„Wir sind alt, aber nicht zu alt“Band Blind Guardian stellt neues Album in Köln vor

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Frederik Ehmke und Hansi Kürsch bei der Präsentation von „The God Machine“ in Köln.

Köln – Vor dem Schiffsanleger der „MS Rheinland“ am Musical-Dome hat sich eine Schlange gebildet. Doch viele Wartende müssen unverrichteter Dinge zurück bleiben. An Bord des kleinen Schiffes gelangt nur eine Hand voll Gäste. Eingeladen hat eine der dienstältesten deutschen Metal-Bands.

Während die „Rheinland“ gemächlich stromaufwärts gleitet erklingen im Fahrgastraum die ersten Klängen des neuen Werkes von Blind Guardian. In Meerbusch geboren und in Krefeld aufgewachsen fühlt sich Sänger und Bandmitbegründer Hans Jürgen Kürsch, der eigentlich nur Hansi gerufen wird, als Rheinländer durch und durch. Da sich die Band in der Vergangenheit inhaltlich mit Mythen auseinandergesetzt hat und der Rhein als der Fluss der Mythen gilt, war eine Album-Präsentation in dieser Richtung naheliegend. „Ich bin am Rhein groß geworden und bei Köln fängt er an richtig schön zu werden. Auch wenn wir immer Zweitnutzer eures Hochwassers sind“, sagt Kürsch im Gespräch, während das Schiff gerade Porz passiert.

Die harte Seite

Der zuvor gewonnene Eindruck der am 2. September erscheinenden CD „The God Machine“ zeichnet eine härtere, in der Form noch nicht dagewesene Seite von Blind Guardian. Zwar wurden einige der neuen Stücke bereits vor Beginn der Pandemie geschrieben, doch die Produktion verlief unter deren Umständen. Kürsch befürchtet noch nicht absehbare individuelle und gesellschaftliche Folgeschäden der Pandemie. „Für uns allerdings war es aus kreativer Sicht gut, weil wir uns Zeit nehmen konnten. Wir konnten uns Gedanken machen: Was wollen wir überhaupt? Es muss uns repräsentieren und es muss die Zeit repräsentieren“, bestätigt Kürsch den Einfluss. „Für mich hätte es sogar noch ein bisschen härter sein können. Bei der Vorproduktion war ich teilweise sogar schon im Death Metal-Bereich unterwegs. Da haben die anderen Bandmitglieder aber ihr Veto eingelegt.“

So dürften einige Nummern wie „Violent Shadows“, die mit einer starken Thrash-Metal-Note daherkommen, für Überraschung sorgen. In dem etwas getrageneren Stück „Secrets Of The American Gods“ setzt sich die Gruppe mit dem atmosphärisch dichten Roman „American Gods“ auseinander, der zugleich Vorlage für die gleichnamige Amazone-Prime-Serie ist. Dabei geht es um gestrandete Gottheiten, die im Konflikt mit den modernen Gottheiten der Technologie stehen. „Dieses traurige Dasein als Unsterblicher in einer neuen Welt fand ich sehr spannend“, erklärt Kürsch die Intention.

Neben der neuen Scheibe der Krefelder gibt es für die Freunde harter Gitarren-Musik einen weiteren Grund zur Vorfreude. Den Besuch von Hansi Kürsch und seinen Band-Kollegen Frederik Ehmke (Schlagzeug) und Marcus Siepen (Gitarre) nutzt der Bonner Filmemacher Moritz Hellfritzsch für Dreharbeiten zu seinem neuesten Projekt.

Alt, aber nicht zu alt

Mit Unterstützung von Tobias Kuhl und seinem Team der Cologne Custom Studios aus Kalk arbeitet Hellfritzsch an einer Dokumentation über die Entwicklung und den Status quo der Heavy-Metal-Szene im Rheinland. Unter dem Titel „Rhein Metal – A Mind Of Metal“ soll der Film in etwa zwei Jahren fertig sein. Da sind Blind Guardian, die bereits im vierten Jahrzehnt existieren, genau die richtigen Gesprächspartner. „Wir sind alt, aber nicht zu alt“, lacht Kürsch bei dem Gedanken an die lange Zeit im Musikgeschäft. „Als wir angefangen haben dachten wir, in einem Jahr sind wir weltberühmt. Wir haben nicht weiter als zehn Jahre gedacht. Wir wollten Weltstars werden. Irgendwann haben wir gar nicht mehr über Zeiträume nachgedacht.“

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Dreharbeiten zum Dokumentarfilm „Rhein Metal – A Mind Of Metal“ auf der MS Rheinland mit Hansi Kürsch und Frederik Ehmke von Blind Guardian.

Bereits am 14. September wird es ein Wiedersehen geben. Dann werden die Krefelder im Rahmen ihrer Tour im E-Werk Station machen. Im Rahmen der Show werden Hellfritzsch und seine Mitstreiter erneut für ihren Doku-Streifen drehen. Dann mit festem Boden unter den Füßen.

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