„Wie soll ich das denn kontrollieren?“So reagiert der Kölner Einzelhandel auf 2G

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Schon am Black Friday galt auf der Schildergasse Maskenpflicht. Jetzt kommt die 2G-Regel hinzu.

Köln – Lange wurde über verschärfte Maßnahmen diskutiert, nun wurden sie beschlossen: als Reaktion auf die Rekord-Inzidenzzahlen entschlossen sich die Vertreter auf dem Bund-Länder-Treffen zu weitreichenden Maßnahmen, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Unter anderem kommt auf den Einzelhandel nun die 2G-Regel zu. Abgesehen von Geschäften des täglichen Bedarfs wie Supermärkte und Apotheken haben nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt zum Einzelhandel.

Wann genau die neuen Regelungen in Kraft treten, steht noch nicht fest. Erst müssen sie in den Verordnungen der Länder verankert werden. Ob das schon bis zum Wochenende passiert, ist unklar. Die Reaktionen des Kölner Einzelhandel auf die 2G-Verordnung reichen von Zustimmung über Ratlosigkeit bis hin zu Wut.

Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbands Aachen-Düren-Köln, bezeichnet die 2G-Regelung als „zweischneidige Sache". Auf der einen Seite wünschten sich die Einzelhändler schon länger schnelle und klare Regeln, um den Worst-Case eines Lockdowns zu vermeiden. „Viele finden die 2G Regel deswegen gut. Auch weil die Händler und ihre Kunden sich dadurch sicherer fühlen." Auf der anderen Seite sei die Kontrolle des Impf- oder Genesenenstatus für viele Geschäfte eine große Herausforderung. Außerdem würden Ungeimpfte ihre Weihnachtsgeschenke nun wohl weitestgehend Online kaufen. Das Geld lande also mal wieder bei Amazon und Co. „Das ist schon eine Wettbewerbsverzerrung“, so Hamel. Er rechne deswegen mit Umsatzeinbußen für den Einzelhandel in Köln.

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„Politik wälzt Lage auf Einzelhändler ab“

Für Klaus Bittner ist die 2G-Regelung schlichtweg "Schwachsinn.“ Er fragt sich: „Wie soll ich das denn kontrollieren? Wir können nicht so einfach jemanden den ganzen Tag vor die Tür stellen." In seiner Buchhandlung unweit der Ehrenstraße arbeiten sechs Mitarbeiter die „rund um die Uhr" beschäftigt seien. Er wolle sich nun an den Börsenverband des deutschen Buchhandels wenden und scheut auch vor einer Klage nicht zurück. „Die Politik kriegt die Lage nicht in den Griff und wälzt sie nun auf die kleinen Einzelhändler ab, das finde ich unerträglich", sagt Bittner.

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Sabine Helling von Muskelkatersport auf der Zeltinger Straße in Zollstock ist spürbar ratlos angesichts der neuen Regeln. Sie könne verstehen, dass die Politik reagieren musste. 2G halte sie gerecht gegenüber den Menschen, die sich impfen lassen und sich so solidarisch zeigen. „Man hört im Einzelhandel genug dumme Argumente gegen das Impfen. 2G scheint mir allerdings nicht richtig durchdacht." Auch Hellwig weiß nicht, wie sie ihre Kunden kontrollieren soll. "Wir stehen hier mit 4 Mann im Laden. Soll nun immer einer vor der Tür stehen und kontrollieren?" fragt sie sich.

Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW schlägt versöhnliche Töne an. Der Verband vertritt 1,2 Millionen Beschäftigte, viele davon Handwerker mit Ladengeschäft. Vor allem für diese dürften die Beschränkungen "schmerzlich" seien, heißt es in einer Pressemitteilung. "Trotzdem ist es gut und richtig, dass jetzt konsequent gehandelt wird. Die beschlossenen Maßnahmen sind erforderlich, um der vierten Welle nicht permanent hinterherzulaufen." Ein Lockdown ließe sich anderes kaum verhindern, heißt es weiter. „Das Gebot der Stunde lautet also: Schnell impfen und 2G konsequent kontrollieren, um endlich wieder vor die Welle zu kommen“, so Ehlert.

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