Heinzelmännchen, Beethoven, AdenauerSechs Familienausflüge zu den Helden der Region

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Der Held aus Köln: Lukas Podolski hat auch seinen Platz im Sport- und Olympiamuseum.

Der Held aus Köln: Lukas Podolski hat auch seinen Platz im Sport- und Olympiamuseum.

Unsichtbare Heinzelmännchen von Köln

Und es gab sie doch, die Heinzelmännchen, sonst würde wohl kaum jemand über sie reden und Geschichten und Gedichte über sie schreiben. Hätte es sie nicht gegeben, könnten sie heutzutage nicht verschwunden sein. Eines ihrer Merkmale bleibt jedoch, dass sie noch nie jemand gesehen hat – da sie ja gerade bei dem Versuch, ihrer ansichtig zu werden, sofort und für immer verschwunden sind. So viel wissen wir: Sie sind stets in der Gruppe auftretende Geschöpfe unbekannten Aussehens und unbekannter Größe, wobei das „chen“ darauf hinweist, dass wir es vermutlich mit sehr kleinen Lebewesen zu tun haben.

Als gattungstypische Kopfbedeckung ist die Zipfelmütze überliefert. Unstrittig aber ist das rastlose Bemühen der Heinzelmännchen, uns Menschen nachts unentgeltlich die Arbeit zu erledigen. Ein Ausmaß von Selbstlosigkeit, das dafür spricht, Heinzelmännchen ihre selbst gewählte Anonymität zu lassen. Wie dem auch sei, sie lebten in Köln, und zwar bis etwa ins letzte Viertel des 18. Jahrhunderts, wenn man dem Kölner Schriftsteller Ernst Weyden Glauben schenken darf, der sie 1826 erstmals in einer Erzählung erwähnte. Auch er musste einräumen, dass es sich bei den fleißigen Wichten schon damals um ein vergangenes Phänomen handelte. Sie werkelten des Nachts als Bäcker, Fleischer, Zimmerleute. Bis des Schneiders Frau, so geht die Geschichte, begierig wurde, sie zu Gesicht zu bekommen. Sie streute abends Erbsen auf die Treppe, damit die Helferlein hinfallen und liegen bleiben sollten. Gemein. Sie purzelten und überschlugen sich – und kamen nie wieder. Warum die Heinzelmännchen nicht gesehen werden wollten? Darüber lässt sich trefflich spekulieren. Der beste Beweis für ihre Existenz ist aber der Brunnen vor der Kölner Früh-Brauerei.

Heinzelmännchenbrunnen Am Hof 12-14 | 50667 Köln Führungen mit Köln-Tourismus: 0221 / 221 23332 und www.koeln.de

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Alles über Ludwig van Beethoven

Die Schicksalssinfonie mit ihrem berühmten „Ta-Ta-Ta Taaaa“-Intro kennen selbst Menschen, die sonst wenig Zugang zu klassischer Musik haben. Das Leben von Ludwig van Beethoven war so dramatisch wie seine Musik. Auf jeden Fall gehört der Mann mit dem Hang zu Perfektionismus und heldenhaften Klangmotiven, der am Ende seiner Tage nichts mehr hören konnte, zu den weltweit bekanntesten Deutschen – und gilt als einer der größten Komponisten aller Zeiten. Rund 100000 Menschen aus aller Welt besuchen jedes Jahr sein Geburtshaus in Bonn. Im Gartenflügel des kleinen Hauses in der Bonngasse kam „Louis“ zur Welt.

Der genaue Geburtstag ist unbekannt. Überliefert ist nur ein Taufdatum, der 17. Dezember 1770. Beethoven legte eine Traumkarriere hin, lernte in frühester Kindheit Klavier, Orgel und Violine, und wurde ein Popstar seiner Zeit. In 56 Lebensjahren hat er rund 340 Werke hinterlassen – Sinfonien, Klavierkonzerte, Streichquartette und eine Oper. In Bonn vermitteln mehr als 150 Ausstellungsstücke aus der Beethoven-Sammlung – Instrumente, Handschriften, Briefe, Porträts und vieles mehr – einen Einblick in sein Leben und Werk. Das Digitale Beethoven-Haus ist gleich nebenan.

