Das „Mastermind“ des japanischen Gartens im Museum für Ostasiatische Kunst, Masayuki Nagare, ist in der Sammlung jetzt auch mit einer Neuerwerbung vertreten.
Schock-Werners Adventskalender (5)Ostasien in Bewegung

Die Bronzeskulptur „Rite of Adornment“ (Ritus der Verzierung) des japanischen Künstlers Masayuki Nagare im Museum für Ostasiatische Kunst Köln
Copyright: Alexander Schwaiger
Der südliche Gang im Ostasiatischen Museum trägt neuerdings den sprechenden Titel „Ostasien in Bewegung“. Direktorin Shao-Lan Hertel und ihr Team wollen hier Neuerwerbungen und Schenkungen im Rotationsprinzip präsentieren und so verhindern, dass gerade die Gegenwartskunst allzu schnell im Depot landet.
In meinem Adventskalender möchte ich sie zuerst auf die kleine Bronzeskulptur „Rite of Adornment“ (Ritus der Verzierung) des japanischen Künstlers Masayuki Nagare (1923 bis 2018) aufmerksam machen. Shao-Lan Hertel hat sie mir als „absoluten Glücksfund“ beschrieben, den das Museum in einer Londoner Galerie erwerben konnte, bevor in Köln die Haushaltssperre verhängt wurde.
Granitskulptur auf der Außeninsel im Aachener Weiher
Nagare ist dem 1977 eröffneten Museumsneubau als Architekt und Gestalter des japanischen Gartens verbunden. Und viele haben bestimmt schon einmal seine große Granitskulptur „Fahne im Wind“ auf der Außeninsel des Museums im Aachener Weiher gesehen. Nagare war Gartenarchitekt, Schwertschmied, Keramiker, dann auch Comic-Zeichner, vor allem aber Bildhauer.
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Die Bronzeskulptur „Rite of Adornment“ (Ritus der Verzierung) des japanischen Künstlers Masayuki Nagare im Museum für Ostasiatische Kunst Köln
Copyright: Alexander Schwaiger
Fünf Jahre nach der Museumseröffnung, 1982, schuf Nagare diese Bronzeplastik, bei der er abstrahierte Formen in Beziehung zueinander setzt und in einem fragilen Gleichgewicht hält. Die leicht kippende Komposition ist ein typisches Element, das man auch bei Nagares Granitskulptur auf der Außeninsel wiederfindet.
Auch am früheren World Trade Center vertreten
Im gleichen Stil hatte Nagare als wichtiger Vertreter des Nachkriegsmodernismus die großformatige Granitinstallation „Cloud Fortress“, Wolkenfestung, für das World Trade Center in New York geschaffen. Es gibt eindrucksvolle Bilder, wie dort nach dem Anschlag vom 11. September 2001 alles in Schutt und Asche lag – und nur Nagares Kunstwerk scheinbar unversehrt dastand. Um die Evakuierungsarbeiten nicht zu behindern, wurde es allerdings schnell weggeräumt und dabei leider zerstört.
Spannend an seiner Bronzeskulptur in Köln sind auch die kontrastierenden Oberflächen – mal rau, aufgebrochen, mal hochglanzpoliert. Und an der Seite gibt es Einkerbungen, die unvermutet und rätselhaft auftauchen.
Dank der neu erworbenen Skulptur tritt Nagares Kunst im MOK in einen reizvollen Trialog mit sich selbst: Draußen die Großskulptur, beim Hereinkommen der Innengarten, der gerade nach Originalplänen mit einigen wenigen Änderungen erneuert wird. Und drinnen dann Nagares Bronze im Miniaturformat.
Aufgezeichnet von Joachim Frank
In ihrem Adventskalender stellt Barbara Schock-Werner jeden Tag ein Kunstwerk aus einem von sechs Kölner Museen vor. Alle Folgen finden Sie hier: www.ksta.de/weihnachten
Das Museum für Ostasiatische Kunst, Universitätsstraße 100, 50674 Köln, ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Verlängerte Öffnungszeit bis 22 am „Köln-Tag“, dem ersten Donnerstag im Monat. Geschlossen ist das Museum montags sowie an Heiligabend, am ersten Weihnachtstag, Silvester, Neujahr – und am Tag des Köln-Marathon. Eintritt: 9,50 Euro (ermäßigt 5,50 Euro). Am „Köln-Tag“ freier Eintritt für alle Kölnerinnen und Kölner.

