Kölsch-Brauer schlagen Alarm„Die Menschen haben andere Sorgen, als Bier zu trinken“

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Kölsch dpa 080821

Vielen Kölsch-Brauern geht es schlecht.

Köln – Erst setzte die Bekämpfung der Corona-Pandemie den Kölsch-Brauern zu: Karneval fiel aus, Kneipen machten über Monate dicht, Straßen- und Familienfeste wurden gestrichen. Wer noch Kölsch trank, tat das in der Regel im kleinen Kreis zuhause. Inzwischen sind Gaststätten wieder offen, auch Veranstaltungen sind wieder möglich, doch die Corona-Krise schwebt weiter wie eine dunkle Wolke über den Kölner Biermarken. Dann schied auch noch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft früh bei der Europameisterschaft aus.

Also gingen viel weniger Gäste in Kneipen und Bars, um die Spiele zu schauen. „Ein wirtschaftlicher Rückschlag“, lautete die Analyse der Kölner Brauereien. Doch damit nicht genug: Ein nasskalter Sommer verhagelt den Bierherstellern seitdem das Geschäft zusätzlich.

Rückgang von 16 Prozent

Der Kölner Brauerei-Verband meldet nun alarmierende Zahlen. „Wir haben im ersten Halbjahr 2021 rund 647.000 Hektoliter Bier verkauft, das ist ein Rückgang von mehr als 16 Prozent gegenüber dem ohnehin schon schlecht verlaufenen Jahr 2020 mit den Beschränkungen der Pandemie“, sagt Christian Kerner, Geschäftsführer des Verbandes, in dem die Kölsch-Brauereien zusammengeschlossen sind.

Verglichen mit den Vorjahren ist die Lage noch dramatischer. „Gegenüber 2019, also dem letzten Jahr vor Corona, haben wir einen Rückgang von 27 Prozent beim Bierausstoß in den ersten sechs Monaten“, sagt Kerner weiter im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Brauer hätten auf den Sommer und das Biergartengeschäft als Rettung gehofft. Doch daraus wurde nichts. „Auch der Juli sah bei uns nicht gut aus, die Hoffnungen auf einen guten Sommer sind verflogen“, sagt der Geschäftsführer weiter. Sommerliches Wetter sei ein entscheidender Umsatztreiber. Hinzu komme noch, dass in Köln selbst die Touristen weitgehend ausblieben.

Touristen und Geschäftsreisende fehlen

Michael Rosenbaum nennt neben Touristen auch die Geschäftsreisenden, die weiterhin fehlen. „In diesem Jahr kommt alles zusammen“, sagt der Geschäftsführer der Kölner Malzmühle. „Es finden keine Sommerfeste statt, im Garten wird bei dem schlechten Wetter auch weniger gefeiert.“ Diese wichtigen Umsatzfaktoren könne auch die Malzmühle mit dem Mühlen-Kölsch nicht durch einen Mehrumsatz im Handel kompensieren. Während sich andere Branchen bereits wieder über große Auftragszuwächse freuen können, sei das bei den Brauereien nicht der Fall.

„Der Sommer ist wohl gelaufen“, konstatiert Rosenbaum. Er könne nur hoffen, dass es ein starkes Weihnachtsgeschäft gebe, dass Karneval wieder stattfinde und es nächstes Jahr besseres Wetter gebe. Jetzt gelte es, die schwierige Phase einfach durchzustehen, sagt der Kölsch-Manager und verspricht: „Es gab bis jetzt keine betriebsbedingten Kündigungen und es wird auch keine geben“.

Auch der Gaffel-Brauerei brachte der verregnete Sommer Probleme. „Sonne ist der beste Verkäufer für uns“, sagt Gaffel-Marketingchef Thomas Deloy. Doch auch andere Faktoren haben den Umsatz in den vergangenen Wochen buchstäblich verhagelt. „Viele Gaststätten, Märkte, aber auch Privatkunden sind unmittelbar von den Folgen von Hochwasser und Starkregen betroffen, was den Bierkonsum natürlich verringert hat“, sagt Deloy.

Gastronomien sind zerstört

Mühlen-Kölsch-Mann Rosenbaum bestätigt das für die Kunden der Malzmühle: „Gastronomien sind zerstört, und die Menschen haben andere Sorgen als Bier zu trinken. Aber im Vergleich zu den Sorgen der Hochwasseropfer ist unser Absatzproblem wirklich nur ein kleines“, sagt Rosenbaum.

Deloy sagt, etliche Gastronomiebetriebe seien nach dem vorigen Lockdown noch gar nicht wieder geöffnet. Oder, wie im Gaffel am Dom, seien wegen Abstandsregeln noch nicht alle Plätze in den Gaststätten voll nutzbar. „Wir hoffen nun inständig auf einen goldenen Herbst“, sagt Deloy weiter.

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Christian Kerners Hoffnungen auf einen guten August sind derweil bescheiden, dieser Monat sei ein typischer Ferienmonat, in dem viele Kölschtrinker im Urlaub sind und folglich nicht im Rheinland konsumieren. „Das war eine Kaskade schlechter Ereignisse für uns. Jetzt können wir nur hoffen, dass nicht noch eine vierte Welle kommt“, sagt Kerner.

„Wir gehen hoffnungsvoll davon aus, dass die Corona-Krise sich langsam abflaut“, stimmt Rosenbaum ein. Und falls es doch zu einer großen vierten Welle komme, dürfe sich eines nicht wiederholen, bekräftigt der Malzmühlen-Geschäftsführer: „Wir fordern von der Politik, dass die Gastronomie geöffnet bleibt und dass sie von dem starken Inzidenzzahlen-Denken wegkommt.“ Rosenbaums Begründung ist kurz wie simpel: „Unserer Branche geht es schlecht“.

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