BFBS auf dem Prüfstand - Deutsche wollen Sendefrequenz

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Herford - Sie sitzen im westfälischen Herford und sendenim Auftrag ihrer Majestät. Der britische Radiosender BFBS versorgtseit 50 Jahren die in Deutschland stationierten britischen Soldatenmit Nachrichten, Musik und Unterhaltung aus Großbritannien. Im Irak-Krieg hat der Sender einen Teil seiner alten Bedeutung als wichtigesMedium für die Truppen zurück erlangt. Dazu nutzt er eine begehrteUKW-Frequenz, auf die deutsche Sender und Medienpolitiker ein Augegeworfen haben. Mit ihr lassen sich Millionen deutscher Haushalteerreichen.

"This is Forces Radio - BFBS" ("Dies ist das Streitkräfte-RadioBFBS"): Zu jeder vollen Stunde werden die Hörer im Westen mit dieserflotten Ansage begrüßt. Seit Beginn des Irak-Krieges schicken täglichAngehörige dem Militärfunk mehrere hundert Botschaften für die rund12 000 aus Deutschland an den Golf verlegten englischen Soldaten.Dank neu installierter Satellitenschüsseln und Sender im Kriegsgebietkönnen sie die Grüße aus Deutschland empfangen.

Genaue Zahlen gibt es zwar nicht, doch nach Branchenmeinung sollentäglich auch mehrere 100 000 Deutsche zur treuen Hörerschar desfrischen DJ-Programms zählen. Neuerdings mehren sich allerdings dieGerüchte, dass die "Ära BFBS" mit ihren temporeichen Jingles baldvorüber sein könnte.

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Denn zahlreiche Sender und Politiker im bevölkerungsreichstenBundesland werfen begehrliche Blicke auf die leistungsstarke und rareUKW-Frequenz. Insgesamt acht dieser so genannten UKW-Ketten, dieeinen landesweiten Empfang ermöglichen, hat Nordrhein-Westfalentechnisch zu bieten. Eine davon hält der britische Sender in denAugen vieler Medienpolitiker "besetzt".

"BFBS sollte seine Sendungen besser auf Kassette aufnehmen und andie nicht einmal 10 000 britischen Soldaten in NRW per Postverschicken", fordert der medienpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Lothar Hegemann. Auch die Grüße in das Kriegsgebietmüssten im Internet-Zeitalter nicht über das Radio verschickt werden. Ein Kompromiss könnte sein, dass die Briten auf regional begrenzteFrequenzen ausweichen. BFBS argumentiert aber, eine lokale Versorgunggenüge nicht, weil auch Mitarbeiter erreicht werden müssten, die inTransportfahrzeugen im ganzen Land unterwegs seien.

Nutznießer eines Tausches wäre nach dem Landesrundfunkgesetzzunächst eine öffentlich-rechtliche Anstalt wie das DeutschlandRadiomit den Programmen Deutschlandfunk aus Köln und DeutschlandRadioBerlin. Weil das informationsorientierte Programm bisher nur auflokale UKW-Frequenzen zurückgreifen kann, ist es in vielen TeilenNordrhein-Westfalens nicht zu empfangen.

So sieht die Landesregierung in der Hörfunkfrequenz der britischenGaststreitkräfte eher ein wichtiges Potenzial für eine bessereEmpfangbarkeit des DeutschlandRadios. Doch leider hätten Gesprächemit den Gaststreitkräften noch zu keinem "wirklich befriedigendenErgebnis" geführt, sagt Medien-Staatssekretärin Miriam Meckel. DieBriten verweisen auf das NATO-Truppenstatut, das die rechtlicheGrundlage für ihren UKW-Betrieb garantiert.

In den vergangenen Jahren hätten sie bereits mehrereRadiofrequenzen zurückgegeben, sagt die Sprecherin der BritischenStreitkräfte in Deutschland, Helga Heine. "Die bisher angebotenenMöglichkeiten durch die deutschen Behörden wurden zwar in Betrachtgezogen, aber für technisch als nicht ausreichend empfunden." Durchden Golfkrieg zeige sich, wie wichtig BFBS auch für die Familien derbritischen Soldaten in Deutschland sei.

Inzwischen befasst sich laut Staatskanzlei ein britischerArbeitsstab auf Generalsebene mit der Frage, ob BFBS auch künftigseine flotten Musikshows über die landesweite UKW-Frequenz sendenwird. Erste Ergebnisse werden in einigen Monaten erwartet. (dpa)

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