LebenshaltungskostenWohin es wohl mit den Preisen für Strom, Sprit und Lebensmittel geht

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Eine Kassiererin gibt einer Kundin Wechselgeld an der Kasse eines Supermarktes.

Eine Kassiererin gibt einer Kundin Wechselgeld an einer Supermarktkasse. (Symbolbild)

Das vergangene Jahr war für Verbraucher teuer. Ob es jetzt noch teurer wird, hängt von einigen Faktoren ab. Ein Überblick.

Klimawandel, Energiekosten, Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel, Kriege: Die Verbraucherpreise 2023 wurden von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Die Inflationsrate sank zwar im Vergleich zum Vorjahr, dennoch mussten Deutsche im vergangenen Jahr im Schnitt 5,9 Prozent mehr Geld bezahlen. Wie die Preise von Sprit, Lebensmittel und Strom in Zukunft genau aussehen werden, kann niemand sagen. Doch einige Faktoren werden im neuen Jahr definitiv wichtig, wie Experten und Anbieter erklären.

Sprit: Preis hängt laut ADAC auch von CO₂-Preis ab

Verbraucherinnen und Verbraucher haben ein außergewöhnliches Jahr an der Tankstelle hinter sich: 2023 war das zweitteuerste Tankjahr aller Zeiten, das jedoch von vielen Preisschwankungen geprägt war. In den ersten zwei Kalenderwochen des neuen Jahres gingen die bundesweiten Spritpreise laut ADAC etwas zurück. Und das, obwohl die Bundesregierung die CO₂-Abgabe zum Jahreswechsel von 30 auf 45 Euro je Tonne erhöht hatte.

Thomas Müther, Sprecher des ADAC Nordrhein, erklärt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Das deutet für uns darauf hin, dass der CO₂-Aufschlag zumindest teilweise schon vor dem Jahreswechsel stattgefunden hat.“

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Laut Müther werden – neben dem Ölpreis und dem Euro-Dollar-Wechselkurs – zwei Faktoren die Spritpreisentwicklung in diesem Jahr entscheidend beeinflussen: „Wenn die Lieferketten gesichert sind und keine neuen Krisen ausbrechen, dann besteht Hoffnung, dass die Spritpreise nicht wieder in die Höhe schießen.“

Der ADAC fordert von den Mineralölunternehmen: „Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, der Ölpreis beispielsweise sinkt, dann sollten die Spielräume für Preissenkungen spürbar auch an die Verbraucher weitergeben werden“, sagt Müther.

Lebensmittel: Verbraucherzentrale rechnet mit steigenden Preisen

Auch für Lebensmittel mussten Deutsche im vergangenen Jahr mehr bezahlen: Laut Verbraucherzentrale stiegen die Preise um 12,6 Prozent. Lange Zeit galten Lebensmittel als Inflationsbremse. Mittlerweile sind sie entscheidender Treiber der steigenden Lebenshaltungskosten.

„Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich weiterhin auf steigende Preise bei Lebensmitteln einstellen“, teilte Frank Waskow von der Verbraucherzentrale NRW auf Anfrage mit. Demnach zeigen vorläufige Daten für den Dezember 2023 einen erneuten Rückgang der Gesamtinflation und der Teuerung bei Lebensmitteln. Die Preise steigen also weiter, wenn auch in kleineren Schritten.

Auch bei Lebensmitteln könnte der neue CO₂-Preis entscheidend werden, erklärt Waskow. Weitere Faktoren, die Mehrkosten für Produzenten verursachen, sind die Lkw-Maut, der gestiegene Mindestlohn und der anhaltende Arbeitskräftemangel in Lieferketten.

Neben politischen Faktoren werden auch in diesem Jahr die Folgen des Klimawandels im Supermarkt zu spüren sein. Laut Waskow könnten Produkte wie Olivenöl und Kakao „drastisch teurer“ werden, wenn erneut Ernten aufgrund von Dürren ausfallen. In NRW hatten Landwirte zuletzt mit Wassermassen zu kämpfen, sodass sie Einbußen bei Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben erwarten.

Entscheidend ist auch, ob die Händler höhere oder im Zweifel auch niedrigere Produktionskosten an Verbraucher weitergeben. Aldi Süd und Lidl teilten auf Anfrage mit, dass sie grundsätzlich keine näheren Angaben zur Preisgestaltung und zukünftigen Preisentwicklung machen würden.

Strompreise: Zwei wichtige Subventionen fallen weg

Zwei staatliche Subventionen, die zuvor den Strompreis nach unten gedrückt haben, sind zum 1. Januar weggefallen: Zum einen liefen die Energiepreisbremsen aus, sodass Haushalte nun den vollen Arbeitspreis für Strom zahlen müssen – wie auch für Gas und Fernwärme. Außerdem hat die Bundesregierung im Zuge der Haushaltskrise die 5,5 Milliarden Euro Bezuschussung der Übertragungsnetze gestrichen.

Bei Verbraucherinnen und Verbrauchern in Köln, Leverkusen und der Region macht sich das bereits bemerkbar. Für die Kunden des Kölner Energieunternehmens Rhein-Energie wird der Strom ab April teurer, wie ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstagnachmittag (23. Januar) mitteilte. Es handelt sich eine Steigerung um 2,03 Cent. Auch der jährliche Grundpreis steigt um 39,66 Euro oder gut 18 Prozent. Die Rhein-Energie begründete die Preisanhebung mit den gestiegenen Netzentgelten und einer weiteren gestiegenen staatlichen Umlage. Zum Jahreswechsel hatte die Rhein-Energie zuletzt wie angekündigt die Strompreise gesenkt.

Andere Stromversorger heben die Preise ebenso an: Bei der Energieversorgung Leverkusen steigt der Arbeitspreis zum 1. März pro Kilowattstunde um 2,59 Cent, der Grundpreis um 37,31 Euro pro Jahr. Ein Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3000 Kilowattstunden zahlt künftig 9,58 Euro mehr als zuvor.

Das Vergleichsportal Verivox prognostizierte kürzlich für 2024 eine Verteuerung der Strompreise von bis zu 25 Prozent. „Durch den Wegfall der Subventionen der Übertragungsnetzentgelte beobachten wir in diesem Jahr einen Rekord-Anstieg bei den Netzentgelten“, wird der Energie-Experte Thorsten Storck in der Analyse des Vergleichsportals zitiert. Er rechne „auch in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Stromnetzentgelten für Haushalte in Deutschland“. (mit dpa, afp)

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