Interview mit Bömmel Lückerath„Lied vom Veedel ist Verpflichtung“

Lesezeit 5 Minuten
In der Wohnküche in seinem Haus in Rath-Heumar: Günther „Bömmel“ Lückerath. (Bild: Worring)

In der Wohnküche in seinem Haus in Rath-Heumar: Günther „Bömmel“ Lückerath. (Bild: Worring)

Köln – Herr Lückerath, da müssen die Bläck Fööss erst 40 Jahre alt werden, um endlich mal ein Mottolied zu schreiben: „Bütze de Luxe“. Auf Hochdeutsch „Luxus-Küsschen“. Warum haben wir darauf so lange warten müssen?

BÖMMEL LÜCKERATH: Das ist ja auch kein Mottolied, sondern ein Lied zum Motto. Das offizielle Mottolied überlassen wir der geschätzten Kollegin Marie-Luise Nikuta. Sie ist schließlich die Motto-Queen. Normalerweise beschäftigen wir uns nicht mit dem Sessionsmotto.

Warum dann die Ausnahme?

LÜCKERATH: Von uns aus hätten wir das nie gemacht. Der Vorschlag kam von den beiden Autoren Uli Baronowsky und Hanz Thodam, der bei Hanak Bass spielt. Mit denen haben wir schon öfter zusammen gearbeitet. Die hatten diese lustige Idee. An der Rohfassung haben wir beim Arbeitsurlaub der Fööss auf Mallorca lange herum gefummelt.

Mit dem Segen der Motto-Queen?

LÜCKERATH: Ja. Wir haben uns mit Marie-Luise getroffen, unsere Lieder ausgetauscht und festgestellt: Da liegen Welten dazwischen, inhaltlich und musikalisch. Wir haben auch die Vorlage des Festkomitees nicht eins zu eins übernommen. Bei uns heißt es „En Kölle jebütz“ und nicht „In Kölle jebützt“. Wir bemühen uns ja stets um ein authentisches Kölsch.

Warum singen die Bläck Fööss nicht auch mal Hochdeutsch?

LÜCKERATH: Eher nicht. Da bleiben wir auch weiterhin der Mundart treu. Hochdeutsch machen wir nur in satirischen Zusammenhängen. Wie bei „Männer“ oder „Moni hat geweint“.

War „Moni“ der erste Bläck-Fööss-Titel, bei dem Sie auch mal singen durften? Normalerweise spielen Sie doch eher Gitarre, Flitsch und Geige.

LÜCKERATH: Nicht der erste, aber das war mein Durchbruch. Davor durfte ich schon mal als Sänger ran: „Dovon dräum ich schon esu lang, dat ich ens Drafi un Howie an de Wand singe kann.“

Jetzt kommt die neue „Karneval der Stars“ auf den Markt. Mit dem Bützlied und einem zweiten Titel, „He deit et wih un do deit et wih“. Und da hört man Sie auch wieder in der ersten Reihe singen.

LÜCKERATH: Stimmt. Die neuen Krätzchen mussten wir alle zusammen singen. Schließlich betrifft uns das doch alle, zumindest die älteren Bandmitglieder. Aber wir haben Kafi auch erlaubt mitzumachen, obwohl der erst seit 15 Jahren dabei ist. Und der Gus spielt die Quetsch dazu.

Ist es bei Ihnen denn wirklich schon so weit, dass es hier und da wehtut?

LÜCKERATH: Ich bin kürzlich 60 geworden. Man merkt schon so alle zehn Jahre, dass man älter wird. Genau das wollten wir mit diesem Jubiläumslied zum 40-jährigen Bestehen der Band beschreiben.

Denkt man nach so langer Zeit nicht schon mal ans Aufhören?

LÜCKERATH: Wie bitte? Nein, daran hat noch keiner auch nur Gedanken verschwendet. Wir führen die Band weiter.

Was sagen Sie zu den Gerüchten, die Bläck Fööss werden sich 2010 nach ihrem Jubiläumskonzert auf dem Roncalliplatz auflösen?

LÜCKERATH: Es sind viele Gerüchte auf dem Markt. Da ist nichts dran. Wir haben gerade alle Verträge für die Karnevalssession 2011 unterschrieben.

Aber das Konzert vor dem Dom ist kein Gerücht, oder?

