Orte der RuheDiese Friedhöfe rund um Köln erzählen Geschichten

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Melaten-Friedhof in Köln

Melaten-Friedhof in Köln

Sie sind Orte der Trauer, der Erinnerung, des Rückzugs und der Stille. Als kostenlos begehbare Freilichtmuseen und wertvolle Zeugnisse der Kulturgeschichte gehören Friedhöfe überall in der Welt aber auch zu den viel besuchten Touristenattraktionen.

Eine der berühmtesten Begräbnisstätten der Antike ist das Tal der Könige im ägyptischen Theben. Heute sind Orte wie die „Cities of the Dead“ in New Orleans, der Friedhof La Recoleta in Buenos Aires oder Père Lachaise in Paris vielbesuchte Pilgerstätten. Sehenswerte „Gottesacker“ gibt es auch in und um Köln – prominentes Beispiel ist der Melatenfriedhof mit seinen rund 55 000 Grabstätten – Skulpturen, Symbole und Baustile verschiedenster Stilepochen treffen dort aufeinander.

Auf einem Spaziergang lässt sich nicht nur Kunsthistorie entdecken: Auch die Geschichten prominenter und weniger bekannter Menschen werden erzählt. Eine Auswahl sehenswerter Friedhofsadressen in der Region:

Geschichtsbuch mit Millionärsallee: Der Ostfriedhof Aachen

Als eines der ältesten Beispiele moderner Friedhöfe ist die im Osten des Stadtgebietes am Adalbertsteinweg errichtete Anlage aus dem Jahr 1803 Ende der 1980er Jahre teilweise unter Denkmalschutz gestellt worden. Zur Entstehungszeit wurden die Verstorbenen mit Fuhrwerken auf den damals noch außerhalb der Stadt gelegenen „neuen Kirchhof“ überführt. Diese für Preußen beispielhafte Entwicklung war verantwortlich dafür, dass viele deutsche Bestattungshäuser aus Fuhr- oder Stellmacherbetrieben entstanden sind. Die erhaltenen Grabmäler des Ostfriedhofs erzählen von den Vorfahren bedeutender Aachener Familien. Fabrikanten, Wissenschaftler, Politiker und Künstler sind auf dem 125 000 Quadratmeter großen Gelände begraben. Zum Aachener Ostfriedhof, der als „aufgeschlagenes Geschichtsbuch der Stadt Aachen bezeichnet wird, gehören auch die Grabfelder geistlicher Orden wie Franziskanern, Jesuiten oder Ursulinen. Sehenswert: Vom Haupteingang aus rechts an der Friedhofsmauer ist die „Millionärsallee“ gelegen. Hier sind die Angehörigen reicher Aachener Familien bestattet. www.ostfriedhof.de

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Schumann und Schlegel: Der „Alte Friedhof“ in Bonn

Der drei Hektar große alte Bonner Friedhof gehört zu den berühmtesten in Deutschland. Die unter Kurfürst Joseph Clemens 1717 eingeweihte Anlage an der Bornheimer Straße mitten im heutigen Stadtzentrum spiegelt Baustile und Kulturepochen seit dem Barock wieder. Zwischen mehr als 150 Jahre alten Bäumen liegen die Ruhestätten zahlreicher Prominenter. Schriftsteller und Gelehrte wie Ernst Moritz Arndt, Karl Simrock und August Wilhelm von Schlegel sind hier ebenso begraben wie Beethovens Mutter Maria Magdalena. Besucher kommen heute auch an das Ehrengrab von Mildred Scheel, Gründerin der Deutschen Krebshilfe. Am Eingang Ecke Bornheimer/Berliner Platz findet sich eine Tafel mit dem Lageplan von mehr als 50 bedeutenden Grabstellen. Sehenswert: Das Grabmal für Robert Schumann, 1878/1879 vom württembergischen Bildhauer Wilhelm Rösch gestaltet. Karl Friedrich Schinkel entwarf das Grabmal für den 1831 gestorbenen Historiker Georg Niebuhr. www.alter-friedhof-bonn.de

