Afri-Cologne-Festivals„Wir wollen, dass ein breiteres Bild von Afrika entsteht“

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Afrikanische Lebenswirklichkeit am gedeckten Tisch und mit dem Wunsch zur Revolution

  • Ein Treffen für die Integration: Das „Afri-Cologne-Festival“ erlebt am 30. Juni seinen Höhepunkt.
  • Wir haben mit den Machern gesprochen und die Veranstaltungs-Höhepunkte zusammengestellt.

Köln als Ort zum Leben hat einen guten Ruf. Die Stadt gilt als weltoffen und tolerant – wegen ihrer Bürgerinnen und Bürger. Manchmal wird Köln sogar die „nördlichste Stadt Italiens“ genannt. Weil sich hinter diesem Begriff so viel versammelt, das römische Erbe etwa oder eine sonnige Gemütsverfassung. Aber hat man Köln je eine afrikanische Stadt genannt?

Eigentlich nicht. Dabei begegnet uns der Kontinent häufig, wenn wir genauer hinschauen: Etwa beim „Afri-Cologne-Festival“, dessen Abschluss jetzt am Sonntag, 30. Juni, der DiversCity-Tag auf dem Ebertplatz bildet, oder im „Afrika Film Festival Köln“ und auch im Projekt „stimmen afrikas“, das im Allerweltshaus Literatur des Kontinents präsentiert.

Ein Tag für Afrika

Afrika begegnet uns in Restaurants, Klubs, kleinen und großen Läden, im Geschäfts- und im Vereinsleben, an der Kölner Universität sowie auf den Bürgersteigen und Straßen der Stadt. Afrika ist eigentlich sehr häufig präsent – und schafft es doch nur selten über die Wahrnehmungsschwelle.

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Das ist schade und einer der Gründe, die die Macher und Unterstützer des „Afri-Cologne-Festival“ bewogen haben, dem Kontinent noch einen eigenen Tag zu widmen. „Wir wollen, dass ein breiteres Bild von Afrika entsteht“, sagt Lale Akgün, frühere SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Trägervereins von „Afri-Cologne-Festival“. Ein Tag mit Musik, Begegnung, Diskussion und auch afrikanischem Essen könne helfen, ein facettenreicheres Bild entstehen zu lassen. „Ich wünsche mir, dass wir uns besser kennenlernen“, meint Akgün. Wenn das gelänge, wäre es bereits ein erfolgreicher Afrika-Tag.

Theater, Musik, Film und Literatur

Gerhardt Haag, viele Jahre künstlerischer Leiter des Kölner Bauturmtheaters, trägt Afrika ewig schon im Herzen und Burkina Faso (übersetzt: Land der aufrichtigen Menschen) ist für ihn zweite Heimat geworden.

Vor mehr als 20 Jahren besuchte er in der Hauptstadt Ouagadougou ein Theaterfestival. Und vor zehn Jahren zahlte sein Engagement sich aus für Köln: Haag stellte hier das „„Afri-Cologne-Festival“ auf die Beine, mit dem Hauptthema Theater, das über die Jahre aber auch mit Tanz, Musik, Film, Literatur und Diskussionen angereichert und erweitert wurde .

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Tanzworkshop Sanga Ouattara

Haag kennt das andere Afrika, das nicht aus Kriegen, Hunger und Korruption besteht. Dessen kulturellen Reichtum möchte er erlebbar machen. Für ihn als Theatermann gehören zu Afrika Werte wie Solidarität, Gemeinsinn und die Verbindung zu denen, die uns geprägt haben, den Ahnen. „Diesem Afrika wollen wir in Köln am 30. Juni eine Bühne bieten“, sagt er. Die kulturelle Vielfalt direkt erleben zu können, sei Geschenk und historische Chance. „Köln ist genau das richtige Pflaster, um Afrika zu begegnen“. Ziel sei es, einen Tag der Integration, der kulturellen Vielfalt zu veranstalten, für Zugewanderte wie Einheimische. Drei öffentliche Diskussionsrunden unterstützen das Anliegen.