LÜCKERATH: Nein, das ist so geplant. Es soll Anfang September der Höhepunkt unserer Jubiläumsfeierlichkeiten werden. Wir wollen uns damit bei den Fans bedanken und würden am liebsten umsonst spielen. Aber das geht nicht. Die Stadt verlangt eine Begrenzung der Zuschauerzahl. Deshalb werden wir einen kleinen Kostenbeitrag erheben, damit es kein Chaos gibt. Ich erinnere mich noch gut an unser 20-Jähriges an gleicher Stelle. Der Roncalliplatz ist damals aus allen Nähten geplatzt, weil keiner mit solch einem Andrang gerechnet hatte.

Damals waren Willy Millowitsch und Müllers Aap, Graham Bonney und Bap dabei. Wer kommt diesmal?

LÜCKERATH: Das wird noch nicht verraten. Natürlich werden wir Gäste haben, die uns ein Stück unseres Weges begleitet haben. Aber es wird keinen Promi-Auflauf geben.

Was ist rund ums Jubiläum sonst noch geplant?

LÜCKERATH: Wir wollen ein paar Stationen abklappern, die unsere Karriere geprägt haben: nicht nur in der Philharmonie und in der Arena, sondern auch nochmal im Senftöpfchen und im Millowitsch-Theater spielen.

Da sind die Fööss seit mehr als 15 Jahren nicht mehr aufgetreten.

LÜCKERATH: Seit der Trennung von Tommy Engel. Die Konzerte auf der Millowitsch-Bühne waren jedes Jahr wie ein kreativer Brunnen. Ohne das Millowitsch-Theater wären viele Kleinkunstsachen gar nicht entstanden. Diese Gastspiele haben uns später schon gefehlt.

Warum konnten die Auftritte in der Philharmonie das nicht kompensieren?

LÜCKERATH: Weil das etwas ganz anderes ist. In der Philharmonie haben wir immer gezeigt, was wir uns das Jahr über erarbeitet haben. Im Millowitsch-Theater wurde improvisiert und experimentiert. Da hatten wir auch öfters Gäste dabei - wie Jupp Schmitz, das Colonia-Duett oder auch Wolfgang Niedecken und Klaus Heuser. Solche Kleinkunst-Highlights konnten wir anderswo nicht mehr machen.

60 Jahre Bömmel, 40 Jahre Fööss, macht 100 Jahre kölsche Musik. Bleiben da noch Wünsche und Träume?

LÜCKERATH: Nicht wirklich. Mit der Entwicklung der Band bin ich sehr zufrieden, auch wenn es Höhen und Tiefen gegeben hat. Wir spielen immer noch in der ersten Liga und genießen, dass uns die Menschen nach 40 Jahren immer noch mögen

Überrascht Sie das?

LÜCKERATH: Ja. Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange läuft. Aber es ist wunderbar. Wir verbringen auch viel Zeit mit den Pänz in den Schulen. Da kriegt man viel zurück.

Gibt es eigentlich eine Bläck Fööss Coverband?

LÜCKERATH: Viele spielen zwar unsere Lieder nach, aber eine reine Fööss Coverband? Nicht das ich wüsste.

Und was macht Ihre eigene Coverband? Mit Ihrer ehemaligen Schülerband, den Rolling Beats, sind Sie ja immer noch aktiv.

LÜCKERATH: Klar. Die Hits aus den 50er und 60er Jahren wollen die Leute immer noch hören und mitsingen. Und wir wollen auch gar nichts anderes spielen. Zuletzt sind wir hier in Rath-Heumar beim Schützenfest und bei der Eröffnung des Marktplatzes aufgetreten.

Also mitten im Veedel. Fühlen Sie sich dort verwurzelt?

LÜCKERATH: Ja. Für mich ist unser Lied vom „Veedel“ eine Verpflichtung. Ich bin in diesem Stadtteil aufgewachsen und lebe hier. Ich habe das Rather Musikfest mitgegründet und engagiere mich im „Kulturkränzchen“. Das ist ein Verein, der die Alltags- und Kulturgeschichte des Vororts dokumentieren will. Das Veedel-Lied ist für mich das wichtigste aus unserem ganzen Repertoire. Das werden wir immer und ewig spielen.

Das Gespräch führte Norbert Ramme

KStA abonnieren