Vollversammlung nach Protestbrief„Dringender Handlungsbedarf“ – Deutliche Kritik an Kölner IHK-Führung

Lesezeit 3 Minuten
22.07.2023, Köln: Das Gebäude der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK Köln). Um die Sanierung des Gebäudes herrschte lange Streit, jetzt soll sie für 100 Millionen Euro erfolgen.  Foto: Uwe Weiser

Das Gebäude der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK Köln).

Nach einem Protestbrief der anderen rheinischen Kammern gegen Köln rechtfertigt sich das Führungsduo Grünewald/Vetterlein.

Die Vollversammlung der IHK Köln am Dienstagabend stand direkt zu Beginn ganz im Zeichen der aktuellen Kritik am Führungsduo aus Präsidentin Nicole Grünewald und Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein. Denn die sechs weiteren Industrie- und Handelskammern des Rheinlands erheben seit vergangener Woche schwere Vorwürfe gegen die Kölner Führungsspitze.

In ihrem Protestbrief schreiben die Kammerchefs, dass sie sich von Grünewald nicht mehr vertreten fühlen. Grünewald repräsentiert als Vizepräsidentin von IHK NRW in dem Gremium die Belange der rheinischen Kammern.

Mitglieder der Kölner Vollversammlung wollten das Thema zur Aussprache im Plenum auf die Tagesordnung setzen lassen. Es schaffte es dann nur unter den Punkt „Aktuelles“. Dort wurde es dann aber mit Deutlichkeit angesprochen. Fast 90 Minuten wurde intensiv über die jüngsten Ereignisse diskutiert.

Vollversammlung der Kölner IHK: „Dringender Handlungsbedarf“

„Nach den immer wiederkehrenden Querelen der vergangenen Jahre ist dieser Protestbrief unserer Partnerkammern eine völlig andere Dimension und ein einmaliger Vorgang“, sagte ein Vollversammlungsmitglied gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dass sich sechs Kammern so massiv über Köln beschweren, müsse allen sehr zu denken geben, wie die Kölner Kammerführung nach innen und außen agiert, so der Unternehmer. Vollversammlung, Präsidium und Hauptamt müssten dringend handeln, um Schaden von der Institution, die immerhin 160.000 Unternehmen der Region vertrete, abzuwenden. Mitglieder des Plenums stellten deshalb einen Antrag auf eine Sondervollversammlung zum Thema.

In der Sitzung ging Grünewald von Beginn an in die Offensive. Denn die Kritik der rheinischen Kammern zielt vor allem auf sie: Es werde vor allem „ein auf öffentliche Wirkung und weniger auf Solidarität ausgerichtetes Verhalten zur Schau getragen“, schrieben die Kammerchefs. Unterzeichnet ist das Schreiben von Präsidenten und Hauptgeschäftsführern der Industrie- und Handelskammern Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Bergische IHK, Düsseldorf, Niederrhein (Duisburg) und Mittlerer Niederrhein. Außerdem heißt es in dem Schreiben: „Einen weiteren Beitrag zur Verunsicherung leistet die Diskussion um Compliance-Fragestellungen zwischen Präsidentin und Hauptgeschäftsführer.“

Auslöser des Schreibens ist, dass die IHK Köln angekündigt hat, aus der IHK-Initiative Rheinland (IIR) zum Jahresende austreten zu wollen. Diese Entscheidung kritisieren nun auch Mitglieder des Plenums.

Im Mai hatte die IHK-Präsidentin zudem für Aufsehen gesorgt, als sie den Reviervertrag 2.0 mit der NRW-Regierung als einzige Kammer nicht unterzeichnet hatte. Auch dies war Gegenstand der Debatte in der Versammlung. Grünewald verteidigte beide Entscheidungen. Bei der IIR sollten Doppelstrukturen abgeschafft werden. Dieser Zusammenschluss habe keinen Mehrwert mehr.* Auch bei der Verweigerung der Unterschrift unter den Reviervertrag 2.0 sagte Grünewald, sie handele im Interesse großer Industrieunternehmen.

Eine weitere Aussprache soll es nach der Debatte bislang als Tagesordnungspunkt auf der nächsten Vollversammlung im Dezember geben.  Einige Vollversammlungsmitglieder wollen nun Stimmen aus dem Plenum sammeln, um doch noch eine Sondersitzung zu den Themen durchzusetzen.

*Hinweis: In einer früheren Version hatten wir versehentlich geschrieben: „Der Zusammenschluss Metropolregion Rheinland, dem die IIR-Kammern ebenfalls alle angehören, habe keinen Mehrwert mehr.“

KStA abonnieren