Der Eine-Welt-Gedanke

Afrika sei uns Europäern geografisch am nächsten, erklärt Lale Akgün. „Das vergessen wir oft.“ Die Schicksale von Europa und Afrika würden sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten deutlich und stärker miteinander verknüpfen. Akgün, die viele Jahre auch in der Düsseldorfer Staatskanzlei gearbeitet hat, war dort eine Zeit lang für die afrikanischen Partnerländer Nordrhein-Westfalens verantwortlich – die südafrikanische Provinz Mpumalanga und das westafrikanische Ghana. Die Arbeit habe sie sensibilisiert, erinnert sie sich. Afrika brauche Europa, aber Europa brauche auch Afrika, weil es junge Arbeitskräfte benötige. Der Eine-Welt-Gedanke ergebe sich fast automatisch, wenn man zusammenarbeite.

Der Ebertplatz, auf dem der Afrika-Tag stattfindet, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Wegen der jahrzehntelangen Vernachlässigung erlebten viele Menschen ihn zunehmend als Fläche, die man am besten meidet, besonders nachts. Seit 2017 gab es zahlreiche Aktionen aus Stadtgesellschaft und -Verwaltung, den Platz offener zu gestalten. Heute ist der Ebertplatz wieder ein Treffpunkt und damit der richtige Ort, um sich mit dem Miteinander und der Integration zu befassen. „Dass wir diesen Tag veranstalten können, ist dem Land NRW zu verdanken, dem Auswärtigen Amt in Berlin und der Stadt Köln“, erläutert Gerhardt Haag. Auch die Kölner Zeitungen leisteten wie so häufig ihren Beitrag. Und Rheinenergie und Japan Tobacco International (JTI) halfen spontan, einen Engpass zu überbrücken.

„Ich möchte alle Kölnerinnen und Kölner, die neugierig sind, zum Afrika-Tag einladen“, sagt Staatssekretärin Akgün. „Fremdeln Sie nicht mit Afrika, kommen Sie einfach zum Ebertplatz. Auch wer gerne tanzt, sollte kommen. Wer gerne lecker isst, sollte kommen. Wer über Integration diskutieren möchte, sollte kommen. Und wer afrikanische Lebensfreude erleben will, der sollte ganz schnell kommen.“

Peter Pauls hat einige Jahre in Südafrika als Afrika-Korrespondent für deutschsprachige Tageszeitungen gearbeitet, darunter der „Kölner Stadt-Anzeiger“: Er ist Mitglied des Vorstands des Vereins afroTopia.

Das Programm auf dem Ebertplatz

Bühnenprogramm 15 Uhr: Musik zur Einstimmung Steven Ouma Band mit Bernd Keul 15:40 Uhr: Begrüßung/Eröffnung/Programmvorschau Moderation: Liz Baffoe und Till Quitmann 15:50 Uhr: TheaterReverse Colonialism! 16:30 Uhr: Musik AmsKing / Rapper aus Burkina Faso 16:45 Uhr: Rede Staatssekretärin Güler 16:55 Uhr: Kinderprogramm Jul Sanwidi 17:30 Uhr: Musik Björn Heuser 18 Uhr: Rede BM Scho-Antwerpes 18:10 Theater Traces 18:40 Vorstellung von Initiativen Promo Guinee Afrika e.V. PAMOJA Afrika e.V. Migrafrica 19 Uhr: Musik Mariama (3-köpfige Band) 19:30 Uhr: Panel 3 - fishbowl Moderation: Serge Palasie; Titel: Nadelstiche für die Seele – was Rassismus mit den Betroffenen macht! 20 Uhr: Musik Mama Afrika 20:45 Uhr: Musik Zwei Musiker aus Parole Due 21 Uhr: Übergang in Tanzmusik bis 22 Uhr Mama Afrika

Programm im Metropolis-Kino 16:55 Uhr: Panel 1 – Podiumsdiskussion Moderation: Serge Palasie 17:30 Uhr: Titel: Integration – ich kann es nicht mehr hören! Geht es Ihnen auch so? Podiumsgäste: Serap Güler, Hélène Batemona-Abeke, Susanne Kremer-Buttkereit 17:50 Uhr: Panel 2 – Podiumsdiskussion Moderation: Serge Palasie 18:30 Uhr: Titel: Aufgebrochen – angekommen

Programm in der Alten Feuerwache (Melchiorstraße 3) 16 Uhr (bis 22 Uhr): Ausstellung: „A volatile negotiation between the past and present“ der nigerianischen Künstlergruppe Invisible Borders 17 Uhr: Instinkte – A theory of change – ein transkulturelles Rechercheprojekt von und mit Nicole 18 Uhr: Nagel. Mit Publikumsbeteiligung.

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