Rothschild und Kurgäste: Der Jüdische Friedhof Bad Kreuznach

Bereits im 16. Jahrhundert gab es unterhalb der Kauzenburg im Gebiet des heutigen Ritterguts Bangert in Bad Kreuznach einen jüdischen Friedhof. Eine neue Anlage (Stromberger Straße) wurde von der jüdischen Gemeinde im Jahr 1661 erworben. Mehr als 1000 Menschen wurden hier bestattet, darunter auch Söhne der einst bekannten jüdischen Familien Rothschild und Schloss. Im ältesten Teil befinden sich etwa 300 teilweise stark verwitterte Grabsteine. Im „jüngeren“ Teil sind etwa 400 Gräber angelegt, einige davon für Kurgäste, die während ihres Aufenthalts verstarben. Eine Gedenkplatte ließ die jüdische Gemeinde für die 16 Gefallenen des Ersten Weltkrieges anfertigen. Neben dem alten jüdischen Friedhof von Worms gehört die Anlage in Bad Kreuznach zu den besterhaltenen jüdischen Friedhöfen in Rheinland-Pfalz. Sehenswert: Die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Leichenhalle gilt als einmalig. Sie steht unter Denkmalschutz und wurde 1987 restauriert. www.bad-kreuznach.de

Evangelischer Friedhof Düren

Beim Wettbewerb um den Titel „Schönster Friedhof Deutschlands“ belegte die 1825 entstandene Anlage in Düren den 7. Platz hinter so renommierten Orten wie dem Friedhof Olsdorf in Hamburg und dem Münchner Waldfriedhof. Das Gelände an der Kölnstraße im Dürener Zentrum wurde nicht nur für evangelische Christen zur letzten Ruhestätte, auch Katholiken und Angehörige anderer Religionen wurden hier begraben. Der Friedhof spiegelt Dürener Stadt- und Kulturhistorie wider. Zahlreiche von rheinischen Bildhauern wie Joseph Uphues, Johann Imhoff der Jüngere, Alexander Iven, Edmund Renard und August Wittig aufwändig gestaltete Skulpturen sind in diesem „Freilicht-Museum der Grabplastik“ zu bewundern. Sehenswert: Die Grabstätte der Stahlproduzenten-Familie Hoesch gehört sicherlich zu den beeindruckendsten Bauwerken auf dem evangelischen Friedhof in Düren. Ebenso das Grabmal des 1899 verstorbenen Kommerzienrates Leopold Hoesch, das vom Bildhauer Albert Moritz Wolff geschaffen wurde. www.evangelischegemeinde-dueren.de

Mohn und Schmetterlinge: Der Golzheimer Friedhof in Düsseldorf

Nahe dem Dorf Golzheim in unmittelbarer Nähe zum Rheinufer wurde 1805 der erste kommunale Begräbnisplatz Düsseldorfs eröffnet. Da der Fluss hier eine etwa zwei Meter hohe Sandbank gebildet hatte (heute Rheinpark), bestand keine Hochwassergefahr. 1816 veranlasste die preußische Regierung die Erweiterung und gärtnerische Gestaltung. Seit 1905 trennt die Klever Straße den kleineren südlichen Teil vom nördlichen, den Rheinblick versperren die Bauten des Regierungspräsidiums und des Oberlandesgerichts. Große Schäden entstanden im Zweiten Weltkrieg, das Leichenhaus und etliche Grabstätten wurden bei Bombenangriffen zerstört. Den Reiz des Friedhofs machen die vielen erhaltenen klassizistischen, neugotischen und neuromanischen Grabmale aus. Häufig sind sie mit antiken Symbolen wie Schmetterlingen, Schlafmohnkapseln, Lorbeerkränzen, abgebrochenen Säulen oder verlöschenden Fackeln versehen. Sehenswert: Gartenbauarchitekt Friedrich Maximilian Weyhe (1775-1846), der Ferdinand Franz Wallraf beim Entwurf des Kölner Melaten-friedhofs unterstützte, wurde auf dem von ihm erweiterten Golzheimer Friedhof bestattet. Sein Grabmal wurde 2008 restauriert.

