FilialschließungenGaleria erhält erstes Übernahmeangebot für einige Geschäfte

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Der Eingang der Karstadt-Filiale in der Kölner Innenstadt.

Die Karstadt-Filiale in der Kölner Innenstadt.

Galeria hat ein erstes Übernahmeangebot für Filialen erhalten. Ein zuvor öffentlich aufgetretener Interessent überdenkt offenbar sein Engagement.

An möglichen Plänen des angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria, bis zu 90 der 131 Filialen zu schließen, gibt es scharfe Kritik. Stefanie Nutzenberger, im Verdi-Bundesvorstand für den Handel zuständig, warnt die Galeria-Unternehmensleitung, „die Beschäftigten zu verunsichern und zu glauben, damit verschaffe man sich einen Verhandlungsvorteil“. Die Gewerkschaft erwarte nach wie vor, „dass ein Zukunftskonzept für digital-stationäre Warenhäuser vorgelegt wird, das diesen Namen auch verdient“, heißt es von Verdi. Die Beschäftigten hätten in den vergangenen Jahren „auf zig Millionen Euro“ verzichtet, um ihren Arbeitsplatz zu retten. Das Management dagegen sei seiner Verantwortung nicht gerecht geworden.

Der Ansatz der aktuellen Diskussion sei grundfalsch. Es gehe nicht darum, wie viele Menschen man in die Arbeitslosigkeit entlasse und welche Läden geschlossen würden. „Wenn es um die Überprüfung von Filialen geht, muss das Ziel sein, sie rentabel zu machen“, sagt die Gewerkschafterin. Verdi und der Gesamtbetriebsrat kämpften um jeden Arbeitsplatz und jeden Standort. „Es wäre angemessen, wenn die Unternehmensleitung das auch täte“, heißt es dazu weiter. Es sei höchste Zeit, dass die notwendigen Investitionen in die Filialen fließen. „Das gehört zur Verantwortung des Eigentümers Benko gegenüber 17.400 Beschäftigten“, so Nutzenberger.

Bei Sanierung 2020 bereits 40 Filialen geschlossen

Galeria, hervorgegangen aus Karstadt und Kaufhof, musste Ende Oktober zum zweiten Mal Insolvenz anmelden. Bei der Sanierung im Jahr 2020 waren bereits rund 40 Filialen geschlossen, etwa 4000 Stellen abgebaut und mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden gestrichen worden. Kurz vor Weihnachten müssen nun die 17 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erneut um ihre Jobs bangen.

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Dabei kursieren immer wieder neue Zahlen. Schon bei der Anmeldung der Insolvenz am 31. Oktober sagte Galeria-Chef Miguel Müllenbach das Filialnetz müsse „um mindestens ein Drittel reduziert werden“, also 43 Geschäfte. Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar. Die Zahl wiederholte er auch kürzlich in einem Interview. Der Gesamtbetriebsrats (GBR) spricht in einer E-Mail an die Belegschaft jüngst von 90 Filialen, dies sei aus den bisherigen Gesprächen mit der Arbeitgeberseite hervorgegangen. All das ist extrem bitter für die Beschäftigten, die mitten im Weihnachtsgeschäft stecken und sich gleichzeitig existenzielle Sorgen machen müssen.

Unternehmer Markus Schön reagiert

Auf die jüngsten schlechten Nachrichten reagiert auch der Unternehmer Markus Schön, der als einziger öffentlich Interesse an der Übernahme von Filialen bekundet hat. Er wollte bislang 47 Filialen unter dem Namen „Schön hier“ mit Warenhaus-typischem Sortiment weiterführen. Der Chef des Detmolder Onlinehändlers Buero.de hatte dabei vor allem Standorte in mittelgroßen Städten im Blick.

Nun heißt es: „Die Nachricht einer möglichen Schließung von bis zu 90 Standorten der insolventen Galeria Karstadt Kaufhof und den weitreichenden personellen Folgen überrascht uns.“ Sie weiche zudem deutlich von den bislang – auch öffentlich – bekannten Aussagen zum Umfang der Schließungen und des seitens des Insolvenzverwalters verkündeten Zeitplans ab, schreibt Schön in einer Mitteilung. Dies erfordere eine Neubewertung der Lage. Schließlich bestehe nun das Risiko, dass die Beschäftigten in Scharen das Unternehmen verlassen. Es stehe aber fest, dass man an den Warenhaus-Planungen mindestens in mittelgroßen Städten festhalte. Möglicherweise biete sich nun in weiteren Städten Chancen für das buero.de-Konzept, schreibt Schön.

Derweil teilte der angeschlagene Warenhauskonzern am Mittwochnachmittag mit, ein erstes Übernahmeangebot für eine Reihe von Filialen erhalten zu haben. Noch vor Weihnachten erwarte das Unternehmen weitere Angebote von mehreren anderen Interessenten, hieß es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Zu den Namen der Interessenten und zur Frage, für welche Häuser sich die potenziellen Investoren interessierten, wollte der Sprecher aus Vertraulichkeitsgründen nicht Stellung nehmen. Berücksichtigt werden könnten bei dem Verkaufsprozess aber nur Angebote, die entsprechend dem für alle Interessenten definierten Zeitplan eingehen und „ein belastbares Konzept zur Fortführung der Häuser sowie die notwendige Finanzierungsbestätigung umfassen“. Galeria habe den Interessenten die für die Angebote erforderlichen Daten vertraulich zur Verfügung gestellt.

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