Hohe Energiekosten wegen des KriegesKVB fürchtet zunächst keine Preisexplosion

Lesezeit 4 Minuten
KVB Bause 201221

Die KVB kann bis 2023 auf stabile Energiepreise setzen.

Köln/Rhein-Erft – Noch bereiten die explodierenden Energiepreise den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) keine Kopfschmerzen. Das größte Nahverkehrsunternehmen im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) ist den Schwankungen am Markt wegen langfristiger Lieferverträge nur bedingt ausgesetzt, sagt KVB-Sprecher Matthias Pesch. „Wir haben 2018 einen Vertrag abgeschlossen, der noch bis 2023 läuft.“ Darin seien die Preise festgeschrieben.

Dennoch: Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), ein Zusammenschluss von 600 Unternehmen, warnt schon jetzt davor, dass sich die Energiepreise, ob Strom oder Kraftstoffe, trotz langfristiger Verträge auf die Kosten niederschlagen werden. „Niemand weiß, wie lange diese Entwicklung anhält“, sagt VDV-Sprecher Eike Arnold auf Anfrage. „Hohe Energiepreise sind ein relevanter Kostenfaktor und müssen kompensiert werden. Es wird Unternehmen geben, die ihre Verträge wegen der außergewöhnlichen Situation nachverhandeln müssen."

REVG will Busflotte auf Wasserstoff umrüsten

„Wir müssen wohl alle derzeit in den sauren Apfel beißen“, sagt Sabine Fusshoeller-Kleinert, Sprecherin der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG), wenn man sie auf die hohen Spritpreise für die Busflotte anspricht. 103 Fahrzeuge transportieren die Fahrgäste derzeit auf den Regionalbuslinien durch den Rhein-Erft-Kreis, angetrieben von Dieselmotoren der Abgasnorm Euro 6.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Die REVG will allerdings ohnehin ihre gesamte Flotte auf Wasserstoff umrüsten. Alle 103 geleasten Busse sollen nach und nach ausgetauscht werden. Für zehn Fahrzeuge laufe derzeit die Ausschreibung, in kleinen Schritten sollen die anderen dann folgen. Die REVG bespreche natürlich die aktuelle Lage und versuche, über gebündelte Anfragen günstiger an Sprit zu kommen.

Branche rechnet mit moderat steigenden Fahrpreisen

Trotz aller Probleme. Momentan geht die Branche laut VDV davon aus, dass die Fahrpreise im Personenverkehr weiterhin nur moderat, also im Durchschnitt im Niveau der Inflationsrate steigen werden. Wenn das nicht ausreicht, um die Kosten zu decken, müssten Bund, Länder und Kommunen einspringen. 

Das könnte Sie auch interessieren:

Sollten die Energiepreise auf längere Sicht so hoch bleiben, rechnet der VDV damit, dass viele Pendler zunächst den Zweitwagen abschaffen und zum Teil auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen werden. Selbst ohne die hohen Spritpreise seien Bus und Bahn im Verhältnis zum eigenen Auto deutlich preiswerter. Das Problem sei eher die Abdeckung und Taktung.

„Da muss in Deutschland noch viel passieren“, so der VDV-Sprecher. Die Fahrgeldeinnahmen seien wichtig, aber nur ein Baustein für ein besseres ÖPNV-Angebot. Wichtiger sei, mehr Menschen zum Umsteigen zu bewegen und so die Auslastung von Bussen und Bahnen zu erhöhen.

Zuschüsse werden bundesweit um 750 Millionen Euro erhöht

Ende Februar haben sich die Verkehrsminister der Länder mit dem Bund darauf verständigt, die Regionalisierungsmittel um 750 Millionen Euro zu erhöhen. Weitere Steigerungen bis 2030 sind vorgesehen. Mit dem Geld soll auch das Angebot im Nahverkehr ausgeweitet werden. Je mehr jedoch für den laufenden Betrieb ausgegeben werden muss, desto weniger steht für Investitionen zur Verfügung.

„In der Perspektive muss zeitnah ein Pfad beschrieben werden, wie die für den Klimaschutz notwendige Angebotsoffensive finanziert werden soll“, sagt VDV-Präsident Ingo Wortmann. Für das nötige Wachstum brauchen wir die sofortige und langfristige Planungssicherheit.“ Nach den Berechnungen des Verbands in einem Leistungsgutachten sind dafür 2030 zusätzlich insgesamt 14,6 Milliarden Euro für Schiene und Straße notwendig. 3,6 Milliarden davon seien bereits gedeckt.

Speditionen stöhnen über hohe Spritkosten

Besonders hart trifft die Preisexplosion an den Zapfsäulen Speditionen und Bauunternehmen mit Großfahrzeugen. „Das ist ein richtig großer Brocken, den wir da zu heben haben“, sagt Robert Küsters. Dennoch ist der Prokurist des Erftstädter Kies- und Bauunternehmens Rhiem und Sohn optimistisch: „Wir können das stemmen. Wer vorher schon an der Grenze der Wirtschaftlichkeit war, den trifft es härter.“ Rund 50.000 Liter Diesel seien die Wochenration des Unternehmens. Dazu kämen die steigenden Strompreise. Vor allem die Kieswäsche und der Brecher in Erftstadt-Erp brauchten viel elektrische Energie. Küsters sieht keine andere Möglichkeit, als die erhöhten Kosten letztlich an die Kunden durchzureichen.

Auch Speditionen sind massiv betroffen. „Die Energiepreise unter anderem für Diesel sind allein im letzten Jahr um gut 25 Prozent gestiegen“, berichtet Thomas Schneider, geschäftsführender Gesellschafter der Frechener Spedition Hasenkamp. Neben weiteren gestiegenen Kosten seien vor allem die Energiekosten zentrale Treiber, die die Transporte teurer machten. Schneider: „Das sind Kosten, die wir aus betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit an unsere Kunden weiterreichen müssen.“

KStA abonnieren