Zehn Milliarden Euro teuerLufthansa hofft auf Rettungspaket – Auch Insolvenz geprüft

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Aktionärstreffen ohne Aktionäre. Die Hauptversammlung wurde im Netz übertragen.

Aktionärstreffen ohne Aktionäre. Die Hauptversammlung wurde im Netz übertragen.

Köln/Frankfurt – Die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa steckt in der womöglich größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Weder die Anschläge auf das World Trade Center noch die Finanzkrise 2008 trafen die Airline so hart wie das Coronavirus. Am Dienstag fand in Frankfurt die Hauptversammlung des Unternehmens statt. Das ist normalerweise ein Treffen mit tausenden Besuchern und Kartoffelsalat. Dieses Mal war kein einziger Aktionär da. Die Lufthansa-Spitze präsentierte sich den Anteilseignern per Internet-Konferenz aus einem steril wirkenden Raum in der Konzernzentrale.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr zeigte sich dort zuversichtlich, dass die Verhandlungen mit der Bundesregierung über ein Rettungspaket für die angeschlagene Airline „in Kürze zu einem erfolgreichen Abschluss“ führen würden. „Niemand im Unternehmen“ habe ein Interesse daran, „dass diese Gespräche scheitern“, versicherte Spohr.

Auch Insolvenz geprüft

In den Verhandlungen geht es um ein Paket in Höhe von zehn Milliarden Euro. Spohr sagte vor den Aktionären, es sei „juristisch aus Gründen der unternehmerischen Vorsicht geboten“, auch die Insolvenz oder ein Schutzschirmverfahren zu prüfen. „Wir sind gleichwohl weiterhin davon überzeugt, dass wir angesichts der Gespräche mit der deutschen Regierung nicht auf diese Alternative zurückgreifen müssen.“

Hilfe für Swiss

Die Staatshilfe der Schweiz für die Lufthansa-Töchter Swiss und Edelweiss ist unter Dach und Fach. Am Dienstag bewilligte der Ständerat die von der Regierung geplanten Kreditgarantien. So können sich die Airlines Kredite von 1,5 Milliarden Franken) von Banken besorgen. 85 Prozent davon garantiert der Bund. Die Schweiz hat sich das gesamte Aktienkapital der Swiss als Garantie für den Fall gesichert, dass die gewährten Kredite nicht bedient werden können. Bei einer Nichtrückzahlung würde der Schweizer Staat dann Eigentümer der Swiss.

Umstritten ist in der Politik, ob und wenn ja welche Mitspracherechte der Staat für eine Milliardenhilfe bei der Lufthansa bekommen soll. Spohr selbst hatte vor einem zu großen Staatseinfluss auf sein Unternehmen gewarnt. Auch die Konditionen, zu denen das Geld fließt, werden offenbar noch verhandelt. Laut „Spiegel“ verlangt die Bundesregierung eine Garantiedividende von neun Prozent, Aktionärsschützer nannten das „Wucher“. Die Aktionäre stimmten am Dienstag dafür, die Dividendenzahlung in diesem Jahr auszusetzen. Mehr als 98 Prozent der Anteilseigner votierten dafür.

Verlust von einer Milliarde Euro

Allein im ersten Quartal summierte sich der operative Verlust auf mehr als eine Milliarde Euro, für das zweite Quartal rechnet der Konzern noch mit einem erheblich höheren Verlust.

Erst Mitte Juni will Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr langsam mehr Flieger in die Luft bringen, je nach Nachfrage und „rein reaktiv“ nach den Einreisebestimmungen der Staaten. Erst im Jahr 2023 hält der Manager ein neues Gleichgewicht für den globalen Luftverkehr für wahrscheinlich, mit dem deutlichen Risiko, dass er kleiner ausfallen wird als im Vor-Corona-Jahr 2019. (mit afp, dpa)

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