Beethoven-Haus Bonngasse 24-26 | 53111 Bonn, 0228/ 9817525 Wintersaison Mo - Sa 10-17 Uhr www.beethoven-haus-bonn.de

„Steinzeit-Clooney“, unser coolster Vorfahr

Der Neandertaler wird gern als Steinzeitrambo verunglimpft. Dabei ist der vor rund 30000 Jahren ausgestorbene Eiszeitmensch unser Vorfahr. „Wir sind alle ein bisschen Neandertaler“, lautete die bahnbrechende Erkenntnis nach der Entzifferung von weiten Teilen des Neandertaler-Genoms. Demnach trägt der moderne Mensch außerhalb Afrikas mindestens vier Prozent der Neandertaler-DNA in sich. Auch äußerlich sind wir dem lange verkannten Steinzeitmenschen gar nicht so unähnlich. Den sichtbaren Beweis für die Verwandtschaft liefert das Neanderthal Museum in Mettmann. Dort wurden 1856 die Skelettreste des Vorfahren des modernen Menschen gefunden. Das Museum und sein Ausstellungskonzept sind mehrfach mit Preisen ausgezeichnet worden – natürlich auch für die aufwendigen Rekonstruktionen der Neandertaler und ihrer Lebenswirklichkeit, die mittels modernster gerichtsmedizinischer Verfahren naturgetreu nachgebildet werden konnten.

Den coolsten von allen nennen sie den „Steinzeit-Clooney“, im grauen Büro-Anzug und mit modischem Fünf-Tage-Bart lehnt er an der Waschbeton-Brüstung im hochmodernen Museumsbau. An der lebensechten Silikon-Rekonstruktion mit kurzem, grausträhnigem Haar fallen erst auf den zweiten Blick die fliehende Stirn und das ziemlich breite Kreuz auf. Damit es nicht zu Verwechslungen kommt, hält der „Business-Neandertaler“ ein Steinmesser in der Hand. Der smarte „Mister vier Prozent“ ist sozusagen der jüngere Bruder des im Foyer stehenden Langhaar- Neandertalers mit Lederschurz und Lederleggins, der sich auf einen Speer stützt.

Neanderthal Museum Talstraße 300 | 40822 Mettmann 02104 /9797-0 Di - So 10-18 Uhr www.neanderthal.de

Adenauers Dienstwagen, Brandts Nobelpreis

Viele Bundesbehörden sind zwar nach Berlin umgezogen – die deutsche Nachkriegsgeschichte – und mit ihr die Protagonisten der ersten Stunde – bleiben mit der ehemaligen Hauptstadt am Rhein aber fest verbunden. Im Haus der Geschichte kann man einen Blick in die jüngere Vergangenheit werfen, von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart – und auf die Bundesprominenz, die von Bonn aus Politik gemacht hat. Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl war es, der die Sammlung 1994 eröffnete. In chronologischer Reihenfolge präsentiert die Dauerausstellung auf mehr als 4000 Quadratmetern über 7000 Ausstellungsstücke aus der deutschen Alltagsgeschichte seit 1945.

Dazu gehören Originalexponate wie der Eisenbahn-Salonwagen der frühen Bundeskanzler, Adenauers Dienst-Mercedes, Abgeordnetenbänke des alten Bonner Plenarsaals, Willy Brandts Friedens-Nobelpreis-Urkunde oder der Haftbefehl Erich Honeckers. Seit ihrer Eröffnung wird die Ausstellung regelmäßig aktualisiert, zuletzt erlebte sie eine aufwendige Überarbeitung, die seit Mai 2011 zu sehen ist. Neben der Dauerausstellung gibt es Wechselausstellungen, aktuell: „Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland“.

Haus der Geschichte Museumsmeile | Willy-Brandt-Allee 14 53113 Bonn 02 28 / 91 65-0 Di - Fr 9-19 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr www.hdg.de/bonn

Von Drachentötern und Märchenkönigen

Die Verbindung zwischen Drachenfels, dem prominentesten Berg des Siebengebirges, und Siegfried, dem Drachentöter aus der Nibelungensage, konnte nie bewiesen werden. Auch einen echten Märchenkönig nahe dem Wahnsinn mit mysteriösem Ende kann das Rheinland nicht vorweisen. Fast nicht. Denn das Bauwerk, das als Landmarke über Königswinter thront, hat Neuschwanstein-Potenzial. Schloss Drachenburg entstand in der ganzen Pracht des Historismus. Der Bonner Gastwirtssohn Stephan Sarter ließ sie bauen, nachdem er zum Baron geadelt als Börsenspekulant 1882 zu Reichtum gekommen war.

