegen der Corona-Pandemie die Gnadenfrist noch einmal um zwei Jahre bis Ende 2026 verlängert und bis dahin Subventionen von bis zu 50 Prozent erlaubt sind.

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Von den standortübergreifenden Kooperationen, die in der Aviation-Strategie verankert sind und beispielsweise die Erschließung neuer Angebote wie Flugtaxis beinhalten, sind Absprachen beim Flugverkehr ausgenommen. Köln/Bonn will ein Nachtflugverbot auch nach 2030 unbedingt vermeiden. Es sei sehr wichtig, „dass wir auch in den kommenden Jahren sehr stabile Rahmenbedingungen haben“, sagt Vorstandschef Thilo Schmid.

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Thilo Schmid ist seit 1. März offiziell Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH.

Ein „klares Statement für den Luftverkehr in NRW“, der 20 Prozent des Passagieraufkommens in Deutschland abwickelt, erwartet Thomas Schnalke von der Politik. Im Passagierflug und im Frachtbereich müsse NRW „an die Welt angebunden bleiben“.

Stellvertretend für die kleinen Airports kämpft Reiner Schwarz vom Flughafen Münster/Osnabrück für das dezentrale Konzept. Flughäfen seien wichtig für die kritische Infrastruktur, das habe die Corona-Krise gezeigt, bei der man Patienten aus Bayern schnell nach Münster habe verlegen können.

Und Roland Hüser vom Flughafen Paderborn/Lippstadt vertritt die Auffassung, dass weniger Airports nicht automatisch bedeute, dass weniger geflogen werde: „Wir müssen die Menschen in der Region abholen und nicht unnötig mit ihren Autos durch unser schönes NRW schicken.“ Nachhaltigkeit bedeute, die Prozesse am Boden zu verbessern, „die sich seit vielen Jahrzehnten kaum verändert haben“. Beim Warten auf Startgenehmigungen und Maschinen, die sich unter Einsatz ihrer Haupttriebwerke am Boden bewegen, werde „sehr viel Energie verblasen“.

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