„Situation drastisch“Kölner Patient bekommt nach mehreren Stunden ein Intensivbett

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Die Zahl der freien Intensivbetten ist in Köln stark begrenzt.

Köln – Aus Sicht der Kölner Kliniken ist die bundesweite Corona-Notbremse dringend notwendig. „In den Kliniken der Stadt Köln sind die Intensivstationen zu 100 Prozent belegt“, sagt Prof. Horst Kierdorf, Direktor der Städtischen Kliniken, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er begrüßt die Enscheidung für eine bundesweite Notbremse bei hoher Inzidenz, hält diese allerdings für verspätet. Auch an der Uniklinik spitzt sich die Lage zu. „Die regulären intensivmedizinischen Kapazitäten sind annähernd ausgelastet“, erklärt Sprecher Timo Mügge. Derzeit werden allein an der Uniklinik 46 Covid-Patienten behandelt, 32 von ihnen auf Intensivstationen.

„Wir haben unsere leitenden Mitarbeiter angewiesen, planbare Eingriffe, die einen Intensivaufenthalt nach sich ziehen, nicht mehr durchzuführen“, sagt Kierdorf, verantwortlich auch für die Intensivstationen der städtischen Kliniken. Der Notfallversorgung bei Schlaganfall oder Herzinfarkt „können wir sonst nicht mehr nachkommen.“

Kölner Kliniken: Nicht jeder schwer Erkrankte findet Platz

In der Nacht zu Dienstag habe der Rettungsdienst zwischen drei und vier Stunden gebraucht, um einen intensivpflichtigen Patienten in einer Kölner Klinik unterzubekommen. „Die Situation in Köln ist drastisch“, sagt Kierdorf. Prof. Alex Lechleuthner, leitender Notarzt der Kölner Feuerwehr, sagt: „Die Lage ist sehr, sehr ernst.“ Bislang könne allerdings „jeder Notfall intensivmedizinisch betreut werden.“

Alles zum Thema Feuerwehr Köln

Das könnte Sie auch interessieren:

Die städtische Klinik in Merheim sei neben der Uniklinik „die einzige Kölner Klinik, die als Maximalversorger spezielle Beatmungsverfahren anbieten kann“, so Kierdorf. Es laufe „für uns und die Uniklinik aktuell darauf hinaus, dass schwerstkranke Patienten übernommen werden, Patienten mit etwas leichteren, aber auch schweren Erkrankungen nicht mehr.“ Die Kapazitäten seien schlicht nicht vorhanden.

Corona-Pandemie: Kommt das neue Gesetz zu spät?

Die nun auf den Weg gebrachte Änderung des Infektionsschutzgesetzes „stellt eine Vorgehensweise dar, die von Medizinern seit längerer Zeit gefordert wird“, so Kierdorf: „Ich unterstütze das – auch auf Grundlage der persönlichen Erfahrung in den Krankenhäusern – komplett.“ Doch es wäre aus seiner Sicht „sicherlich sinnvoll gewesen, das Ganze zwei oder drei Wochen früher auf den Weg zu bringen. Dann würde der Lockdown jetzt wirken.“ So stehe man in den Kliniken nun „vor sehr, sehr spannenden Wochen. Wir haben eine Situation, die wir in der ersten und zweiten Welle nie hatten.“ Mit Besserung rechne er kurzfristig nicht.

Die beschlossenen Ausgangsbeschränkungen, die ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 lokal greifen sollen, hält Kierdorf für „etwas Symbolisches.“ Dass Menschen nicht aus der eigenen Wohnung gehen, „bringt an sich wenig bis gar nichts“, sagt der Mediziner. Er befürwortet die Maßnahme dennoch: „Die privaten Kontakte sind die Hauptursache der wiederaufflackernden Pandemie, daran gibt es keinen Zweifel.“ Die Ausgangssperre führe „zu weniger privaten Kontakten – und hat eine klare Signalwirkung.“

KStA abonnieren