Amüsantes und Kritisches: 50 Jahre Radio-Skandale

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Köln - Vom Aprilscherz bis zum folgenschweren Polit-Skandal: Mit der Sondersendung "50 Jahre WDÄrger" erinnert derWestdeutsche Rundfunk (WDR) an die größten Radio-Skandale seinerGeschichte. "Wir müssen den Skandalierern dankbar sein, denn eineGesellschaft ohne Skandale ist eine tote Kultur", sagte KabarettistJürgen "Es ist unglaublich, dass das alles wirklich passiert ist."

Der stellvertretende Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz erinnerte aneinen Aprilscherz von 1978. WDR-Redakteure berichteten damals, dieUSA hätten Deutschland ein U-Boot geschenkt, das auf dem Weg nachBonn sei. Daraufhin strömten zahlreiche Hörer ans Rheinufer.

Schmunzeln löste auch ein Bericht über die Aufforderung an dieHörer aus, zu einer bestimmten Zeit von einem Stuhl zu springen, umdie Erdbebenforschung zu unterstützen. Original-Töne, Gespräche mitZeitzeugen und Dokumente aus der Zeit sorgten bei den Zuschauernwährend der Aufzeichnung für Wiedererkennungseffekte.

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Doch auch ernstere Töne wurden angeschlagen, denn oft hatten dieSkandale für die Betroffenen persönliche Folgen. Die ehemalige Radio-Redakteurin Magda Gatter berichtete von einer Sendung über dieBundeswehr, die 1963 das Misstrauen des Verteidigungsministeriumserregte: "Ich bekam Drohanrufe und wurde beschuldigt, so genanntesowjetnationale Zersetzungspropaganda zu betreiben."

Seine Familie habe Redakteur Leo Waltermann schützen müssen,nachdem er 1967 kritisch über die Katholische Kirche berichtet hatte."Damals hatte der Hörfunk noch größere Bedeutung", sagte Vize-Hörfunkdirektor Schmitz. Sendungsinhalte seien auch im Alltag Themagewesen.

Der WDR geriet dabei immer wieder in die Kritik. Besonders hoheWellen schlug 1963 eine Glosse über Bayern, die unter anderem dendamaligen bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel aufregte. Erforderte die "Wiederherstellung der Ehre Bayerns". Schmitz sagtedazu: "In den siebziger Jahren wurde der Sender wegen seinerangeblich einseitigen Berichterstattung über die RAF als "Rotfunk"bezeichnet." Auch das Verhältnis zur Kirche sei über Jahre angespanntgewesen. "Über die meisten Sachen von damals würde sich heute niemandmehr aufregen."

"50 Jahre WDÄrger" ist Teil des Sonderprogramms von Hörfunk- undFernsehsendungen, mit denen der WDR in diesem Jahr seine Gründung vor50 Jahren feiert. Am 1. Januar 1956 waren der WDR und der NDR aus demdamaligen Nordwestdeutschen Rundfunk entstanden.

(dpa/lnw)

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