Nach SpeiseölAuch bei Eiern drohen Engpässe

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Eier im Supermarkt

Eier im Supermarkt

Köln – Erst waren es bloß Hinweisschilder in den Supermärkten, die Kundinnen und Kunden dazu anhielten, bitte maximal zwei Flaschen Speiseöle zu kaufen. Mittlerweile sind die Regale, in denen normalerweise Rapsöl und Sonnenblumenöl zu finden sind, immer öfter leer. Auch bei Nudeln und Mehl kommt es zunehmend zu Engpässen.

Nun drohen auch Hühnereier zu einem zunächst rationieren Produkt zu werden – allerdings noch nicht unmittelbar. Dem Bundesverband Ei (BVEi) zufolge könnte die Versorgung mit Eiern aus Deutschland spätestens ab August nicht mehr sichergestellt werden. Grund ist ebenfalls der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Beide Länder gelten als landwirtschaftliche Großversorger, auch Nutztierfutter importiert Deutschland von dort. Durch den Krieg werden nicht nur Lieferketten unterbrochen, auch zu Kostensteigerungen bei in der Versorgung mit Futtermitteln kommt es.

Hohe Kosten und Ausfälle

„Die Preise für Futtermittel haben sich in kürzester Zeit mehr als verdoppelt“, sagt Henner Schönecke, der selbst einen Legehennenbetrieb hat und Vorsitzender des BVEi ist. „Gentechnikfreies Soja ist kaum noch zu bekommen. Viele Halter können deshalb nicht mehr neu einstallen.“ Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) warnt, dass man sich auf langfristige Ausfälle der Futtermittel einstellen müsse. Die Ausfälle und gestiegenen Preise führen zu ausbleibenden Erträgen. Hinzu kommen wie für die gesamte Bevölkerung die gestiegenen Energiekosten.

Eine Legehenne wird durchschnittlich zwei Jahre lang gehalten und legt etwa 290 Eier pro Jahr. Für 100 Eier bekommt ein Legehennenhalter in Deutschland laut BVEi etwa zehn Euro – was auch schon vor dem Krieg für Verluste gesorgt habe. Daher zieht der Verband nun auch die Politik in die Verantwortung: Er fordert Lösungen, damit faire Preise erzielt und der Standort Deutschland gesichert werden könnten.

Versorgungssicherheit gefährdet

Vom Lebensmitteleinzelhandel fordert Schönecke, dass dieser seine Vertragslaufzeiten anpassen sollte, damit die Branche flexibler auf Preisschwankungen reagieren könne. In der Regel werden die Verträge nämlich für ein Jahr geschlossen. Zudem wolle man eine sogenannte Gleitklausel einführen, damit der Eierpreis und Futterpreis gekoppelt seien.

„Die Versorgungssicherheit mit Eiern aus Deutschland steht auf dem Spiel“, sagt Schönecke. „Dem müssen alle Beteiligten entschlossen entgegentreten.“ Zwar ist der Verbrauch von Eiern im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen: Pro Kopf verbrauchten Menschen in Deutschland 238 Eier, vier weniger als noch 2020, so das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL). Produziert hingegen wurden hierzulande rund 0,8 Prozent mehr als noch 2020: 13 Milliarden Eier kamen demnach vergangenes Jahr von Betrieben in Deutschland, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.

4,4 Milliarden Eier aus Niederlanden

Der Selbstversorgungsgrad, also der Anteil der Eier aus deutscher Produktion, lag im vergangenen Jahr laut BZL bei 73 Prozent. Die restlichen Eier werden aus dem Ausland importiert. Die Herkunft des Eis können Verbraucher anhand des Stempels erkennen, denn gerade in Grenzgebieten kann es dazu kommen, dass Verbraucher importierte Eier im Karton eines deutschen Herstellers erwerben.

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Etwa 4,4 Milliarden Eier wurden laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Jahr 2020 aus den Niederlanden importiert. Aufgrund der Ballungszentren im Westen Deutschlands und ihrer logistischen Nähe machten sie rund 75 Prozent der Importe aus. „Zudem sind derzeit nur niederländische Erzeuger in der Lage, das von dem Lebensmitteleinzelhandel und den Discountern in Deutschland geforderte Vollsortiment (Boden-, Freiland- und Bio-Ware) in entsprechend ausreichender Qualität und Quantität bereitzustellen“, so das BLE.

Mit 546 Millionen Eiern machten Eier aus Polen einen deutlich kleineren Anteil von neun Prozent des deutschen Imports aus. Im östlichen Nachbarland werden Hennen besonders häufig in Käfigen gehalten. Der deutsche Handel führt diese Haltungsform nicht mehr – in eihaltigen Lebensmitteln werden sie aber weiterhin vertrieben, zudem gibt es für sie keine Kennzeichnungspflicht. Geringere Importe gibt es noch aus Belgien, Dänemark und Spanien. In all diesen Ländern ist es zudem noch erlaubt – ganz im Gegensatz zu Deutschland – männliche Küken zu schreddern.

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