Blau-weiße Ruhestätte: Das Schalker Fan Feld

Ein „Stadion der letzten Ruhe“ ist das Mitte 2012 entstandene Schalker Fan Feld direkt neben dem Friedhof Beckhausen Sutum (Harpenstraße 26, Gelsenkirchen). In direkter Nähe zur Veltins Arena liegt das parkähnlich mit Rasenspielfeld, Toren und Mittelkreis angelegte Gelände. Bepflanzt ist es in den Vereinsfarben Blau-Weiß. 450 Meter Gabionenwände und 5000 Meter Pflasterzeilen wurden für die Stadionoptik verlegt. Die Nachfrage der Fans ist groß. Als erste wurden die Grabstellen mit den Nummern 641 und 642 belegt: Sie liegen in der geringsten Entfernung zur Arena. Am Eingangstor wehen zwei Fahnen mit dem Vereinsmotto „Wir leben dich“. Nach dem Gründungsjahr des Vereins fasst der Friedhof 1904 Gräber. Sehenswert: Mehr als 70 Jahre nach seinem Tod wurde der legendäre Fußballspieler Adolf „Ala“ Urban auf dem Fan Feld beigesetzt. Der Gelsenkirchener gewann mit Schalke in den 1930er und 40er Jahren fünf Meisterschaften und starb als Soldat in Russland. Sein Grab befand sich zunächst in der russischen Kriegsgräberstätte Korpowo. www.schalke-fan-feld.de

Mutter Erde und Alhambra: Der Burgfriedhof Bad Godesberg

Die Nachkriegspolitiker Herbert Weh-ner und Erich Mende fanden hier ebenso ihre letzte Ruhestätte wie der renommierte Buchautor Walter Henkels und der Fernsehjournalist Ernst-Dieter Lueg. Angelegt wurde der Friedhof entlang der Straßen „Am Burgfriedhof“ und „Auf dem Godesberg“ in den Jahren 1804 und 1805, nachdem Godesberg eine eigenständige Pfarrei geworden war. Die Bonner Musikerin und Publizistin Johanna Kinkel (1810-1858) rühmte den Gottesacker als einen „der rührendsten und friedlichsten“, den man finden könne. Bis 1924 wurde das Gelände mehrfach terrassenförmig erweitert. Zu den auffälligsten Grabstätten zählt das 1912 vom österreichischen Bildhauer Adolf Simatschek aus Sandsteinquadern geschaffene Denkmal der „Mutter Erde“. Sehenswert: Dem reichen Amerikaner George Guier gefiel der Friedhof so gut, dass er unbedingt hier beerdigt werden wollte. Für 500 000 Reichsmark ließ er sich eine kleine Alhambra bauen. Das Grabmal wird heute auch als Kapelle genutzt.

Bei Gevatter Hein zu Besuch: Der Melatenfriedhof in Köln

Eine unpassendere Verbindung scheint es kaum geben zu können: Lachen und Sterben. Willi Ostermann und Willi Millowitsch sind hier begraben. Auch Schauspieler wie René Deltgen, Willy Birgel oder Dirk Bach, Schriftsteller Heinz Günther Konsalik, Journalist Claus Hinrich Casdorff, Politiker Hans Katzer, Rennfahrer Rolf Stommmelen und Fabrikant Ludwig Stollwerck: Rund 55 000 Gräber befinden sich auf dem mehr als 200 Jahre alten Melatenfriedhof. Unter französischer Herrschaft wurden Beerdigungen innerhalb der Stadtmauern aus hygienischen Gründen verboten. Melaten Hof, eine Stiftung für Leprakranke, wurde zum neuen Friedhofsplatz. Imposante Denkmäler und eindrucksvolle Parkanlagen sind auf dem Gelände zwischen Melatengürtel, Aachener Straße und Innerer Kanalstraße entstanden. Melatens Reichtum an Baumarten ist unübertroffen und macht ihn zu einem Ort, wo sich Leben und Sterben immer neu begegnen. In Grabstätten, Motiven, Skulpturen und Symbolen können Besucher verschiedene Kunst-Epochen von Klassizismus bis Neubarock auf sich wirken lassen. Sehenswert: Der „Sensenmann von Köln“: Die überlebensgroße Skulptur des Todes wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Bildhauer August Schiemann für das Grab des reichen Kaufmanns Johann Müllemeister geschaffen. Ohne Plan ist der in der zweiten Reihe eines Rondells versteckte Gevatter Hein allerdings kaum zu finden. www.melatenfriedhof.de

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