Kölner SpezialchemiekonzernCorona kostet Lanxess bis zu 100 Millionen Euro

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Die Lanxess-Unternehmenszentrale in Köln-Deutz

Die Lanxess-Unternehmenszentrale in Köln-Deutz

Köln – 20 Millionen Euro im ersten Quartal, bis zu 100 Millionen im gesamten Jahr 2020 – Produktionsausfälle und Logistikprobleme im Rahmen des Ausbruchs des Coronavirus belasten die Geschäfte des Kölner Spezialchemiekonzerns Lanxess schwer. Der Gewinn werde daher im laufenden Jahr auch geringer ausfallen als 2019, teilte Vorstandschef Matthias Zachert bei der Vorlage der Bilanz telefonisch mit – auf einen Pressetermin in der Lanxess-Zentrale verzichtete der MDax-Konzern wegen der Corona-Krise.

Im vergangenen Jahr betrug der um Sondereinflüsse bereinigte Vorsteuergewinn knapp 1,02 Milliarden Euro, 3,3 Prozent mehr als noch 2018. In diesem Jahr soll das Ergebnis im besten Fall eine Milliarde, womöglich aber nur 900 Millionen Euro betrogen. Diese vorsichtige Prognose habe wohl nur Bestand, wenn es nicht zu umfangreichen Stilllegungen von Produktionsstätten kommen, sagte Zachert. Auch die deutlich verstärkte Nachfrage nach Desinfektionsmitteln aus dem Hause Lanxess könne die Verluste nicht ausgleichen.

Von E-Mobilität profitieren

Die Kölner stehen indes vor weiteren Herausforderungen: Vor allem die Schwäche der Automobilindustrie macht Lanxess schwer zu schaffen. So ist die geringere Nachfrage aus dieser wichtigen Abnehmerbranche auch eine zentrale Ursache, warum der Umsatz 2019 stagnierte und wie im Vorjahr 6,8 Milliarden Euro betrug. Eine Besserung der Situation ist kurzfristig wohl auch nicht zu erwarten.

Zachert treibt auch deshalb den Umbau des Konzerns mit einem strikten Fokus auf margenstarke Spezialchemie voran: Lanxess strebt den Verkauf des gesamten Geschäfts mit Lederchemikalien an, nachdem Teile bereits im vergangenen Jahr veräußert wurden.

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Vom Trend Elektromobilität und der anziehenden Nachfrage nach Batterien will Lanxess als Europas größter Anbieter von Flusssäure und Phosphorchemikalien profitieren. Erweist sich darüber hinaus der Lithium-Abbau am US-Standort El Dorado als erfolgreich, umfasst das Lanxess-Portfolio einen weiteren chemischen Baustein der Batteriefertigung. Eine entsprechende Pilotanlage befindet sich seit Anfang dieses Monats im Testbetrieb.

Neuer Geschäftsbereich

Darüber hinaus gibt es im Konzern einen neuen, vierten Geschäftsbereich, den Lanxess „Consumer Protection“, Verbraucherschutz, nennt. In ihm sind die Saltigo-Geschäfte – Wirkstoffe für die Agrarindustrie, Pharma und Spezialchemie –, Technologien zur Aufbereitung von Wasser sowie antimikrobielle Wirkstoffe und Konservierungsmittel für Farben, Desinfektion, Holzschutz und Getränke zusammengefasst. Insbesondere im letztgenannten Bereich seien die Wachstumsraten in den vergangenen Jahren „atemberaubend“ gewesen, sagte Zachert. Die vierte Unternehmenssäule soll künftig mit etwa einer Milliarde Euro zum Gesamtumsatz beitragen und durch Akquisitionen weiter ausgebaut werden.

Im zweiten Quartal wird Lanxess mehr als 800 Millionen Euro durch diverse Teilverkäufe einnehmen. Dazu gehört beispielsweise die Trennung vom 40-Prozent-Anteil am Leverkusener Chempark-Betreiber Currenta. Zu einem Teil wird das Geld in den bereits am Mittwoch angekündigten Aktienrückkauf fließen. Der Kölner Konzern plant, in zwei Tranchen insgesamt 500 Millionen in die eigenen Aktien zu investieren.

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