Übernahme durch VodafoneMarke Unitymedia verschwindet – Standort Köln bleibt vorerst

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Die Marke Unitymedia (linkes Logo) wird künftig in Vodafone aufgehen.

Die Marke Unitymedia (linkes Logo) wird künftig in Vodafone aufgehen.

Köln – Der Telekommunikationskonzern Vodafone darf nach einer Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter den Kölner Kabelanbieter Unitymedia unter Auflagen übernehmen. Eine Reihe von Bedingungen sollten sicherstellen, dass Kunden keine Nachteile entstünden, sagte die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager.

18,4 Milliarden-Deal

Nun ist der Weg frei für den 18,4 Milliarden-Euro-Deal. Der britische Telekommunikationskonzern kauft neben Unitymedia auch die Geschäfte des Mutterkonzerns Liberty Global in Tschechien, Ungarn und Rumänien. Im Mai 2018 hatte Vodafone mit Liberty Global den Kauf der Kabelnetze vereinbart und verkündet: „Mit dieser Übernahme würde in Deutschland erstmals ein in allen Bundesländern mit eigener Infrastruktur vertretener Wettbewerber zur Deutschen Telekom entstehen.“

In Deutschland betreibt Vodafone künftig tatsächlich in allen 16 Bundesländern Kabelnetze – nach der Übernahme von Kabel Deutschland im Jahr 2014 war der Konzern in 13 Ländern vertreten, nun kommen Netze in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen hinzu.

Kein einfacher Weg

Der Weg zu der Übernahme war nicht einfach: Im vergangenen Dezember äußerte die EU-Kommission Bedenken gegen den geplanten Deal und leitete eine vertiefte Prüfung ein. Die Wettbewerbshüter befürchteten, dass Vodafone künftig der Anreiz fehle, um mit den verbleibenden Betreibern in Wettbewerb zu treten.

Die Unternehmen

Unitymedia beschäftigt 2500 Mitarbeiter. Die Zentrale sitzt in Köln, die Technik mit 500 Mitarbeitern in Kerpen. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro, es versorgt insgesamt rund 7,2 Millionen Kunden mit Breitbandkabelfernsehen.

Die Vodafone-Group ist ein internationales britisches Mobilfunkunternehmen. Vodafone Deutschland mit Sitz in Düsseldorf hat 45,7 Millionen Mobilfunkkunden, 6,5 Millionen Kunden im Festnetz und 7,7 Millionen beim Kabelfernsehen und beschäftigt 14 000 Mitarbeiter. Vodafone ist mit der Tochter Kabel Deutschland der größte Kabelnetzbetreiber und in 13 Bundesländern aktiv. Die Briten hatten Kabel Deutschland vor zwei Jahren für elf Milliarden Euro geschluckt. (cos)

Auch könne der Deal Investitionen in die nächste Netzgeneration verhindern und die Verhandlungsposition Vodafones gegenüber Fernsehsendern erheblich stärken, so die damaligen Bedenken der Behörde. Die Fusion hatte auch heftige Kritik von Wettbewerbern hervorgerufen, neben der Deutschen Telekom waren auch Netcologne.

Vodafone gelang es, die EU-Kommission durch eine Vereinbarung mit der Konkurrenz zu überzeugen: Der Konzern versprach, sein Kabelnetz Telefónica Deutschland mit seiner Marke O2 im Rahmen eines langfristigen Großhandelsvertrags zu öffnen. Telefónica verpflichtete sich im Gegenzug, während der Vertragslaufzeit ein Mindestmaß an Kunden zu erreichen.

Gebühren dürfen nicht erhöht werden

Auch für den Fernsehmarkt ließ sich Vodafone etwas einfallen. Das Unternehmen verpflichtete sich, die Verbreitung von Sender-Inhalten im Internet nicht einzuschränken und dafür zu sorgen, dass ausreichend Übertragungs-Kapazitäten vorhanden sind. So soll sichergestellt werden, dass Sender weniger abhängig von Vodafones TV-Kabelnetz sind. Die EU fordert nun als Auflage, dass die Gebühren für frei empfangbare Fernsehsender, die ihre Programme über das Kabelnetz von Vodafone in Deutschland übertragen, nicht erhöht werden. Mit dem Zukauf stärkt Vodafone seine Position am deutschen Telekommunikationsmarkt wesentlich. Die Zahl der TV-Kunden springt von 7,7 auf 14 Millionen, die Zahl der Internetkunden von 6,5 auf 10 Millionen – viele Kunden haben sowohl einen Fernseh– als auch einen Internetvertrag. Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter zeigte sich erfreut über das grüne Licht.

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Er verwies darauf, dass seine Firma umfassend in den Netzausbau investieren werde, um bis Ende 2022 in Deutschland 25 Millionen Haushalte mit Gigabit-Internet versorgen zu können. Aktuell sind es bei Vodafone und Unitymedia zusammengerechnet gut 10 Millionen Haushalte, die mit Gigabit-Tempo versorgbar wären.

Die Telekom äußerte sich kritisch zu der Kommissionsentscheidung. „Wir werden die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde intensiv analysieren und dann entscheiden, ob eine gerichtliche Überprüfung zum Schutz des Wettbewerbs geboten ist“, sagte ein Sprecher. Durch diese Fusion werde kein einziger zusätzlicher Breitbandanschluss geschaffen, schon gar nicht im ländlichen Raum.

Breko: Wettbewerb wird eingeschränkt

Kritik gab es auch vom Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko). Der Zusammenschluss führe zu einer erheblichen Einschränkung des Wettbewerbs – und damit zu Nachteilen für Bürger und Unternehmen.

Zu einem möglichen Stellenabbau im Zuge der Übernahme wollte sich ein Sprecher nicht konkret äußern. „Nach dem Abschluss des Kaufvertrags Anfang August werden wir die Pläne für eine integrierte Organisation im Detail entwickeln. Und diese im Anschluss mit den Betriebsräten beraten.“ Zum Verbleib der Unitymedia-Zentrale in Köln hieß es, man sei auch ein regionaler Spieler mit zahlreichen Standorten im Bundesgebiet. Für den Standort Köln gebe es langfristige Mietverträge.

Der Marke Unitymedia steht hingegen das Ende bevor. „Beide Marken werden eine gewisse Zeit weiterbestehen, aber die Marke Unitymedia wird im Laufe der Zeit auslaufen“, sagte der Vodafone-Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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