„Köln nach dem Krieg in Farbe"Dokumentarfilm zeigt den Wiederaufbau in Farbbildern

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Viel Betrieb auf der hölzernen Behelfsbrücke über den Rhein

Köln – Was für eine Trümmerwüste: So zerstört war Köln nach dem Zweiten Weltkrieg, dass es Überlegungen gab, die alte Stadt aufzugeben und Köln auf freiem Feld im Norden neu zu bauen. Doch es kam anders. Wie sich die Entwicklung bis 1960 vollzog, zeigt der neue Dokumentarfilm „Köln nach dem Krieg in Farbe“ von Hermann Rheindorf und seiner in Bickendorf ansässigen Firma Kölnprogramm.

Nach dem großen Erfolg des Films „Das alte Köln in Farbe“, der die Zeit von 1896 bis 1936 abdeckt, ist es die zweite Produktion mit kolorierten Bewegtbildern. Sie stammen aus rund 60 Quellen, sowohl privaten und als auch professionellen, etwa für die Industrie und zu Werbezwecken gedrehten Filmen.

100 Minuten voller Geschichten und Anekdoten

Aus der Fülle der Aufnahmen, von denen etwa 80 Prozent im Original schwarz-weiß sind und manche bisher nie zu sehen waren, hat Rheindorf dramaturgisch ein 100 Minuten langes Werk voller Geschichten und Anekdoten komponiert. Sie fügen sich mosaikartig zu einer Stadthistorie zusammen, die das Leben in den Trümmern, den Wiederaufbau sowie die Einkehr des Wirtschaftswunders vor Augen führt. Das Jahr 1960 ist als Ende gewählt, weil Köln damals wieder so viele Einwohner hatte wie vor dem Krieg: 730.000 Menschen. Als Sprecher für die neue Produktion hat Rheindorf wieder Christian Brückner gewonnen, der selbst in der Trümmerstadt aufgewachsen ist.

Der Zuschauer sieht, wie sich Passanten und Pferdefuhrwerke über eine Behelfsbrücke bewegen, in Kellern hausen, auf dem Schwarzmarkt feilschen und an einem stehenden Güterzug „fringsen“, also Briketts an sich bringen. Er blickt in eine Schule, erlebt die Feier zum 700. Jubiläum des Doms mit und begleitet ein US-amerikanisches Ehepaar, das vor den Nazis aus Köln geflüchtet war, bei seinem Besuch in der alten Heimat. Ein Karnevalszug bahnt sich seinen Weg durch die Trümmer, Köbesse messen sich in einem Wettrennen, Kölsch wird als vaterstädtische Biermarke eingeführt – und unentwegt laufen die Arbeiten des Wiederaufbaus. Man sieht Näherinnen in einer Fabrik, blickt in ein Schlachthaus und eine Metzgerei, schaut zu, wie Peter „die Aap“ Müller im Boxring den Schiedsrichter ausknockt und der 1. FC Köln gegen Preußen Dellbrück spielt.

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Die neue Oper wird gebaut, Köln wandelt sich – unübersehbar am Dom, wo sich ein riesiger Parkplatz ausdehnt – zur autogerechten Stadt, die Bundesgartenschau findet statt und die Konsumwelle schwappt in die Haushalte. Die Eröffnung der Severinsbrücke im Jahr 1959 kann als Symbol für den Abschluss des Wiederaufbaus stehen, denn sie ist der erste vollständige Brücken-Neubau in Köln nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kolorierung verleihe der Dokumentation „zusätzlichen Schauwert und Nähe“, sagt Rheindorf. Bildqualität und Farbgebung sind im Vergleich zur vorherigen Produktion verbessert worden.

„Köln nach dem Krieg in Farbe“ ist erhältlich als DVD für 14,80 Euro im Handel, bei shop.ksta.de und rheindvd.de, ebenso als VoD.

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