Auf halbem Weg zum Gipfel des Drachenfels wuchsen Türmchen in die Höhe: Das „Neuschwanstein“ des Rheinlands. Wo genau das Geld des Barons herkam, so richtig klar ist das bis heute nicht. Baron von Sarter zog nie ein. Es folgte eine wechselvolle Geschichte: Dass einer seiner Besitzer auch mal einen Landeplatz für Luftschiffe plante, zeigt, wie sehr das Schloss die Fantasie beflügelt. Und es kam noch eine Art Märchenkönig. 1971 kaufte es ein gewisser Paul Spinat – der Legende nach mit Bausparvertrag. Der Textilunternehmer ließ sich gern im güldenen Rolls Royce kutschieren, tünchte Interieur in Goldfarbe, brachte Kitsch und Kram hinein. Als schriller Gastgeber – sogar Andy Warhol kam zu Besuch – lud er zum Orgelkonzert in den Musiksaal. Während er auf der Empore mit dem Rücken zum Publikum so tat, als spiele er, kam die Musik vom Tonband. Die Orgel war Attrappe. Heute ist die NRW-Stiftung für Kulturpflege Schlossherr – und das Schloss im Stil des Historismus wiederhergestellt.

Schloss Drachenburg Drachenfelsstraße 118 | 53639 Königswinter 02223 / 90197-76 Wintersaison Sa/So 12-17 Uhr www.schloss-drachenburg.de

Vorzeige-Athleten des Weltsports

Das knallrote Fußballtrikot mit der Nummer 9 des englischen Fußballclubs FC Arsenal, handsigniert und getragen von Lukas Podolski, gehört zu den jüngsten Exponaten des Hauses. Das Kölner Fußballidol wechselte vor nunmehr drei Jahren zum englischen Traditionsverein, und gehört nach Angaben der englischen „Daily Mail“, gemessen an der Anzahl der verkauften Trikots, auch nach dem Leihwechsel zu Inter Mailand noch zu den zehn beliebtesten Spielern auf der Insel.

Andere Abteilung, wieder knallrot: Die Boxhandschuhe von Muhammad Ali mit Widmung: „Muhammad Ali The greatest Boxer of all Times & Three Time Heavy Weight Champion of the World“. Die Boxlegende Ali hat sie getragen bei seinem letzten Kampf als Profi. Ein Tennis-Poloshirt, mit dem Schweiß von Boris Becker aus dem Endspiel des Doppelwettbewerbs bei Olympia 1992 in Barcelona: Becker gewann damals zusammen mit Michael Stich das Doppel. Nach dem Spiel warf der jubelnde Becker das Oberteil in die Zuschauermenge.

Ein Mann aus der ersten Reihe fing es auf – und schenkte es dem Museum. Im Deutschen Sport- & Olympiamuseum, in einer alten Zollhalle am Rheinauhafen, reist der Besucher durch zweieinhalbtausend Jahre Sportgeschichte. Und begegnet dabei den unsterblichen Helden der Sportwelt – vom römischen Gladiator bis zu den deutschen Vorzeigeboxern Max Schmeling und Henry Maske.

Hier ist alles Original: Da klebt die rote Asche noch am Spike der Olympia-Sprintsiegerin Annegret Richter. Es gibt Weltmeister-Fußbälle, Olympia-Fackeln, Gold-Medaillen, Wettkampf-Plakate, Fifa-Maskottchen und Fotografien im Fundus. Mehr als 3000 Exponate, Filmdokumentationen sowie zahlreiche Medienstationen machen den Rundgang zum Sportereignis.

Deutsches Sport- & Olympiamuseum Im Zollhafen 1 | 50678 Köln 0221 / 336090 Di - Fr 10-18 Uhr, Sa/So 11-19 Uhr www.sportmuseum.de

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